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AK Stadt · Seite 4
Fotos: Helmut Pierer pierer.net (1), Bas Gijselhart (1), PPAG architects (1), Wien.gv.at (1), bluedesign – fotolia.de
Rollsplitt
Wiens Wachstum bedingt
mehr Wohnbau mit Quali-
tät. Woran orientiert sich
die moderne Architektur?
Sie wird der Individualisierung
der Gesellschaft zunehmend
gerecht. Die Frage der Ge-
meinschaft, des Zusammen-
lebens verschiedener Kultu-
ren, die Miteinbeziehung des
Freiraums und des öffentli-
chen Raums, die Realisierung
gemischter Nutzung und die
architektonische Lösung
energetischer Fragen sind nur
einige Themen, um Wohnzu-
friedenheit und damit volks-
wirtschaftlichen Nutzen zu er-
zeugen.
Passt das mit der Wohn-
bauförderung zusammen?
Die Förderung verbietet ja
keine unterschiedlichen
Lösungen. Trotzdem wäre es
wirklich interessant zu sehen,
was für ein Wohnbau in
einem restriktionsfreien Raum
herauskäme.
Ungewöhnliche Lösungen
gab es auch beim Bildungs-
campus Sonnwendviertel...
Der neue Campus ist die in
Raum übersetzte Pädagogik
der Gegenwart – eine Ganz-
tags- und Ganzjahresschule,
in der sich die Kinder zuhause
fühlen sollen. Die Übergänge
zwischen Kindergarten, Volks-
schule und neue Mittelschule
sind verwischt, die Kinder
können einander überall be-
gegnen und voneinander ler-
nen. Die Wissensvermittlung
erfolgt heute großteils durch
freies Lernen und Projektar-
beit. Die räumliche Grundein-
heit für diese Anforderung ist
der so genannte Cluster –
eine in der Größe überschau-
bare Grundeinheit aus je vier
Bildungsräumen, Projektraum
und Team-Raum für die Leh-
rer. In der Mitte liegt ein
Marktplatz mit vielen Nischen,
der als Klassenerweiterung
und als Begegnungsort dient.
Jeder Bildungsraum hat eine
vorgelagerte Freiklasse – der
Freiraum wird als Lern- und
Lebensraum stark miteinbe-
zogen. Die Unschärfe von
Räumen und Möbeln dient
dem Verhandlungsspielraum
und fördert das demokrati-
sche Bewusstsein der jungen
BürgerInnen.
Im geförderten Wohnbau
Vorgartenstraße gibt es
22 Werke von Künst-
lerInnen – wie hat die
Finanzierung geklappt?
Wir haben ein bestimmtes
Budget für die Wände der
Erschließungs­zonen zurück-
gehalten. Eigentlich ist es
unmöglich, so ein Projekt
im Rahmen des sozialen
Wohnbaus zu realisieren.
Dank des Enthusiasmuses
der Beteiligten – Künstler und
Kuratorin Li Tasser – ist es
gelungen. Der entstandene
Wert übersteigt die Investition
um ein Vielfaches. Jetzt ist es
interessant, die Langzeitwir-
kung von Kunst im Kontext
des nicht gerade kunstaffinen
Wohnbaus zu sehen.
Sie haben auch die Enzis
entworfen...
Manchmal
kommt es vor, dass ein Ding
viel kann. Mit dem Möbel im
Museumsquartier haben wir
einfache Sitzlandschaften,
Laufstege, Theken, Türme bis
hin zu unterschiedlichen tem-
porären Gebäuden realisiert.
Das ist ein Spiel mit der Geo-
metrie, das wir permanent
weiterentwickeln.
Erfrischende Ansätze im Wohnungs- und Schulbau
KREATIVE ARCHITEKTUR FÜR DEN ALLTAG
Das Wiener Team von PPAG architects hat nicht nur die Enzis im Museumsquartier
entworfen. Architektin
Anna Popelka
erzählt, wie Kunst im Wohnbau realisiert wird
und Freiräume in der Schule das Lernen und Leben erleichtern.
Manche Dinge können mehr: Die Enzis im Museumsquartier.
„Wie ist es, sich in
der Männerdomäne
Architektur durch-
zusetzen?“
„Mühsam!“
Anna Popelka
Bildungscampus
Sonnwendviertel:
„In der Mitte liegt
ein Marktplatz mit
vielen Nischen, der
als Begegnungsort
dient. Die Kinder
können einander
überall begegnen.“
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