Wirtschaft & Umwelt 1/2019
www.arbeiterkammer.at WIRTSCHAFT & UMWELT 1/2019 SEITE 15 L andwirtschaft bedeutet ein vom Men- schen kontrolliertes und zielgerichtetes Eingreifen in natürliche Abläufe. Dieses wirkt sich umso gravierender aus je mehr Men- schen bei immer höherem Pro Kopf Ver- brauch mit Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Gütern (z.B. Bioenergie) versorgt werden müssen. Für diesen erheb- lichen Ressourcenverbrauch sind nicht nur konstante, sondern auch hohe Erträge not- wendig. Große Sprünge in der Ertragshöhe wurden durch Sortenzüchtungen und den Einsatz von Maschinen sowie mineralischem Stickstoff erzielt. Ein wesentlicher Teil der so genannten „Grünen Revolution“ beruht auch auf dem weitreichenden Einsatz von che- misch synthetischen Pflanzenschutzmitteln – den Pestiziden. Hauptsächlich auf Ertragshöhe selektierte Sorten haben geringere natürliche Resi- stenzen, also eine geringere Widerstands- fähigkeit gegenüber äußeren Einwirkungen wie Krankheiten oder Schädlingen. Somit ist eine zufriedenstellende Entwicklung dieser Pflanzen stark vom Einsatz von Pestiziden abhängig. Jedoch sollte Pflanzenschutz nicht vorrangig die Anwendung von Pestiziden bedeuten, schon deshalb sind diese kein Synonym für Pflanzenschutz. In der heute global weit verbreiteten effizienzgetriebenen und industriellen Landwirtschaft ist dies je- doch zumeist der Fall. Das Fundament des Pflanzenschutzes machen allerdings präventive Maßnahmen aus. Erst an allerletzter Stelle steht die che- mische Bekämpfung. Für den präventiven und nicht chemischen Pflanzenschutz ste- hen viele Maßnahmen zur Verfügung, die im Biolandbau eine Selbstverständlichkeit sind. z.B.: resistente Sorten, ausgedehnte und vielfältige Fruchtfolgen im Ackerbau, Aufbau und Erhalt der Bodengesundheit, Förderung von Nützlingen und bedachter Maschinen- einsatz. Dies ist unter anderem wichtig, da eine nachhaltige Bewirtschaftungsform auf folgenden Prinzipien aufbaut: • Energie- und Nährstoffflüsse weitestge- hend in einem Kreislauf halten (Prinzip der Konsistenz), • Bei einem geringem Ressourcenver- brauch viel Ertrag erzielen (Prinzip der Effizienz), • Nicht mehr brauchen als wir für ein ausgewogenes, gesundes, ausgefülltes Leben benötigen (Prinzip der Suffizienz). Die gängige Landwirtschaft orientiert sich zumeist am Prinzip der Effizienz, nicht so die biologische Bewirtschaftung. Dort sind che- misch synthetische Mittel, also solche, die in der Natur nicht vorkommen, sondern eigens als Pestizide erfunden wurden, komplett ausgeschlossen. Im Vordergrund steht das Vorbeugen von Krankheiten und Schädlin- gen, was einen sehr wichtigen Beitrag für eine ökologisch nachhaltige Landbewirtschaftung leistet. Ökologische Landwirtschaft schaut nicht nur schön aus sondern nutzt der Biodiversität. DER BIOLANDBAU MACHT'S VOR PFLANZENSCHUTZ IST WESENTLICH MEHR ALS PESTIZIDE * Rainer Weißhaidinger vom Forschungsinstitut für biologi- schen Landbau FiBL * Richard Petrasek vom Forschungsinstitut für biologi- schen Landbau FiBL
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