Wirtschaft & Umwelt 1/2019
durch die Nahrungsaufnahme in das Verdauungssystem des Menschen oder über die Schleimhäute in den Körper. Es wird außerdem vermutet, dass die winzigen Kunststoffpartikel Entzündungsreaktionen begün- stigen. Mit weniger Plastik gut auskommen Es gibt viele Möglichkeiten, im Alltag mit weniger Plastik gut auszukommen, zum Bei- spiel bei der Körperpflege. Im Vergleich zur Flüssigseife und zum Duschbad erspart die klas- sische Seife die Plastikflasche. Und um Hautschüppchen am Körper oder im Gesicht abzurei- ben, sind keine Mikroplastikkü- gelchen notwendig – ein selbst hergestelltes Peeling mit Mohn- samen oder Leinsamen macht die Haut auf sanfte Weise glatt. Natürlich kleiden Möglichst viel Kleidung aus natürlichen Fasern zu tragen, hat viele Vorteile. Textilien aus Naturfasern wie Baumwolle oder Leinen helfen, weniger zu schwitzen. Außerdem nehmen sie im Vergleich zu Kleidung aus Kunststoff wie Polyester oder Polyamid schlechten Geruch weniger an. Zusätzlich sind Na- turfasern ein Beitrag zur Mikro- plastikvermeidung. Denn beim Waschen gelangt durch das un- vermeidliche Loslösen von Fa- sern aus Kunsttextilien Mikropla- stik in die natürlichen Gewässer. Und übrigens: Es ist besser, eine Fleece-Jacke oder andere Texti- lien aus Kunststoffasern immer ohne Weichspüler zu waschen. Denn Laut einer Studie der Uni- versität Plymouth löst sich beim Wäschewaschen in der Wasch- maschine mit Weichspüler mehr Mikroplastik aus den Textilien als ohne Weichspüler. Plastikfrei unterwegs sein Wer eine Stofftasche zum Einkaufen mitnimmt und oft wiederverwendet, spart Plastik- sackerl. Eine Flasche aus Edel- stahl oder Glas hält das Wasser unterwegs frisch und erspart den Kauf von Getränkeflaschen. Ein edler, wiederbefüllbarer Becher für den Coffee-to-go macht die vielen Wegwerfbe- cher überflüssig. Für die Jause beim Ausflug oder im Büro gibt es appetitliche Dosen aus Edelstahl statt Jausensackerl. Keine gute Lösung zur Plastikre- duktion ist es, Plastik-Wegwerf- produkteeinfachzuersetzenund alternative Wegwerfprodukte aus Papier, Biokunststoff, Holz, Glas oder anderen Materialien herzustellen. Unser Verbrauch und unsere Müllberge werden damit vielleicht plastikfreier, aber nicht kleiner. Sinnvoller ist der Einsatz von langlebigen Produkten als von Wegwerfpro- dukten, das dient wirklich der Vermeidung von Müll. ¨ RUND UM KUNSTSTOFFE HABEN SIE GEWUSST, DASS ... www.arbeiterkammer.at Wirtschaft & Umwelt 1/2019 Seite 27 Ein plastikfreies Alltagsleben ist möglich – wenn auch nicht ganz einfach. • Plastikprodukte lange im Meer treiben, bevor sie zerfallen? Eine Shampooflasche oder PET-Getränkeflasche zum Beispiel- bleibt bis zu 450 Jahre im Meer. • in Europa jedes Jahr 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle entstehen? • sich beim Waschen von 6 Kilo Acryl- gewebe laut einer Studie der Universität Plymouth 728.789 Fasern lösen? • die am häufigsten angeschwemmten Gegenstände an Meeresstränden Zigaret- tenstummel, Getränkeflaschen und ihre Verschlüsse sowie Wattestäbchen sind? • die Produktion von Kunststoff weltweit zwischen 1950 und 2015 von 1,7 auf 322 Millionen Tonnen angestiegen ist? • 2018 in einer Pilotstudie von Umwelt- bundesamt und Medizinischer Universität Wien erstmals Mikroplastik im mensch- lichen Stuhl entdeckt wurde? Welche Auswirkungen das auf den Menschen hat, muss jetzt erforscht werden.
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