jeder Dritte absolvierte eine Hochschule,
ebenfalls jeder Dritte hat einen Abschluss,
der einer Matura vergleichbar ist. In diesem
Zusammenhang liegt die Schlussfolgerung
nahe, dass viele Menschen mit Migrations-
hintergrund auch durch die mangelnde Aner-
kennung ihrer mitgebrachten Kenntnisse und
Fertigkeiten in die Selbstständigkeit gedrängt
werden. Auch das Einkommen der migranti-
schen Selbstständigen ist auffallend gering:
46 Prozent der UnternehmerInnen erzielen ein
Nettoeinkommen von höchstens 1.000 Euro
pro Monat, 26 Prozent von höchstens 1.500
Euro und weitere 16 Prozent von höchstens
2.000 Euro. In den unteren Einkommenskate-
gorien sind Neue Selbstständige und freibe-
ruflich Tätige häufiger zu finden als gewerblich
Selbstständige. Etwa 54 Prozent stufen die
wirtschaftliche Situation ihres Unternehmens
als „gerade noch ausreichend“ oder als „nicht
ausreichend“ ein. Die deutliche Mehrheit der
Befragten, etwa 60 Prozent, war vor der Unter-
nehmensgründung unselbstständig beschäf-
tigt. Weitere sieben Prozent rutschten aus der
Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit, waren
also zuvor auch abhängig beschäftigt. Wie die
Arbeiterkammer aus ihrer Beratungserfahrung
weiß, wechseln MigrantInnen oft zwischen
Selbstständigkeit und Unselbstständigkeit.
Diese KleinstunternehmerInnen/Arbeitneh-
merInnen haben meist gravierende wirtschaft-
liche Probleme. Deshalb muss die Absiche-
rung gegen Arbeitslosigkeit für diese prekären
Beschäftigungsformen neu überdacht wer-
den. Die bisherige Arbeitslosenversicherung
für Selbstständige funktioniert derzeit nur auf
freiwilliger Basis. Bei geringem Einkommen
wird sie kaum in Anspruch genommen, weil
sich die KleinstunternehmerInnen die Beiträge
kaum leisten können.
Problemzone Bau
Auffallend in dieser Studie ist die hohe An-
zahl migrantischer Kleinst-Betriebe in der
Baubranche: Ein-Personen-Unternehmen
mit mehreren Gewerbescheinen für ein-
fache manuelle Tätigkeiten, wie etwa das
„Verspachteln bereits montierter Gipskar-
tonplatten" oder das „Verschließen von
Bauwerksfugen mittels plastischer und
dauerelastischer Kunststoffmassen und
Kunststoffprofilen“. Auch das „Heben,
Senken und Befördern von Lasten mittels
Einsatz von mechanischen oder maschi-
nellen Einrichtungen unter Ausschluss der
Beförderung mittels Kraftfahrzeugen“ ist ein
Gewerbe, das eher formal einer Selbststän-
digkeit entspricht. Hier liegt der Verdacht
„Ein Betriebsrat kann dabei helfen, die Situation im Betrieb zu verbessern.“
BETRIEBLICHE MITBESTIMMUNG
Wie wichtig ist der Betriebsrat?
Bei migrantischen Unternehmen
spielt der Betriebsrat so gut wie
keine Rolle. Ein deutlicher Unter-
schied zu den österreichischen
Unternehmen ist der hohe Anteil
migrantischer UnternehmerIn-
nen, die keine Antwort geben.
Der Frage von Vor- und Nachtei-
len eines Betriebs­rates werden
daher geringe Relevanz zuge-
sprochen. UnternehmerInnen,
die einen Betriebsrat haben,
stimmen zu 85 Prozent zu, dass
ein Betriebsrat hilft die Situation
zu verbessern. Immerhin 35 Pro-
zent der österreichischen Unter-
nehmer ohne Betriebsrat und
25 Prozent der migrantischen
UnternehmerInnen sehen das
auch so.
à
Fotos:©Ginasanders,– fotolia.de©Kzenon– fotolia.de (1)
Studie der L&R Sozialforschung
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
AK Stadt · Seite 8
DIE GUTE ARBEITSATMOSPHÄRE UND EINE BESSERE VEREINBARKEIT VON
BERUF UND FAMILIE WERDEN BETONT. AUCH DIE CHANCEN, DIE SICH
DURCH EINENMIGRATIONSHINTERGRUND ERGEBEN, WERDEN GELOBT
Migrantische Ökonomie
Die im Auftrag der AK Wien erstellte Studie
der L&R Sozialforschung untersucht Eck­
daten migrantischer Betriebe. Bestellung
eines gedruckten Exemplars unter
E-Mail
Tel.
01/50165–3047 oder
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unter:
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Thema
Migrantische
Ökonomie
Das Einkommen migrantischer
Selbstständiger ist gering:
46% erzielen ein Netto­
einkommen von höchstens
1.000 Euro pro Monat
stimme voll und ganz zu stimme eher zu stimme eher nicht zu
stimme gar nicht zu keine Angabe
Österreichische Unternehmen
ohne Betriebsrat
15%
25%
26%
27%
8%
Migrantische Unternehmen
55%
13%
6%
13%
12%
Österreichische Unternehmen
mit Betriebsrat
3%
2%
11%
35%
49%
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16