AKFS Juli/August 2020

wien.arbeiterkammer.at AK FÜR SIE 07-08/2020 11 Maturantin Julia (links), Matura-Kollegin Katarina im Park: finden nicht einmal Ferienjobs, um sich überWasser zu halten. Jugendlichen jetzt sofort!“ Jahren, denen die Firmen auf der Suche nach einem Lehrplatz oder einem Job die kalte Schulter zeigen: Für AK Präsidentin Renate Anderl und Gewerkschaftsjugend- Vorsitzende Susanne Hofer ist das untrag- bar. Sie fordern dringend Maßnahmen. Susanne Hofer will etwa Verbesserungen in den Berufsschulen. Die sind zumTeil noch in der digitalen Steinzeit. S usanne Hofer erzählt von einer Berufs- schule, wo in den Klassenräumen der Overhead-Projektor das modernste Gerät ist: „Wie sollen die Lehrlinge da zu hoch- qualifizierten Fachkräften werden?“ Not- wendig sei eine Digitalisierungs- und gene- rell eineWeiterbildungsoffensive an den Berufsschulen. Renate Anderl stimmt zu. Und vor allem, so die AK Präsidentin, muss der Bund für mehr Lehrplätze sorgen. E s werde heuer in den Betrieben 10.000 Lehrplätze weniger geben als voriges Jahr, so eine Unternehmer-Initiative. Renate Anderl: „So geht’s nicht.“ Zusätz- lich zu den Betrieben müsse der Bund ausreichend überbetriebliche Lehrstellen finanzieren. Notwen- dig seien auch Ausbildungs- plätze für arbeitslose junge Erwachsene. Dafür be- teiligt sich jetzt die AK an derWiener Stiftung Zukunftsberufe. Mehr auf Seite 12. n PM nen Job – um fast 20.000 mehr als voriges Jahr (Grafik links). Die Firmen genierten sich nicht, sie wegen der Corona-Krise nach maximal ein, zwei Jahren im Betrieb zu kündigen. Oder sie haben gerade die Matura gemacht – und haben derzeit trotz gutem Abschluss schlechte Chancen auf ihre erste Arbeit. MaturantInnen unter Druck Katarina hat das Maturazeugneis Ende Juni in der Handelsakademie des BFI Wien gekriegt. Sie „möchte auf eigenen Beinen stehen und so schnell wiemöglich von daheim ausziehen“. Also sucht sie ei- nen Job. Aber: „In meinem Bereich sind derzeit nicht viele Stellen zu finden“, so die 19-Jährige. Sie sitzt mit ihrer Matura- Kollegin Julia imPark. Um sich die Zeit zu vertreiben und sich auszutauschen. Beide machen sich Sorgen, ob ihre we- gen der Corona-Schulsperre abgeschlank- te Matura für die Jobsuche den gleichen Stellenwert hat wie eine normale Matura. Katarina: „Uns wurde versichert, dass un- sere Matura gleichwertig ist, aber sicher bin ich mir da nicht.“ Der Bildungsmi- nister sollte in der Öffentlichkeit stärker betonen, dass die heurige Matura ge- nauso viel zählt wie die voriges Jahr. Julia will im Herbst studieren. „Ich habe im August eine Aufnahmeprü- fung auf der Uni.“ Sollte sie die Prüfung nicht schaffen, will auch sie Arbeit suchen. Wie Katarina findet sie es Alle Fotos: Christian Fischer Gerechtigkeit lässt nicht nach.

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