WUM 01/2020
www.arbeiterkammer.at WIRTSCHAFT & UMWELT 1/2020 SEITE 15 S ie ernten Spargel, Erdbeeren, Essiggur- kerln und vieles mehr. Bei Sonne, Regen, Kälte und Hitze arbeiten sie auf Österreichs Feldern, pflanzen, pflegen und ernten, die Erntehelfer*innen. Der kollektivvertraglich festgelegte Lohn ist niedrig (6,00–7,50 €/h). Auf den Feldern erzählen uns die Erntehelfer*innen von ihrer Bezahlung, die zum Teil weit unter dem Kol- lektivvertrag liegt, von 16-h-Arbeitstagen, von Unterbringung in unzulänglichen Quar- tieren und schlechter Behandlung durch die Arbeitgeber*innen. Manche wissen nicht einmal, von wem sie beschäftigt werden und ob sie versichert sind. Saisonarbeiter*innen in der Landwirtschaft sind eine der am mei- sten ausgebeuteten Arbeitnehmer**innen in Österreich. Umdie Ernterhelfer*innen auf ihre Rechte aufmerksam zu machen, haben die Pro- duktionsgewerkschaft und Aktivist*innen aus dem Feld der Antirassismusarbeit und der kritischen Agrarpolitk die „se- zonieri-Kampagne“ ins Leben gerufen. Wir setzen uns seit 2014 für die Rechte von Erntehelfer*innen ein. Informationsarbeit über Arbeitsrechte und Unterstützung bei der Durchsetzung von Ansprüchen sind ein Teil der Kampagne. Mit Feldaktionen errei- chen wir die Kolleg*innen direkt und können sie im Idealfall in ihrer Erstsprache beraten. Mehrsprachiges Infomaterial und Infovi- deos online helfen die Inhalte zu verbreiten. Die Unterstützung von Selbstorganisie- rung ist ein zentrales Ziel, das nur langsam an Boden gewinnt. Hier wollen wir 2020 gemeinsam mit UNDOK (Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung UNDO- Kumentiert Arbeitender) einen weiteren Schritt gehen und die Kolleg*innen ermu- tigen sich stärker zu solidarisieren. Durch Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbil- dung lenken wir die Aufmerksamkeit auf die Arbeit hinter der Lebensmittelproduktion und zeigen auf, dass regionale Produktion kein Garant für faire Arbeitsbedingungen ist. Unser Kampagne ist mit Initiativen in Europa und weltweit vernetzt (s. unten). Was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun? Landwirtschaft muss sozial und ökono- misch nachhaltig sein. Sie braucht Rahmen- bedingungen unter denen Menschen ohne Ausbeutung arbeiten können, braucht im Sinne der Ernährungssouveränität ein Ar- beitsumfeld, in dem Menschen mitgestalten und selbst Entscheidungen treffen können. Gefordert sind auch Produktpreise, die wahre Kosten decken. Für all das ist eine Förderpolitik nötig, die nach Arbeitsaufwand, Einhaltung von Arbeitsrechten und guten Arbeitsbedingungen ausgerichtet ist. Eine Agrarpolitik, die eine sinnvolle, diverse Land- wirtschaft fördert. Wir haben lange als Gewerkschaft für fairen Lohn, Urlaubs- Geld und Weihnachts- geld gekämpft. Diese Rechte werden wir nicht aufgeben. ¨ Wie wichtig die Saisonarbeiter*innen für die Landwirtschaft sind, sieht man gerade jetzt in der Coronakrise. Es ist höchste Zeit für faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. SAISONARBEIT AM FELD GUTE ARBEIT IN DER LANDWIRTSCHAFT * Cordula Fötsch ist Aktivis- tin der sezonieri-Kampagne und Agrarwissenschafterin. Solidarität für Feldarbeiter*innen Informationen finden Sie hier: www.sezonieri.at – sowie hier: www.vimeo.com/sezonieri Die Kampagne wird u.a. unterstützt von: PROGE, UNDOK, MENVIA, LEFÖ, nyéléni Austria, migrare, ÖGB, Südwind, weltumspannend arbeiten
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