WUM 01/2020
*Maria Burgstaller ist Agrar ökonomin und Mitarbeiterin in der Abteilung Wirtschafts- politik in der AK Wien. I mmer dann, wenn über Tierqua- len und sonstige Missstände in der Landwirtschaft berichtet wird, taucht auch die Frage auf, warum das Agrar- fördersystem so etwas möglich macht. Erst kürzlich erreichte uns schockie- rendes Bildmaterial zu den EU-weit verbreiteten Praktiken einer Milch- und Fleischproduktion, die Tierleid mit sich bringt. Junge Saugkälber von Milch- viehbetrieben werden dabei tausen- de Kilometer zur Mast in ein anderes EU-Land transportiert. Nach weiteren, tagelangen Transporten erfolgt die Schlachtung außerhalb der EU-Gren- zen unter grauenhaften Bedingungen. Diese untragbaren Missstände sind systemimmanent. Solche Kälberge- burten sind lediglich ein notwendiges Übel und „Nebenprodukt“ der gestie- genen EU-Milchproduktion von Hoch- leistungsrassen. Unter Insidern war diese Praxis längst bekannt. Denn die Hochleistungsproduktion ist in der EU gängige Praxis und auch in Österreich angekommen. Betriebe, die an diesen Praktiken beteiligt sind, erhalten För- dergelder in Form von Flächenprämien und Investitionsförderungen für Stall- bauten. Diese Agrarförderungen werden auch ohne Auflagen an die Tierhaltung FOTOS: EML-AK WIEN(1), BAK WIEN (1) EU-Agrarmilliarden: Verantwortung liegt bei den Mitgliedstaaten www.ak-umwelt.at Seite 10 Wirtschaft & Umwelt 1/2020 Biodiversität Umweltschutz Tierleid, Glyphosat, Nitrat im Grundwasser, Klimakrise, ungerechte Verteilung der Fördermittel, Landflucht – die EU-Agrarpolitik (GAP) hat Handlungsbedarf. Aber ohne Druck und Konsequenzen bei Nichterreichen der EU-Ziele wird sich wohl kein Erfolg einstellen. VON MARIA BURGSTALLER* Die Idylle der Landwirt- schaft widerspricht den Tatsachen. Fördergelder müssen an Umweltschutz gebunden werden. S. 14 S. 18 Schwerpunkt Agrarpolitik quo vadis?
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