AK für Sie, Oktober 2018
wien.arbeiterkammer.at AK FÜR SIE 10/2018 11 se“ mit den Kassenärzten neu verhandeln. Ein neuer für ganz Österreich geltender Vertrag wird nach Expertenschätzungen mindestens 500Millionen Euromehr kos- ten. „Insgesamt sind das 2,1 Milliarden Mehrkosten. Bezahlen werden am Ende die Patientinnen und Patienten“, warnt AK Experte Panhölzl: „Mit Leistungskür- zungen und mit langen Wartezeiten etwa auf Chefarztgenehmigungen.“ WenigerMitbestimmung Weniger Geld für die Kassen: Wer wird künig darüber entscheiden, was die Kasse noch zahlt, wenn es zu Kürzungen bei den Leistungen kommt? Bisher hat- ten in den Gebietskrankenkassen die VertreterInnen der ArbeitnehmerInnen die Mehrheit. Das hae auch gute Grün- de: Die Gebietskrankenkassen versi- chern über sieben Millionen Beschäig- te. Und auch bei der Finanzierung der Krankenkassen zahlen die Beschäigten mit ihren Versicherungsbeiträgen und den Zuzahlungen mehr ein als die Ar- beitgeber. Künig aber werden den Ar- beitnehmer-VertreterInnen gleich viele VertreterInnen der Arbeitgeber gegen- überstehen. „Wir befürchten höhere Selbstbehalte für die Menschen“, warnt Panhölzl. RegionaleVorsorge geht unter Sta neun Gebietskrankenkassen nur noch eine? Das klingt auf den ersten Blick verlockend. Doch Zent- ralisierungen bringen nicht immer mehr Effektivität: Ge- rade Krankenkassen müssen sehr viele Einzelfallentschei- dungen treffen. Für sieben Millionen Versicherte wird künig eine Verwaltung sta bisher neun zuständig sein. „Schon jetzt ist es für die Menschen nicht einfach, mit ihren Anliegen durchzudrin- gen. Der einzelne Patient steht künig einer neunmal größeren Organisation gegenüber. Nähe zum Menschen sieht anders aus“, so Panhölzl. „Die Auseinandersetzungen der Versicherten mit den Krankenkassen werden länger dauern, die Krankheiten aber schreiten deshalb nicht langsamer voran.“ Bisher gab es neun Strukturplä- ne, die auf die Bedürfnisse der einzelnen Bundesländer genau eingehen. Das steht jetzt still.“ Panhölzl warnt vor der viel zu schnellen Reform: „Hier wird ein Husch-pfusch-Gesetz für die Verwal- tung von sieben Millionen Versicherten gemacht. Die Folgen werden die Men- schen lange spüren.“ n Ute Bösinger Für die Menschen… D ie Zwangsfusion der Kranken- kassen ist der falscheWeg. Wichtiger wären konkrete Verbesserungen für die Patientinnen und Patienten! Wir brauchen keine Zwei-Klas- sen-Medizin: Gleiche Beiträge für gleiche Leistungen in allen Kassen, egal ob man Angestellte oder Ange- stellter, ArbeiterIn, BeamtIn oder selbstständig ist. Versicherte der großen Kassen war- ten monatelang auf einen Fach- arzt-Termin, Versicherte von „klei- nen“ Kassen kommen früher dran. Das ist unfair. Es braucht ein Warte- zeit-Management, das niemanden benachteiligt. Geld für die Vorbeugung von Krank- heiten ist gut investiertes Geld: Mit derzeit gerade 19 Millionen Euro können die Krankenkassen derzeit Krankheitsvorsorge wie Nichtrau- cher-Programme machen. Das ist viel zu wenig. Therapie statt Pillen: In Österreich werden rund 300 Millionen Euro für Psychopharmaka ausgegeben. Für die Psychotherapie, die an die Ursachen seelischer Erkrankungen herangeht, gibt es dagegen nur 55 Millionen Euro. Das muss sich ändern. Wer älter wird, kann oft mit den immer härteren Anforderungen oder wegen einer jahrelangen körperli- chen Überlastung nicht mehr mit- halten. Die Antwort darauf müssen alternsgerechte Arbeitsplätze sein, nicht Dauerdruck und Altersarbeits- losigkeit. O-Ton Fotos:Thomas Lehmann Zahnmedizin gehört zu den 70 ambulanten Leistungen imGesund- heitszentrumMariahilfer Straße Dr. Jimenez-Boj von der Rheuma-Ambulanz im Gesundheitszentrum Mariahilfer Straße: Krankenversorgung nah am Menschen ist das Konzept
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