die einen Betriebsrat haben, wird dies über-
wiegend positiv bewertet. Die befragten Un-
ternehmerInnen gaben an, dass die Vorteile,
die durch einen Betriebsrat erzielt werden,
überwiegen. Knapp ein Drittel der Unterneh-
men fördert seine Beschäftigten – sie ermög-
lichten den MitarbeiterInnen in den letzten
12 Monaten die Teilnahme an einer Weiter-
bildung. Jene, die keine Weiterbildungsakti-
vitäten setzen, erachten die Fähigkeiten der
MitarbeiterInnen als ausreichend.
Für die WienerInnen wichtig
Migrantische Unternehmen stellen jedenfalls
eine wesentliche Versorgungsfunktion für
die gesamte Wiener Bevölkerung dar und
sind selten im Sinne von Nischenökonomien
auf Personen derselben Herkunft fokus-
siert: Die Mehrheit der KundInnen, nämlich
durchschnittlich fast drei Viertel, weist keinen
Migrationshintergrund auf – freilich mit Unter-
schieden je nach wirtschaftlicher Tätigkeit.
Bauunternehmen haben fast ausschließlich
einen nicht-migrantischen KundInnenstab,
hingegen spielen im Beherbergungs- und
Gaststättenwesen KundInnen mit Migrati-
onshintergrund eine deutlich größere Rolle.
Nicht nur Kebab
Mit dem Begriff der „migrantischen Ökono-
mie“ sind gemeinhin Bilder verbunden, die
von den im öffentlichen Raum „sichtbaren“
UnternehmerInnen mit Migrationshintergrund
geprägt sind – in erster Linie können Kebab-
stände und chinesische Restaurants auffal-
len, Handy- und Call-Shops und vielleicht
noch asiatische Supermärkte, türkische
wie kurdische Schneider oder armenische
Schuster. All diese Arten von UnternehmerIn-
nen gibt es, sie sind aber nur ein Ausschnitt
des reichhaltigen migrantischen Unterneh-
mertums in Wien. Die Befunde der AK Stu-
die zeigen jedoch ein weit differenzierteres
Bild: Die Wiener migrantische Ökonomie ist
vielfältig und umfangreich, wenngleich die
Kennzahlen zu Beschäftigungs- und Wert-
schöpfungseffekten bedingt durch klein­
teilige Strukturen eher bescheiden ausfallen.
INTERVIEW
Das Deli Projekt
Was ist Deli?
In diesem
Projekt, finanziert von der
EU Kommission, untersuchen
zehn europäische Städte ihre
migrantische Struktur. Sie
wollen dabei Impulse für die
Gleichstellung migrantischer
UnternehmerInnen setzen.
Welche Ziele hat Deli?
Mig-
rantische UnternehmerInnen
kämpfen mit spezifischen Pro-
blemen, dafür sollen Angebote
entwickelt werden. Es geht um
drei Themen: Unterstützung
im Bereich Supplier Diversity;
Öffentlichkeitsarbeit; Konzep-
tion eines Self-Assessment-
Tools zur Erkennung des
Entwicklungsbedarfs, das ein
international vergleichendes
Benchmarking ermöglicht.
Was ist Supplier Diversity?
Beim Einkauf sollten Öf-
fentliche Verwaltungen und
große Unternehmen auch
migrantische Betriebe berück-
sichtigen. Es geht nicht um
Bevorzugung, sondern um
Gleichbehandlung.
Was leisten migrantische
Unternehmen?
Migrantische
UnternehmerInnen tragen
maßgeblich zum wirtschaft-
lichen Erfolg einer Stadt bei.
Immer mehr MigrantInnen
haben innovative Ideen, sie
sind in neuen Technologien, im
Finanzwesen oder der Kunst
tätig. Und haben die Wahl, in
welche Stadt sie gehen.
Wie steht Wien im Vergleich
da?
Attraktiv – eine mittelgroße
Stadt, die eine überschaubare
Konkurrenzsituation hat. Viele
entscheiden sich für Wien, weil
es Stabilität, Transparenz und
Rechtssicherheit bietet.
Der Wiener Deli-Teil besteht
aus...
In der Steuerungsgruppe
sind die Stadt Wien, Interes-
sensvertreterInnen wie AK oder
WKO und die Wirtschaftsagen-
tur Wien. Es gibt einen Dialog
mit den UnternehmerInnen,
etwa gemeinsame Workshops.
Was sind hier die wichtigen
Herausforderungen?
Es ist aufwendig, relevante
Informationen zu beschaffen.
Wichtig wäre es, Information
aus einer Hand zu bekom-
men. Viele Formulare sind in
Bürokratendeutsch verfasst,
sie sollten verständlicher
formuliert sein. Ein Problem,
mit dem auch GründerInnen,
die Deutsch als erste Sprache
haben, kämpfen müssen.
Stichwort mitgebrachte Qua-
lifikationen...
Es müsste die
Möglichkeit einer informellen
Prüfung geben, damit die Men-
schen zeigen können, dass sie
ihr Handwerk beherrschen.
Wie reagiert Wien darauf?
Seit kurzem gibt es in der MA
63 eine neue Stelle zur Aner-
kennung von Qualifikationen für
Handwerksberufe.
DI
in
Shams Asadi
ist im
Iran geboren und kam mit
Zwischenstationen nach Wien.
Sie ist Menschenrechtsko­
ordinatorin der Stadt Wien.
AK Stadt · Seite 11
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Shams Asadi,
Menschenrechtskoordinatorin der Stadt
Wien, organisiert den Wiener Teil eines EU Projekts zur
Unterstützung migrantischer UnternehmerInnen.
Deli: Impulse für MigrantInnen
Deli steht für Diversity in the Economy and
Local Integration. 10 Städte untersuchen ihre
migrantische Struktur: Cartagena, Getxo, Dub-
lin, Lissabon, London/Lewisham, München,
Reggio Emilia, Rotterdam, Bukarest und Wien.
10 Städte
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10 12,13,14,15,16