Wirtschaft & Umwelt 1/2019
jabohnen, Baumwolle und Raps, die mit gentechnischen Methoden gegen Glyphosat widerstandsfähig (resistent) gemacht wurden. Dadurch können Un- kräuter mit diesem Herbizid bekämpft werden, ohne dass die Nutzpflanze ge- schädigt wird. In den USA beträgt der Anteil von gentechnisch verändertem Mais mittlerweile über 90 Prozent; bei Sojabohnen sind es sogar 94 Prozent. Die Schattenseite der damit einher gehenden massenhaften Verwendung von Herbiziden ist das Entstehen resis- tenter Unkräuter: Pflanzen, die weniger stark durch Glyphosat geschädigt wer- den als andere der gleichen Art, über- leben eine Glyphosat-Behandlung eher und können sich fortpflanzen. Bald blei- ben nur sie übrig, und durch zufällige Mutationen kann ihre Widerstandsfä- higkeit gegen das Herbizid noch bes- ser werden. Mittlerweile gibt es von allen wichtigen Unkräutern Glyphosat- resistente Varianten. Ein Ausweg für die Landwirte ist der Umstieg auf ein an- deres Herbizid – und auf anderes gen- technisch verändertes Saatgut. Für die Industrie ist das ein Segen. Denn auf diese Weise ist die Nachfrage nach immer neuen Herbiziden garan- tiert. Dementsprechend ist die Pflanzen- schutzmittelbranche auf Expansions- kurs. 2017 betrug der weltweite Umsatz mit Pestiziden etwa 50 Milliarden Euro. Wie in anderen Industriebereichen auch, gibt es starke Konzentrationstendenzen Dabei muss berücksichtigt wer- den, dass die Erträge imkonventionellen Landbau in den letzten Jahrzehnten dra- matisch gestiegen sind. Auf der gleichen Fläche wird heute dreimal so viel Weizen geerntet wie 1950. Bei Mais ist die Stei- gerung noch größer. Mehrere Faktoren sind für diese Entwicklung verantwort- lich, so etwa der Einsatz von Kunstdün- ger, die Züchtung immer ertragreicherer Sorten, technologische Verbesserungen bei den verschiedenen Arbeitsschritten, aber eben auch der Einsatz von Pflan- zenschutzmitteln. Wegen des Verzichts auf Kunstdünger und Pestizide im Bio- landbau gibt es dort keine vergleichba- ren Ertragssteigerungen. Glyphosat im Rampenlicht Das Herbizid Glyphosat stand in den letzten Jahren besonders im Licht der Öffentlichkeit, weil in Diskussion ist, ob es bei Menschen Krebs auslösen kann. Die Frage hat deswegen besonderes Gewicht, weil praktisch in allen Staaten Glyphosat das am meisten eingesetzte Herbizid ist. Diese überragende Stel- lung verdankt es mehreren Faktoren. In der EU füllte es teilweise die Lücke, die das Verbot vonAtrazin imJahr 2003 hin- terließ. Weiters setzt sich im Ackerbau ein Verfahren durch, das als Direktsaat bezeichnet wird (engl.: zero tillage). Da- bei wird – aus Gründen der Schonung des Bodens und der Vermeidung eines energieaufwendigen Arbeitsschritts – vor der Aussaat der Boden nicht um- gepflügt. Da das Umpflügen aber auch der Bekämpfung von Unkräutern dient, müssen diese bei der Direktsaat anders bekämpft werden. In der konventionel- len Landwirtschaft sind Herbizide wie Glyphosat das Mittel der Wahl. Die wohl größte Bedeutung für den Siegeszug von Glyphosat hat aber die Gentechnik. Die US-Firma Monsanto entwickelte seit Mitte der 1990er Jahre mehrere Saatgutsorten von Mais, So- ➔ * Unser Standpunkt Weniger Pestizide! ¢ Verringerung des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft ¢ Kein Einsatz von Pestiziden im Garten und am Balkon ¢ Anwendung des Vorsorgeprinzips bei der Zulassung ¢ Strikte Neutralität der Behörden bei der Bewertung von Wirkstoffen Schwerpunkt Pestizide www.ak-umwelt.at Seite 12 Wirtschaft & Umwelt 1/2019 FOTO: BAYER (1) Pflanzenschutz und Gentechnik: Im Wettlauf mit Resistenzen.
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