tig, die Gastronomie/Beherbergung in den
„Sonstigen Staaten“. Der Handel wiederum
ist eine für türkischstämmige Unternehme-
rInnen sehr wichtige Branche. Besonders
auffällig ist auch, dass der sonst weitgehend
ÖsterreicherInnen vorbehaltene Bereich der
freiberuflichen/wissenschaftlichen/techni-
schen Dienstleistungen in der Gruppe der
Ex-Jugoslawischen UnternehmerInnen die
höchsten Anteile innerhalb der migrantischen
Unternehmen aufweist.
Ein Drittel UniabsolventInnen
Ein großer Teil der befragten Unternehme-
rInnen ist sehr gut ausgebildet. Etwa
à
Wirtschaftszweigen, in denen es reicht, einen
mitunter relativ leicht erhältlichen Gewerbe-
schein vorzuweisen, sind hier die meisten
dieser Bereiche durch hohe Zutrittsbarrieren
geschützt. Rechtsanwälte/-anwältinnen benö-
tigen neben einem abgeschlossenen Studium
auch noch eine staatliche Prüfung. Ähnlich
verhält es sich in der Steuerberatung oder im
Bereich der Architektur- und Ingenieursbüros.
Hier ist der Zutritt für Personen mit Migrati-
onshintergrund offenbar besonders schwer.
Es bestehen auch deutliche Unterschiede
zwischen den verschiedenen Herkunftsgrup-
pen. Das Baugewerbe ist in der Gruppe Neue
EU-Mitgliedsstaaten vergleichsweise wich-
Vergleich: Beruf anteilig nach Herkunftsland.
Die schlecht bezahlten Branchen innerhalb der migrantischen Gruppe sind deutlich höher
AK Stadt · Seite 7
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Quelle:STATISTIKAUSTRIA–abgestimmteErwerbsstatistikaufBundeslandebenemitStichtag31.10.2010, inklusivemithelfendeAngehörigeBasis:Önace2008desUnternehmens
Wer über Wiens Märkte schlen-
dert oder die Aufschriften der Fir-
menautos studiert, merkt rasch:
Viele Selbstständige dieser Stadt
habenMigrationshintergrund. Das
ist gute Wiener Tradition.
Zu denken geben die Fakten einer
AKStudie: Viele dieser oft sehr gut
Ausgebildeten können kaum von
ihrer Selbstständigkeit leben und
machen das trotzdem. Der Groß-
teil war zuvor unselbstständig
tätig. Gleichzeitig wissen wir, dass
die Betroffenheit von Arbeitslo-
sigkeit deutlich höher ist als bei
NichtmigrantInnen. Und: Die gut
Qualifizierten unter ihnen erhalten
kaum eine Chance auf eine aus-
bildungsadäquate Stelle. Kann es
sein, dass manche dieser mig-
rantischen ExistenzgründerInnen
„Notwehrselbstständige“ sind?
Selbstständigkeit nicht als wirk-
lich freie Wahl, sondern als
Flucht aus einem immer tristeren
Arbeitsmarkt, der jenen beson-
ders schlechte Karten gibt, die
„erst“ in erster, zweiter oder drit-
ter Generation in der Stadt leben?
Was eine vielfältige und kreative
Stadt jedenfalls auch braucht, ist,
dass alle die wollen und können,
eine reelle Chance erhalten, ein
Unternehmen zu gründen und zu
führen. Nur: Das muss eine freie
Berufswahl sein.
Weniger Glanz, als vielmehr Elend
ist es, wenn ein Teil der Bevölke-
rung auf demallgemeinenArbeits-
markt so schlecht dran ist, dass
ihm nur noch der Versuch einer
prekärenExistenzgründungbleibt.
Josef Wallner, Leiter der
­Abteilung Arbeitsmarkt und
Integration der AK Wien
Kommentar
GLANZ
UND ELEND
Österreich
neue EU-Staaten (12)
eh. Jugoslawien
Türkei
sonstige Staaten
(ohne Slowenien)
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
Sonst. wirtschaftliche
Dienstleistungen
Bau
Beherbergung und
Gastronomie
Handel
Verkehr
Freiberufliche/technische
Dienstleistungen
Auffallend im Baugewerbe sind die hohe Anzahl von Ein-Personen-Unternehmen mit
mehreren Gewerbescheinen für einfache manuelle Tätigkeiten
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16