WUM 01/2020
Iris Strutzmann ist Agrarwissenschafterin und Mitarbeiterin der Abteilung Umwelt & Verkehr der AK Wien. Franz Greil ist Mitarbeiter der Abteilung Umwelt & Verkehr der AK Wien. www.ak-umwelt.at Seite 18 Wirtschaft & Umwelt 1/2020 D ie Landwirtschaftsvertretung in Österreich zeichnet gerne ein idyl- lisches Bild: Gesunde Lebensmittel, Landschaftspflege und Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen stechen dabei als positive Leistungen hervor. Zu Recht? Österreich hat in der EU bei der umweltfreundlichen Landwirtschaft- die Nase vorne: Rund 25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden biologisch bewirtschaftet, fast 80 Pro- zent der Betriebe beteiligen sich am Agrarumweltprogamm (ÖPUL). Aber die großen Themen wie Klimaschutz und Biodiversität werden nur ansatzweise gelöst (zu diesen Themen siehe auch Schwerpunkt-Artikel ab Seite 10 bis Sei- te 14). Darüber hinaus gibt es regionale Probleme mit der Luft und dem Grund- wasserschutz. Ungesunde Landluft … Wenn die Landwirtschaft unsere Le- bensmittel produziert, belastet sie da- bei auch mancherorts unsere Luft zum Atmen. Warum? Die Exkremente von Schweinen, Kühen und Geflügel, sowie ihre Lagerung und Ausbringung auf Fel- der, enthalten das stickstoffhaltige Gas Ammoniak (NH 3 ). Dieses entweicht in die Luft und ist gleichzeitig die Vorläufersub- stanz für sekundären Feinstaub (PM 2,5 ) und Ozon (O 3 ). Laut nationalem Luftrein- halteplan stammen ein Drittel der Fein- staubbelastung (PM 2,5 ) in Wien, Linz und Salzburg und sogar die Hälfte der PM 2,5 - Immission im ländlichen Ostösterreich von sekundärem Feinstaub aus Ammo- niumnitratpartikeln. Bei der Stickstoff- düngung und Lagerung von Wirtschafts- dünger fällt in geringerem Maße auch Lachgas (N 2 O) an. Dieses Gas zerstört unsere Ozonschicht und ist äußerst kli- maschädigend (300-fache Wirkung von CO 2 ). Durch das Entweichen in die Um- gebungsluft werden aber auch sensible Ökosysteme ungewollt „gedüngt“. Dies verursacht Versauerung und Überanrei- cherung von Böden und Gewässern. … verursacht auch Klimaprobleme Eine intensive Landwirtschaft mit Massentierhaltung und immer höheren FOTOS: LISI SPECHT (1), MARA VERLIC (1), EML AK WIEN (1) Umweltschutz als Alltag in der Landwirtschaft KURZGEFASST Die zukünftigen Herausforde- rungen für die Landwirtschaft liegen insbesondere beim Klimaschutz und beim Erhalt der biologischen Vielfalt. In Ös- terreich gibt es darüber hinaus regionale Probleme, wie die Verbesserung der Luftqualität und des Grundwasserschutzes. Um hier mehr zu erreichen, braucht es sowohl ordnungs- politische als auch förderpoliti- sche Maßnahmen. Die Landwirtschaft soll die Ernährung und die Lebensgrundlagen als größter Flächennutzer in Österreich sicherstellen. Mit deren Produktionsmethoden belastet sie aber unser Klima, Wasser, Biodiversität und Luft. Die künftige Agrarpolitik der EU und Österreichs ist gefordert. VON IRIS STRUTZMANN UND FRANZ GREIL * Schwerpunkt Agrarpolitik quo vadis?
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