AK Stadt · Seite 5
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Leihauto macht faul
CARSHARING ERHÖHT
DAS VERKEHRSPROBLEM
Carsharing verdrängt umwelt-
freundliche Verkehrsmittel,
behauptet eine Berliner Studie, der
Beratungsfirma Civity. Ein Leihwa-
gen wird in Berlin rund 62 Minu-
ten am Tag gefahren. Außerdem
werde Carsharing für Fahrten
von bis zu 5,8 Kilometer genutzt.
Distanzen, die auch ohne Auto
zurückgelegt werden können. Zum
Vergleich: Berliner nutzen öffent-
liche Verkehrsmittel für Strecken
von rund 10,1 Kilometer, den Pri-
vatwagen für Wege von 9,5 Kilo-
meter, das Fahrrad für Distanzen
von 3,4 Kilometern und gehen Stre-
cken knapp unter einem Kilometer
zu Fuß. Carsharing werde häufig in
der Freizeit genutzt – während der
Berufsverkehr seinen Höhepunkt
morgens zwischen 8 und 9 Uhr
habe, ist die Nachfrage bei Leihau-
tos gegen 21 Uhr am höchsten.
Bildungsspaziergang
AUF ROTEN SPUREN
DURCH DIE STADT
Das rote Wien steht im Zentrum
eines der bekannten Wiener Spa-
ziergänge. Ausgangspunkt ist der
Karl-Marx-Hof, größter Wohn-
bau der 1920er-Jahre. Zu rund
1.400 Wohnungen für etwa 5.000
BewohnerInnen wurden einst
auch viele Gemeinschaftsein-
richtungen geschaffen, u.a.
zwei Zentralwäschereien, zwei
Kindergärten und eine Mutter-
beratungsstelle. In einem der
Waschsalons ist heute eine
Ausstellung untergebracht.
Höhepunkt ist auch das Ama-
lienbad am Reumannplatz,
samt Tribünen sollte es der
Arbeiterschaft regelmäßigen
Sportgenuss bieten. Keine
Anmeldung erforderlich, der
rund zweistündige Spazier-
gang kostet 15 Euro. Info,
Treffpunkt:
Vergleich:
Wie viel Platz brauchen PKW, Bim, Bus‚ Rad und FußgängerInnen?
AUTOS UND FAHRRÄDER BRAUCHEN DEN MEISTEN PLATZ
Pro Person, die in der Stadt transportiert wird, verbraucht ein Pkw, je nach Geschwindig-
keit bis zu 140 m
2
. Das Rad belegt immerhin 41 m
2
. Bei 20% Auslastung benötigt der Bus
15,9 m
2
, die Bim 9 m
2
. Am wenigsten Fläche braucht ein/e FußgängerIn mit 1 m
2
Wie viel Quadratmeter brauchen Verkehrsmittel in der Stadt? Berechnungen der Webseite „Zu-
kunft Mobilität" ergaben, dass der Verkehr von Pkws und Fahrrädern, die größten Flächen be-
legt. FußgängerInnen und der öffentliche Verkehr sind am flächeneffizientesten. Grund: Pkws
transportieren im Durchschnitt 1,4 Personen und Fahrräder mit einer Person wenig Menschen.
Die Öffis brauchen zwar relativ viel Platz, um überhaupt fahren zu können. Doch besonders die
Straßenbahn ist aufgrund ihrer hohen Massenleistungsfähigkeit und Fahrzeugkapazität sehr
effizient. Das zeigt sich schon bei einer Auslastung von 20%.
Die Parkraumbewirtschaftung ist
nachweislich ein voller Erfolg: Die
Stellplatzauslastung sinkt, mehr
Parkplätze sind frei, der Suchver-
kehr nimmt ab. Nun macht sich
aber ein fraglicher Trend breit:
Spezialzonen in der Parkpickerl-
zone – das so genannte Anraine-
rInnenparken. Dahinter verbergen
sich speziell für Bezirksbewoh-
nerInnen reservierte Parkplätze,
auf denen nur AnrainerInnen des
jeweiligen Bezirks, die über ein
Auto samt Parkpickerl verfügen,
parken dürfen.
Das AnrainerInnenparken ist eine
argumentierbare Maßnahme in
Stadtgebieten mit Veranstaltungs-
orten (Stadthalle), die mit einer
hohen Stellplatzauslastung durch
FremdparkerInnen konfrontiert
sind. Abseits von diesen Veran-
staltungsorten besteht keinerlei
Zusatznutzen.
Außerdem sind die Zusatzregelun-
gen verwirrend. Für dieKennzeich-
nung dieser Flächen wird eine
erhebliche Anzahl zusätzlicher Ver-
kehrszeichen im Gehsteigbereich
aufgestellt. Die dadurch montier-
ten Verkehrsstangen behindern
die FußgängerInnen. Zudem wer-
den BewohnernInnen, die bereits
auf ein eigenes Auto in der Stadt
verzichten und sich nachhaltiger,
flexibler Mobilitätsformen, wie
etwa Miet- und Leihautos sowie
Car-Sharing-Modellen, bedienen,
schlechter gestellt. Hinter dem
Ruf mancher BezirkspolitikerIn-
nen nach großflächiger Einführung
des Anrainerparkens verbirgt sich
nicht mehr, als reiner Populismus
ohne jeden Nutzen für die Bewoh-
nerInnen.
DI
in
Judith Wittrich,
Abteilung Kommunalpolitik
der AK Wien
Kommentar
POPULISMUS
OHNE NUTZEN
Führung durch den Karl-Marx-Hof
Unterschiedliche Inanspruchnahme von Flächen pro Verkehrsmittel und Person
9,0 m
2
2,8 m
2
5,5 m
2
140,0 m
2
13,5 m
2
65,2 m
2
Im Schnitt mit 1,4 Pers besetzt
20%besetzt
ca 1 m
2
4 km/h
15,9 m
2
8,6 m
2
2,5 m
2
41,0 m
2
1,2 m
2
20%besetzt
n
bei 50 km/h
n
bei 30 km/h
n
bei Stillstand
,
2
Quelle: www.zukunft-mobilitaet.net
Unter 5,8 km: besser mit Öffis
1,2,3,4 6,7,8,9,10,11,12,13,14,15,...16