WUM 01/2020
* Franz Fromm ist Verkehrs- referent in der Arbeiterkam- mer Steiermark und leitet das PendlerInnenservice. www.ak-umwelt.at Seite 22 Wirtschaft & Umwelt 1/2020 D er Hauptgrund für Überle- gungen zum Bau von Eisen- bahnlinien in die Weststeiermark waren die Stein- und Braun- kohlegruben im Bezirk Voitsberg sowie die „Glanzkohlenstätten“ im Bezirk Deutschlandsberg, durch die die Stadt Graz sowie die obersteirische Industrie ver- sorgt werden konnten. Neben der Kohle war die zweite Grund- stoffindustrie im Bezirk Voits- berg, die Glasindustrie, Groß- kunde der GKB im Güterverkehr. Mit dem Rückgang von Glas und Kohle sank auch die Beförde- rungsleistung im Güterverkehr. Längerfristige Leistungen wie die Befüllung und Entleerung des Erdöllagers Lannach, als Ölreserve nach dem Ölpreis- schock, sowie die Verfüllung des ehemaligen Braunkohle-Ta- gebaus Karlschacht mit BRAM (Brennstoff aus Müll), waren die Ausnahmen. Mit der Schließung des letzten Tagbaues Oberdorf 1978, endete der Kohleabbau im weststeirischen Kohlerevier und die fast 150 Jahre dauernde Symbiose zwischen Bergbau und Eisenbahn ging zu Ende. Vom Kohleverkehr zum europäischen Güterverkehr Die Liberalisierung im euro- päischen Eisenbahnverkehr seit der Jahrtausendwende ermög- lichte es der GKB, ihre Kompe- tenzen im Güterverkehr auch außerhalb des eigenen Stre- ckennetzes zu beweisen. Die im Jahr 2000 gegründete LTE Lo- gistik und Transport GmbH war zunächst eine Kooperation mit dem österreichischen Baukon- zern PORR. Heute ist die LTE mit Sitz in Graz und Schwechat eine 50-prozentige Tochter der GKB und des deutschen Logistik- Riesen Rhenus. LTE ist in 14 EU- Ländern tätig – von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer, von der Ostsee zur Adria. LTE fährt laut Schienen-Control auf der Donauachse, aber auch über den Semmering. Im Jahr 2019 transportierte die LTE-Group 7,5 Mio. Tonnen Güter mit 80 Lokomotiven und 800 Güterwa- gen. Der Jahresumsatz betrug € 140 Mio. Nächste Ziele für die Zukunft sind der Markteintritt in Belgien, Italien und Bulgarien. Ein weiterer Schritt zur Diversi- fizierung war die Gründung des Joint Venture „Adria Transport“ gemeinsam mit der Betreiber- gesellschaft des Hafens Koper (Luka Koper). Vorerst gegründet für die Versorgung des Flug- hafens Wien Schwechat mit gelöschtem Flugbenzin, soll die Adria Transport (Jahresumsatz 2019 11 Mio. €) mit der Haupt- verbindung Koper– Graz - Wien demnächst den Markteintritt in Kroatien absolvieren. Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Koralmbahn werden die GKB-Mutter und ihre Töchter LTE und Adria Transport im Schnittpunkt zweier interna- tionaler Eisenbahnstrecken lie- gen. Der TEN-Strecke Baltisch- Adriatische Achse und der für die TEN-Revision vorgeschlagenen Pyhrn-Schober-Achse, die den Zentralraum der Europäischen Union mit dem Balkan und darü- ber hinaus verbinden soll. Ausflugs-Eisenbahn Bereits am Anfang des Bahn- betriebes wurde die GKB vom Grazer Publikum für Ausflüge FOTOS: PRIVAT (1), GKB_FOTOARCHIV_FERK (1) GKB: Rückgrat im Nahverkehr der Weststeiermark Im Jahr 1858 wurde die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbauge- sellschaft gegründet. Während früher die weststeirische Eisenbahn- linie vor allem für die Stein- und Braunkohlegruben gedacht waren, zählt die GKB heute mit Bahn und Bus zu den bedeutendsten Perso- nenbeförderern der Steiermark. VON FRANZ FROMM* Betrieb KURZGEFASST Durch den Roten Blitz seit mehr als 160 Jahren bekannt ist das Unter- nehmen im Eigentum des Bundes für den öffentlichen Nahverkehr in der Weststeiermark unverzichtbar. Nicht weniger als 6,3 Mio. Fahrgäste waren es 2019 im Schienenver- kehr und rund 6 Mio. im Busbetrieb – über- wiegend Pendler*innen und Schüler*innen. Die Güterverkehrstochter LTE ist das sechstgrößte von 28 Unternehmen im österreichischen Schie- nengüterverkehr.
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