AK für Sie, Dez. 2018 / Jän. 2019

10 AK FÜR SIE 12/2018–01/2019 Aktuell Ein Projektleiter sagt: „Ich habemich kaputt- gearbeitet.“ Ein Koch bricht zusammen, weil er ein Jahr lang 60Stunden proWoche in der Küche stehen musste.Wo bleibt da die Freiwilligkeit? W er selbst über die Arbeits- zeit bestimmt, arbeitet nicht unbedingt kürzer. Das zeigt die Geschichte von Herrn S., einem ehemaligen Projektleiter bei ei- ner Arbeitskräe-Überlassungsfirma: Durch die hohe Arbeitsmenge musste er o sehr lange arbeiten. Bis zum Juni 2017 ha„e er 455 Gutstunden angesam- melt, die weder in Geld noch in Zeit ausgeglichen worden waren und die hauptsächlich in den vergangenen zwei Jahren angefallen waren. Er wurde krank und war mehrere Monate hin- durch nicht arbeitsfähig. Schließlich bekam er die Kündigung. VierJahre lang kein Urlaub Zu diesem Zeitpunkt ha„e Herr S. noch den Urlaubsanspruch für mehr als vier Jahre offen! Ihm war zugesichert wor- den, dass der Anspruch nicht verjähren würde, wenn er aus Rücksicht auf die Firma nicht frei nimmt. „Vor drei Jahren war ichmit meiner Frau in Kroatien, ge- plant waren zwei Wochen. Nach einein- halb Tagen habe ich den Urlaub aber abgebrochen, weil ich keinen Urlaub brauche, wenn ich am Tag zwanzig An- rufe vom Chef bekomme und er sagt: ‚Bist eh telefonisch erreichbar?‘“ Herr S. leidet nach wie vor unter seinem Burn- out und sagt: „Ich habe mich kapu„ge- arbeitet!“ Koch brach zusammen Andere ArbeitnehmerInnen haben über- haupt keinen Spielraum, selbst über ihre Arbeitszeit zu bestimmen: Fast ein Jahr arbeitet Cedomir C. als Koch in einer Piz- zeria 60 Stunden in der Woche. Alleine die Öffnungszeiten der Pizzeria: 11 bis 15 und 18 bis 22 Uhr, Vor- undNacharbeiten noch nicht mitgerechnet. Täglich zehn Stunden von Montag bis Samstag – das wurde Cedomir C. zu viel. Als er in die Apotheke ging, um seinen Blutdruck zu messen, brach er zusammen und ging darauf in Krankenstand – worauf er ge- kündigt wurde. Vor Gericht bestri„ sein ehemaliger Chef die überlangen Arbeits- zeiten und behauptete frech, der Arbeit- nehmer habe halt privat viel Zeit im Lo- kal verbracht. Die AK erkämpe für Ce- domir C. 9.100 Euro Nachzahlung u.a. für Lohn, Überstunden und Urlaub. ■ Katharina Nagele-Allahyari FREIWILLIG LÄNGER DA? KeineMitsprache bei Arbeitszeit Eine neue Studie im Auftrag der AK zeigt, dass die Mehrheit keine Mitsprache bei der Arbeitszeit hat. Menschen mit Pflichtschul- abschluss können amwenigsten über ihre Arbeitszeit bestimmen, Menschen mit Hochschulab- schluss ammeisten. Quelle: FORBA, Statistik Austria 58% 29% 13% keine Mitsprache bestimmen selbst bestimmen teils mit Wann es Zeit ist, nach Hause zu gehen, bestim- men ArbeitnehmerInnen nicht selbst Foto: Christian Fischer

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