WUM 2/2020
ken und die Wirtschafts- und Klimakrise zu überwinden. Die AK hat dazu ein In- vestitionspaket vorgestellt, in dem unter anderem ein umfassender Ausbau der öffentlichen Infrastruktur gefordert wird. Alle, die jetzt den Sozialstaat und die Daseinsvorsorge loben, sollen dies bei den Lohnverhandlungen im Herbst nicht vergessen – und auch die Medien und Politiker*innen mögen sich dann noch daran erinnern. Denn wir brauchen auch gute Lohnabschlüsse und gute Arbeits- bedingungen um den sozialen Zusam- menhalt und die Wirtschaft wieder zu stärken. ¨ Öffentliche Unternehmen der Daseinsvorsorge und Kommunen dürfen nicht die Corona-Verlierer sein, während private Konzerne mit Bundesmitteln gerettet werden. www.arbeiterkammer.at Wirtschaft & Umwelt 2/2020 Seite 21 INTERVIEW MIT DER BUNDESVORSITZENDEN DER GPA-DJP, BARBARA TEIBER SOZIAL GERECHTER NEUSTART GEFORDERT Wir müssen alles daran setzen, die Arbeitslosigkeit nach Corona wieder zu verringern", meint Barbara Teiber, GPA-djp-Bundesvorsitzende und AK-Vize- präsidentin im Interview mit der Wirtschaft und Umwelt. Was bringt den Arbeitnehmer*innen die Corona- Soforthilfe für Unternehmen? Wenn die Soforthilfe wirklich in den gefährdeten Unternehmen ankommt und dadurch Kündigungen und Ar- beitslosigkeit verhindert werden kann, dann ist natürlich den Beschäftigten geholfen. In diesem Zusammenhang ist das Instrument der Kurzarbeit ein zentrales und es wird ganz wichtig sein, dass es auch weitergeführt wird. In gewissem Sinne sind alle Arbeitnehmer*innen Held*innen. Für Gruppen, die sich besonders den Gefahren ausgesetzt haben, soll der Staat den „Corona-Tausender“ als Extraprämie auszahlen, so unsere ÖGB-Forderung. Und ganz wichtig: Für jene, die jetzt den Job verloren haben, ist es essentiell, dass das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent des Nettoeinkommens erhöht wird. Das wäre auch für die Inlandsnachfrage wichtig. Welchen Rahmen braucht es für Home Office? Home Office kann für Arbeit nehmer*innen einige Vorteile bringen: Anfahrtswege fallen weg und es kann mitunter konzentrierter in gewohn- ter Umgebung gearbeitet werden. Allerdings verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. Die Arbeit zu Hause kann zu Isolation und mangelnder Kommunikation unterei- nander und mit den Betriebsrät*innen führen. Als Ergänzung zu gemeinsa- mer Arbeit im Betrieb ist Home Office sinnvoll – Büroflächen deshalb ein- zusparen aber nicht. Es ist wichtig, die Rechte und Pflichten in einer Be- triebsvereinbarung genau zu regeln, damit das wirtschaftliche Risiko nicht auf die Beschäftigten verlagert wird. Home Office ist jedenfalls nicht der Schlüssel zur besseren Vereinbarkeit von Arbeit und Betreuungspflichten. Die kritische, soziale Infrastruktur hat sich vor allem dort bewährt, wo sie in öffentlicher Hand ist. Wie kann man diese stärken? Ohne öffentlichen Sektor kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Wir sehen, dass es enorm hohe Risi- ken birgt, sich mit lebenswichtigen Gütern von privatwirtschaftlichen Unternehmen, die v. a. in Asien produzieren lassen, abhängig zu machen. Österreich kommt ver- gleichsweise gut durch die Krise und ist dort handlungsfähig, wo Teile der Daseinsvorsorge von öffentlichen gemeinwirtschaftlichen Unternehmen erbracht werden. Nach der Krise wer- den wir langfristig höherer öffentlicher Ausgaben bedürfen, um etwa den steigenden Bedarf im Gesundheits- und Pflegesektor zu finanzieren. Es braucht wieder vermehrt öffentliche Beteiligung an privatwirtschaftlichen Unternehmen. Rütteln Coronakrise und Klima- wandel am Wachstums-Dogma? Wir wissen, dass das Wirtschafts- wachstum nicht den Wohlstand misst oder für Verteilungsgerechtigkeit sorgt. Es geht jetzt nicht einfach darum, dass die Wirtschaft wächst, sondern dass die Arbeitslosigkeit rasch wieder abgebaut wird. Und es geht darum, dass wir die Wirtschaft auf Klimaneutralität umbauen. Inves- titionen in Klimaneutralität schaffen eine Win-Win-Situation. Sie erhöhen unmittelbar die Beschäftigung und sie schaffen einen langfristigen Nutzen. Barbara Teiber, Bundesvor- sitzende der GPA-djp und Vizepräsidentin der AK Wien.
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