AK für Sie, Oktober 2018
wien.arbeiterkammer.at AK FÜR SIE 10/2018 29 „Lasst uns unser Land“ Für Soja-, Kautschuk- oder Ölpalmen- plantagen werden Dorfgemeinschaf- ten enteignet, Menschen vertrieben, Regenwald gerodet. Der Protest da- gegen nimmt zu. n In Brasilien kämpfen die Guarani-Kaiowá gegen die Abholzung ihres Regenwald-Gebiets für Soja- Plantagen. Sie sind die zweitgrößte Indio-Gruppe im Land. n In Mosambik (Afrika) planten das Landwirtschaftsministerium, die brasi- lianische und die japanische Entwick- lungsagentur den Soja-Anbau auf 14 Millionen Hektar Land, berichtet der Journalist Kurt Langbein in seinem Buch „Landraub“. Die mosambikani- sche BäuerInnenvertretung erreichte den Stopp des Projekts. n InWestafrika zog im März 2016 die „Karawane für Land, Wasser und Saatgut“ von Burkina Faso über Mali bis in den Senegal. Sie protestierten gegen Abkommen mit Investoren und Entwicklungsbanken für Land und Wasser, „ohne dass Rücksicht auf die fatalen Verluste für die Menschen genommen wird“. Baumwollplantage im 19. Jahrhundert in den USA: Sklaverei fortgesetzt Mit Kanonenbooten gegen chinesische Dschunken: der „Opium“-Krieg der Briten Wasser-, Land- und Saatgut-Karawane imMärz 2016 durchWestafrika. Bild: der Stopp in Kaolack, Senegal ven aus Afrika beliefern. Die geraubten Menschen mussten „unter der Peitsche“ bis zum frühen Tod auf den Plantagen schu en. Zucker war bald Massenware in Europa (heute kommt unser Zucker vor allem aus Zuckerrüben). Mit der Baumwolle – aus ihr wird die Häl e unserer Kleidung hergestellt – wiederholten die Engländer Menschen- raub und Plantagenwirtscha mit Skla- ven aus Afrika, diesmal im Süden der heutigen USA. Vorher zwangen sie die Hersteller von Baumwolltüchern in Indi- en in die Knie. England hob hohe Zölle auf die bunten Tücher aus Indien ein, wo Baumwolle schon lange angebaut wurde. Indien konnte sta der Fertigware Tuch nur noch den Rohstoff Baumwolle für die englischen Spinnereien liefern. Die Baumwollgeschichte erzählt der deutsche Autor Wolfgang Seidel in seiner „Weltgeschichte der Pflanzen“. Er schil- dert auch, wie die britische East India Company einen Krieg anzeelte, weil sie weiterhin das große Geschä mit Tee aus China machen wollte. Krieg fürTee Tee kam bis Mie des 19. Jahrhunderts nur aus China, und China ließ sich in Sil- ber bezahlen. Als der East India Company das Silber ausging, ließ sie in Indien Opi- um herstellen, das nach China ge- schmuggelt wurde. Bezahlt werden musste mit Silbermünzen. China wies Ausländer aus – das lieferte den Briten den Vorwand, in gepanzerten Kanonen- booten die chinesischen Flüsse hinauf- zufahren und alles niederzuschießen. China verlor die so genannten Opium- kriege und musste die Kolonisatoren ins Land lassen, auch Deutschland, Öster- reich-Ungarn, Japan und die USA. Kriege um Rohstoffe werden heute noch ge- führt, zuletzt gegen den Irak. Geschäft mit Saatgut Inzwischen sind es die Saatgutmultis, die die Menschen in Asien, Südamerika und Afrika unter Druck setzen. Darauf weisen die ForscherInnen zur Geschichte der Rohstoffausbeutung hin: Nur drei Konzer- ne teilen sich fast zwei Driel des Ge- schä s mit Saatgut. Sie lassen sich ihre Produkte inHandelsabkommen schützen. Dagegen gibt es zunehmend Wider- stand, vor allem in Afrika. Dort werden immer mehr Menschen für Soja-, Kaut- schuk oder Ölpalmenplantagen vom Land in die Städte vertrieben (mehr rechts). Arbeit finden sie dort nicht. Und wo sollen sie hin? n Peter Mitterhuber Soj-Ernte in Brasilien: Monokultur, wo früher Regenwald war und Menschen lebten Foto: SWISSAID Foto: Roberto Pera / dpa / picturedesk.com Fotos: Ullstein Bild / picturedesk.com
RkJQdWJsaXNoZXIy NDIxOTE=