AK für Sie, Oktober 2018

Wissen ANGRIFF DER LANDRÄUBER 28 AK FÜR SIE 10/2018 E s ist ein Traum von Landwirt- scha sindustriellen, der sich bei uns nicht verwirklichen lässt: Eine Doppelreihe Erntemaschinen, so groß wie Mähdrescher, fährt durch ein Feld, das ewig groß ausschaut. Das geht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, für das Feld wurden tausende Hektar Wald geschlägert, und die Arbeiter be- kommen o weniger als den örtlichen Mindestlohn von umgerechnet 265 Euro im Monat. So läu es in Brasilien, wo Schneise um Schneise in den Regenwald geschlagen wird, um Soja vor allem als Tierfu‰er zu produzieren. Dafür werden Kleinbauern vertrieben, Indios verlieren ihr Gebiet – und auch die EU macht sich inzwischen Sorgen, dass so die Erderwärmung nicht Zucker für den Kaffee, Baumwolle fürs T-Shirt, Tee für Genießer, Soja für dieTierzucht: Dahinter stehen bis heute Landraub und Vertreibung. zu stoppen ist. Weil: Weniger Wald holt weniger Kohlendioxid aus der Atmosphä- re, die sich so stärker au”eizt. Doch wer sich nur ums Klima Sorgen macht, wird es nicht schaffen, die Proble- me der Rohstoffgewinnung in den südli- chen Ländern für Europa und die USA zu lösen. Das meinen die Wissenscha erIn- nen des internationalen Forschungspro- jekts zur 600-jährigen Geschichte der weltweiten Rohstoffausbeutung mit Sitz an der US-amerikanischen Havard-Uni- versität: Es muss auch gegen Landraub, Menschenraub und Vertreibung gehen. Menschenraub für Zucker Alles fing mit dem Zucker an, so die For- scherInnen. Bis zum 15. Jahrhundert war Zucker ein Luxusprodukt aus demZucker- rohr, das auf einigen Mi‰elmeerinseln und in Andalusien angebaut wurde. Die spanischen Eroberer unter Kolumbus brachten es auf die karibischen Inseln, verdrängten und töteten die Ureinwohner und ließen sich von portugiesischen und dann holländischen Seefahrern mit Skla- Geschuftet bis zum frühenTod: Zuckerrohr-Sklaven im18. Jahrhundert Foto: British Library / akg-images / picturedesk.com

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