WUM 2/2020

www.arbeiterkammer.at Wirtschaft & Umwelt 2/2020 Seite 3 Editorial Was ist für wen normal? Die Corona-Pandemie hat alle Winkel der Welt er- reicht und die Menschen scheinbar gleicher gemacht. Hinter Mund-Nasen-Masken sehen irgendwie alle ähnlich aus. Aber die Folgen einer Erkrankung daran sind keinesfalls für alle Menschen gleich und ungleich verteilt. In Staaten, die einen Lockdown für einen Großteil ihrer Bürger*innen und Unternehmen finan- ziell abfedern können, in denen es ein gut funktionie- rendes öffentliches Gesundheits- und Sozialsystem gibt, sind die Folgen eher bewältigbar und weniger letal. Aber die Menschen in Ländern wie dem Iran, In- dien, Brasilien oder den USA und Russland leiden schlimmer darunter, weil staatliche Hilfen und/oder funktionierende Gesundheits- und Sozialsysteme nicht vorhanden sind. Auch europäische Länder wie Italien oder Spanien, die durch Spardiktate gezwun- gen waren, ihre Daseinsvorsorge vor allem im Ge- sundheitsbereich auszuhungern, zahlen einen hohen Preis. Krankheit und Krise treffen überall die Armen besonders hart. Wenn man die globale Arbeitsteilung und Ausbeutung, die weltweit forcierte Liberalisierung und Privatisierung betrachtet, ist das ja durchaus nor- mal. Zumindest für jene, die davon profitieren. Rekordarbeitslosigkeit und drastische Einkom- mensverluste lassen Armut und Armutsgefährdung auch in Österreich bedrohlich ansteigen. Daher muss nach der Krise massiv gegengesteuert werden, durch Investitionen in den Klimaschutz, in den Ausbau des Sozialstaats und in öffentliche Infrastrukturen und Dienstleistungen, die sich in der Krise als stabilisie- rend gezeigt haben. Der Begriff der „neuen Normali- tät“ wurde in den letzten Monaten meist als Drohsze- nario überstrapaziert. Nach der Krise geht es darum zu verhindern, dass der Anstieg von Armut und Ar- beitslosigkeit, das Sinken der Einkommen und ein „Anordnungsstaat“ als normal betrachtet werden. Die alte Normalität, in der Reiche und globale Konzerne kaum Steuern zahlen, in der sich niemand weltweit um faire Arbeitsbedingungen und Einkommen küm- mert, sollte mit dem Virus möglichst bald der Vergan- genheit angehören. Sylvia Leodolter Chefredakteurin Leiterin der Abteilung Umwelt und Verkehr der AK Wien Die Welt nach Corona Ein Neustart muss Klimaschutz vorantreiben. Seite 10 Beschäftigung & Verteilung Der Markt versagt in der Krise, der Staat muss handeln. Seite 14 Grundversorgung Wie wichtig die öffentliche Daseins- vorsorge ist, wurde jetzt allen be- wusst. Seite 18 Arbeiten in der Krise Was bleibt von den Held*innen der Stunde? Seite 22 Krisensicheres Fahrrad 21,4 Mio. Euro für Österreichs Radwege. Seite 26 Getränke und Recycling Einwegpfand und Mehrweg im Kampf gegen Plastikmüll. Seite 28 Sozialdumping auf der Straße Löhne und Arbeitsbedingungen für LKW-Lenker*innen müssen fair werden. Seite 34 Rubriken Nachrichten 04 Kommentar 05 EU, Europa und die Welt 06 Vor 15 und 30 Jahren 08 Aktuelles Interview 09 Aktion 31 Kontroverse 32 Medien 33 Inhalt Schwer- punkt Betrieb Leben Politik AK-Studie

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