WUM 2/2020

www.ak-umwelt.at Seite 24 Wirtschaft & Umwelt 2/2020 Betrieb Die Umsetzung der Maß- nahmenhaben gut funktioniert und es hatte sich gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Be- triebsrat auch in einer Krise gut läuft. 150 Einrichtungen aus 90 Organisationen arbeiten derzeit in Kurzarbeit. Dies betrifft vor allem den Bereich der Kinder- betreuung, die mobilen Dienste, Tagesbetreuungseinrichtungen sowie Fahrtendienste und den Therapiebereich. Da Tagesbetreuungseinrich- tungen wegfallen, ist die Arbeit in Bereichen wie dem Wohnungs- losen-, Kinder-, Jugend- und Flüchtlingsbereich sowie dem Behindertenbereichmehr gewor- den und muss rund um die Uhr stattfinden. Es zeigt sich, dass die Ehrenamtlichen und die An- gehörigen in diesen Bereichen, die nun während der Krise nicht mitarbeiten konnten, vielfach fehlen, weswegen die Belastung bei den Pfleger*innen steigt. Wohl gemerkt eine Berufs- gruppe, deren Einstiegsgehalt laut dem aktuellen Kollektivver- trag (diplomierte Pfleger*innen (DGKP): brutto 2.393,50 Euro und für Pflegeassistent*innen brutto 2.078,80 Euro) nur ge- ringfügig über der Armutsgrenze liegt (1-Personen-Haushalt 1.259 Euro; 1 Erwachsener + 1 Kind: 1.636 Euro). 24-Stun- den-Pfleger*innen arbeiten auf ª UMFRAGEN ZEIGEN:  HOME-OFFICE STEHT NICHT ALLEN OFFEN Umfragen des SORA-Instituts und der Universität Wien zeigen, dass die Mög- lichkeit im Home-Office während der Corona-Krise (weiter-)zuarbeiten vor allem jenen vorbehalten waren, die ein besseres Einkommen beziehen und einen höheren Bildungsstand haben. Konnten mehr als die Hälfte der Be- schäftigten mit Matura oder Univer- sitätsabschluss im Home-Office wei- terarbeiten, war dies nicht einmal für jede/n siebte/n Arbeitnehmer*in mit Pflichtschulabschluss der Fall. Zudem sehen sich Arbeitnehmer*innen mit Pflichtschulabschluss mehr als doppelt so oft mit Kurzarbeit konfrontiert als jene mit Universitätsabschluss. Home-Office bleibt eher jenen vorbehalten, die einer „höheren“ Einkommensstufe angehören. 55 Prozent der Arbeitnehmer*innen mit maximal Pflichtschulabschluss arbeiten trotz Corona an ihrem Arbeitsplatz weiter und gehören somit wohl dem „systemrele- vanten Bereich“ an. selbstständiger Basis mit Ge- werbeschein, für sie gilt kein Kollektivvertrag und somit auch kein Mindestgehalt. Als Dank für das Arbeiten an der vordersten Front konnte im Rahmen des KV-Abschlusses eine steuer- und sozialversiche- rungsfreieSonderprämie inHöhe von 500 Euro vereinbart werden. Wichtig ist die Frage, betont Eva Scherz, wie viel diese Arbeit uns als Gesellschaft wert ist. „Mo- mentan ist sie uns noch nicht genug wert“, so Scherz. Das unser Pflegesystem nur durch komplizierte bilaterale Verhand- lungen und durchs Einfliegen von ausländischen Pflegekräften vor dem Kollaps gerettet wer- den kann, ist ein Zeichen für ein System, das einer dringenden Reform bedarf. Eine Studie des Sozialministeriums hat festge- FOTOS: GERD ALTMANN/PIXABAY (1) QUELLE: AUSTRIAN CORONA PANEL DER UNIVERSITÄT WIEN, ERSTE WELLE, MIT W1_WEIGHTD GEWICHTETE DATEN 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Änderung der Arbeitssituation nach Bildung Home-Office Kündigung Keine Änderung Abbau Urlaub/Zeitausgleich Kurzarbeit 13,9 18,5 14,4 39,0 19,2 26,1 15,3 3,5 25,6 32,9 50,7 16,5 0,9 22,2 19,7 63,4 22,0 0,8 17,9 20,1 Prozent Pflichtschule Lehre Matura Uni Sozialer Kontakt bleibt bei Homeoffice nur virtuell.

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