WUM 2/2020
www.arbeiterkammer.at Wirtschaft & Umwelt 2/2020 Seite 25 stellt, dass bis 2030 in diesem Bereich zusätzlich 31.400 Per- sonen benötigt werden. Eine Verbesserung der Arbeitsbedin- gungen – mehr Geld und eine kürzere Arbeitszeit – würde den Bereich für Arbeitnehmer*innen attraktivieren. Auch müsste eine konsequente Aufschulung der Pfleger*innen gemacht werden, da viele engagierte Heimhilfen an der Sprache (B2 für Pflege- assistenz) scheitern, erklärt Eva Scherz. Die Bedeutsamkeit des Bereichs für unser alltägliches Leben hat sich in dieser Corona- Krise deutlich gezeigt und sollte nicht vergessen werden! Die Frage ist, wie lange die- ses Gefühl der Dankbarkeit im gesellschaftspolitischen Diskurs erhalten bleibt. Verfliegt es so schnell, wie das allabendliche Klatschen verhallt? Lässt uns die „neue Normalität“ verges- sen, auf wen wir uns in der Krise stützen konnten? Nicht nur die Kollektivvertragsverhandlungen imHerbst werden zeigen, ob und wie sich die große Dankbarkeit in Zahlen messen lässt. Es geht dabei um nicht weniger als um die Verbesserung der Arbeitssi- tuation für die vielen Personen, die unser System in Zeiten der Krise am Laufen halten. ¨ Frauen sind aus vielerlei Hinsicht be- sonders von der Corona-Krise betroffen. Eine aktuelle Studie des WIFO zeigt, dass einerseits die frauendominierte Dienstleistungsbranche (z.B. Frisör*innen) besonders hart von den Schließungen betroffen ist. Zudem sind die systemrele- vanten Wirtschaftsbereiche (wie der Lebensmittelhandel oder der Ge- sundheitsbereich) eindeutig frauendomi- niert und diese arbeiten auch während der Corona-Pandemie unter erschwer- ten und gesundheitsgefährdenden Bedingungen weiter. Auch der jüngste Arbeitsklimaindex der AK Oberösterreich zeichnet ein ähnliches Bild: In acht von elf Berufen überwiegt der Frauenanteil (siehe Grafik). In den letzten Jahrzehnten stieg die Er- werbstätigkeit von Frauen Hand in Hand mit dem Ausbau von Kinderbetreuungs- und Pflegeeinrichtungen. In der Krise sind es vermehrt Frauen, die die Doppel- belastung von Beruf und Kinderbetreu- ung (zeitgleiches Home-Office und Heimunterricht) besonders hart zu spüren bekommen. Die langen Schlie- ßungen von Schulen und Kindergärten haben die Familien vor große Heraus- forderungen gestellt. Zwar hat sich die Hauptverantwortung für die Kinderbe- treuung während der Krise etwas ver- schoben, die Verteilung bleibt aber noch immer stark den Rollenklischees ver- haftet: Noch immer übernehmen Frauen doppelt so oft die Hauptverantwortung für die Betreuung (Mütter: 42 Prozent, Väter: 23 Prozent). Besonders schwierig war die Situation aber für die Beschäftigten in den sys- temrelevanten Berufen. Rund ein Drittel dieser Beschäftigten hat mindestens ein Kind unter 14 Jahren im Haushalt. Auch hier zeigen die Daten des Arbeits- klimaindexes, dass vor allem die Frauen die Doppelverantwortung von Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung übernehmen. Der Lohn für den Einsatz in der Krise ist vor allem für Frauen besonders mager. Von elf als „systemrelevant“ eingestuften Berufsgruppen haben ausgerechnet jene fünf Gruppen, in denen der Frauenanteil am höchsten ist, Einkommen unter dem österreichischen Durchschnitt. HELD*INNEN AUF ZEIT FRAUEN IN DER KRISE Die Leistung der Handelsangestellten muss auch in echtem Geld wertgeschätzt werden. Das werden wir imHerbst bei den KV-Verhandlungen zum Thema machen. ANITA PALKOVICH, GPA-DJP WIRTSCHAFTSBEREICHS SEKRETÄRIN QUELLE: SORA-AUSWERTUNG DES ARBEITSKLIMAINDEX DER AKOÖ Studie zum Nachlesen WIFO Research Briefs 3/2020: COVID-19: Ökonomische Effekte auf Frauen. April 2020 https://www.wifo.ac.at/news/ COVID-19_oekonomische_effekte_auf_frauen Frauenanteil in systemrelevanten Berufen 88% 86% 83% 82% 80% 78% 58 % 55% 46% 15% 9% 0 20% 40% 60% 80% 100% Busfahrer*innen und Lieferdienste Öffentliche Sicherheit / Polizei/ Feuerwehr Bankangestellte Arzt/Ärtztin und Apotheker*in Lehrer*innen Altenpflege und Behindertenbetreuung medizinische Assistenz Pflege und medizinische Betreuung Reinigungskräfte Kassierer*in und Regalbetreuer*in Kinderbildung und -betreuung
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