Wirtschaft & Umwelt 1/2019
* Judith Wittrich ist Mitarbei- terin der AK Wien, Abteilung Kommunalpolitik www.ak-umwelt.at Seite 22 Wirtschaft & Umwelt 1/2019 I n Österreich werden derzeit nur rund 7% aller Wege mit dem Rad zurückgelegt und das obwohl gut die Hälfte aller Wege nur maximal 5 km betragen – ei- gentlich eine leicht zu bewälti- gende Fahrraddistanz. In den radbegeisterten Niederlanden liegt der Anteil beinah viermal so hoch bei 27%. Vor dem Hinter- grund der Klimaziele 2030 ge- winnt das Radfahren an Bedeu- tung. Die Klimastrategie Missi- on 2030 sieht die Verdoppelung des Radverkehrs auf 13 % be- reits bis 2025 vor. Der Verkehrs- sektor ist einer der Hauptverur- sacher für Treibhausgasemissi- onen. Um Umweltauswirkungen und Verkehrsbelastungen zu reduzieren, hat die Verlagerung von Autoverkehr auf Fuß- und Radverkehr insbesondere bei kürzeren Distanzen große Be- deutung, so der Sachstandsbe- richt Mobilität des Umweltbun- desamts. Zur Finanzierung der vorgeschlagenen Maßnahmen gibt die Klimastrategie keinen Hinweis, 2018 wurden sogar rückwirkend die Bundesmittel des Klimaaktiv-Radförderpro- gramms für Radinfrastruktur für Städte und Gemeinden gestri- chen. Ein bundesweites Rad- verkehrsbudget gibt es nicht. Vor- und Spitzenreiter Vorarlberg Über Österreich verteilt, wird das Rad ganz unterschiedlich stark als Alltagsverkehrsmittel verwendet – allen voran Vorarl- bergmit 16%Radverkehrsanteil. Vorarlberg liegt damit bereits jetzt über dem österreichischen Zielwert von 13% im Jahr 2025. Kein anderes Bundesland er- reicht einen annähernd hohen oder gar zweistelligen Wert. Wovon andere Bundesländer bezüglich Fahrradanteil nur träumen können, setzt sich bei weiteren Kennzahlen fort: es gibt keinen wie sonst in den Daten aufscheinenden Gender Gap beim Radfahren. In Vorarlberg radeln Frauen und Männer an- teilsmäßig gleich viele Wege. Auch Kinder und Jugendliche sind beimRadeln stark vertreten. Eine Vielzahl an (ökonomischen, raumstrukturellen, sozialen, psy- chologischen) Faktoren beein- flussen die Verkehrsmittelwahl der Menschen. Wie macht Vorarlberg also das Radfahren so attraktiv? Die jahrzehntelange Förderung des Radverkehrs und der Radinfra- strukturausbau zeigt offenbar Wirkung. Bereits in den 1990- er Jahren fand die erste „Fahr Rad“-Kampagne statt. Aber auch bei den ersten Radanhän- ger- und E-Bike-Förderungen lag Vorarlberg voraus. Die Stärke von guten Kombinationsmög- lichkeiten vonÖV undRadwurde früh erkannt und gefördert. Als eines der ersten Bundesländer setzte Vorarlberg auch mit einer eigenen Radverkehrsstrategie dezidiert einen Schwerpunkt in der Verkehrspolitik. Auch in Sachen Rad-Budget liegt Vor- arlberg österreichweit voran und hat im Vergleich mit den anderen Bundesländern im Ver- hältnis zur EinwohnerInnenzahl die höchsten Ausgaben für das Radverkehrsnetz von gut € 7 pro EinwohnerIn. Niederösterreich und das Burgenland liegen hier bei unter € 1,5/EW (vgl. Mas- terplan Radfahren 2015-2025), FOTOS: LISI SPECHT (1), SYLVIA LEODOLTER (1) Vorreiterrolle: Vorarlberg überholt alle mit dem Fahrrad – 16 % aller Wege werden hier geradelt. Kein anderes Bundesland erreicht einen annähernd hohen oder gar zweistelligen Wert. Im Westen wird vorbildlich geradelt Das Rad als Alltagsverkehrsmittel hat viel zu bieten: Radeln hält fit, hebt die Laune, ist platzsparend und umweltfreundlich. Öster- reich hinkt allerdings hinterher. Nur Vorarlberg radelt voraus und hat den österreichischen Zielwert von 13% im Jahr 2025 schon längst erreicht. VON JUDITH WITTRICH* Betrieb KURZGEFASST Vorarlberg hat jetzt schon die Klimaziele (bis 2025 sollen es 13% Rad- fahranteil sein) mit 16% „Velokraft“ überholt und radelt sich so weit vor – auch im europäischen Schnitt. Österreichweit liegt man mit nur rund 7% Radverkehrsanteil aber dennoch deutlich- zurück. In Deutschland liegt der Radverkehrsan- teil bei gut zwölf Prozent, in den Niederlanden bei rund 27 Prozent. Es gibt also noch genügend Luft nach oben.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDIxOTE=