AKFS Juli/August 2020
14 AK FÜR SIE 07-08/2020 wien.arbeiterkammer.at Karriere DER KURSAUF DERCOUCH Kein Dresscode, keine langenWege, aber der Austausch mit den KollegInnen fehlt. Ein Erfahrungsbericht aus dem virtuellen Kursraum. M eine Jogginghose hat ausge- beulte Knie und auf einer Seite ein kleines Loch. Sie ist un- schlagbar bequem, doch die Wohnung würde ich damit nur ungern verlassen. Das muss ich heute Abend auch nicht, obwohl ich um 18 Uhr an einem Kurs für meine Ausbildung zur Social-Media-Ma- nagerin teilnehme. Corona-bedingt kommt der Kursleiter zu mir ins Wohn- zimmer – virtuell via „Zoom“. Zoom ist ein Programm für Videokonferenzen und Online-Schulungen. Ich habe es mir auf dem Sofa gemüt- lich gemacht. Der Laptop steht bereit, eine Tasse Tee und eine Tafel Schokolade sind in Griffweite. Über einen Link kön- nen alle KursteilnehmerInnen einen vir- tuellen Raum des Webinar betreten. DerTratsch in der Pause fehlt Zu Beginn der Corona-Ausgangsbe- schränkungen fand ich es schade, dass vor Ort kein Unterricht mehr stattfinden kann. Schließlich war der Austausch mit den KollegInnen in den Pausen immer eine Bereicherung. Jetzt tauschen wir eif- rig Nachrichten über WhatsApp aus – nicht nur wichtige Infos, sondern auch einiges an Blödeleien. Die Ortsunabhängigkeit beim E-Lear- ning hat seine Vorteile –auch wenn der Anlass der Corona-Krise kein schöner war. Ich spare Zeit und Geld für die An- reise und kann von überall an der Vorle- sung teilnehmen. Egal ob ich im Kaffeehaus sitze oder im Freibad liege. Einzige Voraus- setzung: Ich brauche eine passable Internetverbindung und einen Laptop. Marsmännchen Ich klicke auf den Link, den uns der Trainer geschickt hat. Bekannte Gesichter erschei- nen am Bildschirm – und mit ihnen Einblicke in unter- schiedliche Wohnwelten. Wer ein unaufgeräumtes Zimmer verbergen will, kann seinen Hintergrund weichzeichnen und so mehr Privatsphäre schaffen. Auch virtuelle Hin- tergrundbilder stehen hoch im Kurs: Eine Kollegin wurde offenbar gerade von Außerirdischen entführt, ein anderer entspannt sich am Traumstrand unter Palmen. Doch jetzt ist keine Zeit, um sich Ur- laubsfantasien hinzugeben. In der heuti- gen Einheit werden die Diplomarbeiten besprochen, und gleich sind mein Kolle- ge Stefan und ich an der Reihe. Aufgabe war es, zu zweit eine Social-Media-Stra- tegie für ein Unternehmen zu ent wickeln. Das war gar nicht so einfach, denn der Austausch mit meinem Team- kollegen und mit unserem Kunden er- folgte nur über Telefon und Internet. Trotzdemhaben Stefan und ich die Arbeit bereits fertiggestellt. Muss dringend jonglieren An dieser Stelle ist anerkennender Ap- plaus durchaus angebracht. Schließlich lauern in den eigenen vier Wänden über- all Ablenkungen, die vom Schreiben ab- halten. Wichtige Dinge, die dringend er- ledigt werden müssen: ein neues Rezept Alle Fotos: Lisi Specht Unsere Autorin Sabine Steigenberger macht es sich daheim im virtuellen Klassenzimmer gemütlich, die Schoko griffbereit.
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