WUM 2/2020

www.arbeiterkammer.at Wirtschaft & Umwelt 2/2020 Seite 29 Die EU-Richtlinie zur Verringerung von Einwegplastik (Single-Use-Plastic- oder SUP-Richtlinie) sieht vor, dass Kunst- stoffgetränkeflaschen bis 2029 zu zumindest 90 Prozent zum Zwecke des Recyclings getrennt gesammelt werden. Damit soll das achtlose Wegwerfen (Littering) hintangehalten und die Verschmutzung der Umwelt verringert werden. Zudem sollen Getränkeflaschen aus PET zu zumindest 30 Prozent aus recyceltem Kunststoff bestehen. Parallel sind die Vorgaben des EU-Kreislaufwirt- schaftspakets zu beachten: • Recycling von Kunststoffverpa- ckungen zu zumindest 50 Prozent bis 2025 und 55 Prozent bis 2030 • Recycling von Siedlungsabfällen zu zumindest 55 Prozent bis 2025 und 60 Prozent bis 2030 An Kunststoffgetränkeflaschen werden jährlich etwa 1,6 Mrd. Stück mit einer Masse von etwa 49.000 Tonnen in Verkehr gesetzt. Die am häufigsten abgefüllten Getränke sind Wässer und Limonaden mit jeweils etwa 40 Prozent. Die häufigste Gebindegröße ist die 1,5 Liter Flasche. Der Anteil an Gebinden kleiner als ein Liter beträgt etwa 40 Prozent nach Stück. Neben den Kunststoffgetränkeflaschen werden etwa 0,8 Mrd. Getränkedosen mit einer Masse von knapp 14.000 Tonnen in Verkehr gesetzt. Die derzeitige Sammelquote von Kunst- stoffgetränkeflaschen beträgt ca. 70 Prozent, die Sammelquote aller anderen Kunststoffverpackungen im Haushaltsbe- reich beträgt rund 58 Prozent. Die Recyclingquote von Kunststoffverpa- ckungen aus dem Haushaltsbereich beträgt etwa 25 Prozent, jene der Teilmenge für Kunststoffgetränkeflaschen ca. 40 Prozent. Im Bericht werden vier Varianten zur Erreichung des 90 Prozent-Sammelzieles entwickelt und hinsichtlich der zu erwartenden Auswirkungen untersucht. Zwei Varianten V1 und V2 setzen auf eine Intensivierung der getrennten Sammlung und ergänzende Sortierung aus dem Restmüll, die von ARA eingebrachte V2 auf eine massive Intensivierung auf 82 Prozent. Variante V3 untersucht ein Pfand auf Kleingebinde, Variante V4 ein Pfand auf alle Kunststoffgetränkeflaschen und Dosen. Ergebnis der Studie ist, dass V4 die kostengünstigste Variante mit der höchsten Rücklaufquote und besten Materialqualität ist. Anders als ARA vermutet hat, müssten in V2 noch immer 800 000 jato, das sind 60 Prozent des österreichischen Restmülls aussortiert werden, nur um genügend PET-Flaschen zu erfassen. Darüber hinaus gibt die Studie Empfeh- lungen für die Ausgestaltung eines Einwegpfandes und skizziert Maßnahmen zur Stärkung von Mehrweg-Getränkever- packungen. SINGLE-USE-PLASTIC-RICHTLINIE AUFGABENSTELLUNG & ERGEBNISSE DER EINWEGPFANDSTUDIE Lobbying-Schreiben der Pfandgegner vom Dezember 2019 an den damaligen Kanzler und Vize-Kanzler in spe zeigen die Argumente: Viele abfallwirt- schaftliche Ziele müssen erreicht werden und das „90-Prozent- Ziel“ soll mit intensiverer Ge- trenntsammlung und ergän- zender Aussortierung aus dem Restmüll umgesetzt werden. Derzeit würden schon 76 Pro- zent der PET-Getränkeflaschen erfasst. Diese Mengen müssten nur um 10 000 jato gesteigert werden. Das lohne kein Pfand. Die mit Argumentarien hin- terlegten Appellschreiben haben bald heftige Kritik hervorgerufen, weil sie sich den Anschein eines „Blicks aufs Ganze“ geben. Tat- sächlich lassen sie wesentliche Aspekte unter den Tisch fallen und legen nie ihre Berechnungs- grundlagen offen. Pfandsystem brächte Vorteile Das Einwegpfand hat bemer- kenswerte Stärken, die ihm als Instrument ein Alleinstellungs- merkmal verleihen. Gleich als erstes ist die besondere Qualität der Sammelware zu nennen, die das Pfand ermöglicht. Rund 90 Prozent der Rücklaufmenge würde über Rückgabe-Auto- maten laufen, die vorsortieren. Dieses Material ist keineswegs mit dem Output aus dem Gel- ben Sack vergleichbar, so wie dies die Wirtschaft suggeriert. Dass Akteure, die sich wie ARA der „Kreislaufwirtschaft“ und „Ressourcenschonung“ verschrieben haben, diesen Aspekt „unter den Tisch fallen“ lassen, ist bizarr. So hatte der kürzlich durchgeführte Stake- holderdialog zur Ausrichtung der Verpackungssammlung als erklärtes Ziel eine „hohen Recyclingqualität“. Aus PET- Getränkeflaschen sollen Zum Nachlesen Download der Studie https://www.bmk.gv.at/ser- vice/presse/kunststoffverpackungsmuell.html ª

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