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AK Stadt · Seite 6
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uwanderInnen sind ein wichtiger Teil
der Wiener Wirtschaft. Fast jeder dritte
Selbstständige in Wien, etwa 30 Prozent,
stammt nicht aus Österreich. Eine Studie,
durchgeführt von der L&R Sozialforschung
im Auftrag der Abteilung Kommunalpolitik
der Arbeiterkammer Wien, zeigt: Ein Großteil
der Unternehmen sind Klein- und Kleinst-
betriebe. Etwa zwei Drittel (67%) davon
sind Ein-Personen-Unternehmen. Rund 23
Prozent beschäftigen bis zu vier Mitarbeite-
rInnen. Nur ein Prozent der Firmen hat eine
Belegschaft von 20 MitarbeiterInnen oder
mehr. Migrantische Unternehmen sind vor
allem für die lokale Wirtschaft von Bedeu-
tung – regionale und internationale wirt-
schaftliche Aktivitäten sind vergleichsweise
gering. Viele Betriebe sind noch sehr jung,
immerhin 35 Prozent wurden seit 2010 ge-
gründet, weitere 44 Prozent entstanden im
Zeitraum zwischen 2000 und 2009.
Viele leben lange in Österreich
Die Mehrheit der UnternehmerInnen mit
Migrationshintergrund ist im mittleren Alter
(zwischen 25 und 45 Jahre) und männlich:
Der Frauenanteil liegt bei knapp 40 Prozent,
ist aber im Vergleich zu Nicht-MigrantInnen
höher, dort liegt er bei rund einemDrittel. Der
Großteil der migrantischen UnternehmerIn-
nen stammt aus den so genannten Neuen
Mitgliedsstaaten der EU, der Türkei oder
den Nachfolgestaaten des ehemaligen Ju-
goslawiens. Bei den Neuen Mitgliedsstaaten
handelt es sich um Länder, die der EU 2004
beigetreten sind: Polen, Tschechien, Slowa-
kei, Ungarn, Slowenien, Rumänien, Bulga-
rien, Lettland, Estland, Litauen, Malta und
Zypern. Jede/r zehnte Wiener Unternehme-
rIn mit Migrationshintergrund ist der zweiten
Generation zuzurechnen – sie sind selbst in
Österreich geboren, nachdem die Eltern zu-
gewandert sind. Die bereits zugewanderten
UnternehmerInnen leben mehrheitlich schon
seit vielen Jahren – 21 Jahre und länger – in
Österreich. Dies gilt jedoch nicht für Migran-
tInnen aus den Neuen Mitgliedsstaaten, sie
sind überdurchschnittlich oft erst in den letz-
ten zehn Jahren zugezogen.
ÖKONOMIE DER EINWANDERER
Das Unternehmen nebenan
Migrantische Unternehmen sind ein wichtiger Faktor in Wien. Eine Studie im
Auftrag der AK zeigt, in welchen Branchen sie tätig sind, welche Stärken sie
haben, wo es eher hakt und was dringend zu tun ist.
Von Peter Prenner
Thema
Mag Peter Prenner
ist Volkswirt und
­Mitarbeiter der Abtei-
lung Kommunalpolitik
der AK Wien
Selbstständige mit Migrationshintergrund
bieten eine große Bandbreite an wirtschaftli-
chen Leistungen an. Die meisten Unterneh-
men (18 Prozent) sind dem Wirtschaftsab-
schnitt Handel zuzuordnen. Am häufigsten
ist dabei der Handel mit Kraftfahrzeugen,
Lebensmitteln, Textilien und Tabakwaren. Bei
den Unternehmen fallen 15 Prozent unter die
freiberuflichen/wissenschaftlichen/techni-
schen Dienstleistungen.
Zutrittsbarriere bei AnwältInnen
NeunProzent gehören zur BrancheVerkehr. Je
acht Prozent stellen Bau, Beherbergung und
Gastronomie. Werden die einzelnen Branchen
nach der nationalen Herkunft analysiert, zei-
gen sich deutliche Unterschiede. Es ist auffal-
lend, dass der migrantische Anteil im Bereich
der freiberuflichen/wissenschaftlichen/tech-
nischen Dienstleistungen signifikant geringer
ist, als der nicht-migrantische. Bei den ge-
bürtigen ÖsterreicherInnen beträgt er knapp
30 Prozent. Diesem Wirtschaftssegment sind
insbesondere Steuerberatungskanzleien,
Unternehmens- und Rechtsberatung, Archi-
tektur- und Ingenieursbüros, Forschung und
Entwicklung und das Veterinärwesen zuge-
ordnet. Im Gegensatz zu vielen anderen
à
Zusammengefasst
Fast jeder dritte Selbstständige
stammt nicht aus Österreich.
Etwa zwei Drittel der migran-
tischen Unternehmen sind
Klein- und Kleinstbetriebe – ihre
Leistungen kommen allen
WienerInnen zu Gute. Die
UnternehmerInnen sind gut
ausgebildet, verdienen aber
selten adäquat. Problemzonen
gibt es etwa am Bau, wo viele
in die Scheinselbstständigkeit
gedrängt und ausgebeutet
werden.
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