AK Für Sie Juni 2020

4 AK FÜR SIE 06/2020 wien.arbeiterkammer.at Aktuell NEUSTART FAIR UNDÖKO DieWirtschaft muss wieder hochfahren. Die AK hat einen Plan vorge- legt, wie den Menschen und dem Klima geholfen werden kann. O hne Corona wäre Vanessa G. (23 Jahre) jetzt genau da, wo sie es sich gewünscht hätte: Sie hätte eine Teilzeitstelle in der Personalverwal- tung. Von dem Verdienst könnte sie gut leben und nebenher die Matura nachho- len. Sie hatte alles dafür getan, damit das gelingt. Ihr Praktikum in einer Woh- nungsgesellschaft war erfolgreich absol- viert. Sie sollte übernommen werden. Doch von einem Tag auf den anderen war alles weg. Und die Aussichten, etwas Ver- gleichbares zu finden, sind nicht rosig. Statt 1.000 Euro nettomuss Vanessa G. mit knapp 800 Euro Arbeitslosengeld im Monat auskommen. „Es geht mir wirklich nicht gut, ich versuche aber positiv zu bleiben“, sagt sie. Sie bewirbt sich immer wieder, bisher folgt meist eine Absage nach der anderen. „Einmal hatte ich ein Angebot mit einem Stundenlohn von fünf Euro“, erinnert sich Vanessa G. Das hat sie abgelehnt. Sie hofft, bald eine Ar- beit zu finden, „wo auch fair bezahlt wird“. Mehr fürArbeitslose Wie Vanessa G. geht es derzeit mehr als 500.000 arbeitssuchenden Menschen in Österreich. WirtschaftsexpertInnen be- fürchten, dass viele Unternehmen kaum neue MitarbeiterInnen einstellen oder die Krise nicht überstehen werden. Österreichs Wirtschaft braucht einen Neustart. „Und dabei muss es gerecht zu- gehen“, sagt AK Präsidentin Renate An- derl. „Gerecht heißt etwa: Das Arbeitslo- sengeld soll erhöht werden, von derzeit 55 Prozent des letzten Nettoge- halts auf 70 Prozent. Gerecht heißt, dass mit der Einführung von Steuern auf Multimillio- närs-Vermögen diesmal alle zur Bewältigung einer Krise beitra- gen sollen. Damit sollen sinn- volle Investitionen etwa in kli- mafreundliche Technologien oder die Bahn möglich werden, um die Wirtschaft wieder anzu- kurbeln“, so die AK Präsidentin. Kaum jemand, der derzeit Arbeit sucht, hat es leicht. Älte- re Menschen finden, einmal ar- beitslos, nur schwer wieder eine passende Stelle. Berufseinstei- gerInnen wie Vanessa G. müssen fürchten, wichtige erste Berufserfahrun- gen zu verpassen. Allein etwa 85.000 Menschen unter 25 Jahren sind in Öster- reich arbeitslos. Jobs und Klimaschutz Denise Hollerer und Maximilian Swobo- da sind derzeit in einem vom AMS fi- nanzierten Kurs am BFI Wien, um sich aufs Arbeitsleben vorzubereiten. In der Krise wurde online unterrichtet. Beide machen derzeit eine überbetriebliche Lehre als E-Commerce-Kauffrau/Kauf- mann am BFI in Döbling. Sowohl Denise als auch Maximilian fanden den Online- Unterricht gut. Sie hatten zu Hause In- ternet und PC. So gut ging es aber nicht allenMitschülerinnen und Mitschülern. „Wir haben einigen ältere PCs und Lap- tops zur Verfügung gestellt“, sagt Jan Weinrich, Pressesprecher des BFI Wien. Auch die Arbeiterkammer hat in Wie- ner Berufsschulen Tablets und Laptops finanziert. Jetzt geht es darum, Öster- reich fair und gerecht neu zu starten. „Das heißt, den Menschen zu helfen und gleichzeitig die Klimakrise zu bekämp- fen. Wir müssen in den Klimaschutz in- RolandWegleitner und Jürgen Lindner (rechts) arbeiten für die Firma Europten an der Elektrifizierung der Ostbahn: Investitionen in die Bahn sichern Jobs. Vanessa G. hat wegen Corona den Start in eineTeilzeitstelle verpasst. „Ich versuche positiv zu bleiben und bewerbe mich weiter.“

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