WUM 01/2020
*Rene Hartinger ist Gene- ralsekretär des Ökosozialen Forums Wien. Mehr Infos unter ökosozial.at/wien HOCHWERTIGE, LOKALE LEBENSMITTEL- VERSORGUNG FÖRDERT DIE STADTÖKO- LOGIE SOWIE DAS NATURERLEBNIS DER MENSCHEN. Tipp: Wer sich über Möglichkeiten zum „Selbergarteln“ in Wien informieren möchte, ist auf der Website „Garteln in Wien“ gut beraten: www.garteln-in-wien.at D as weltweite Ernährungs- system ist derzeit weder sozial noch ökologisch nach- haltig, noch ethisch korrekt. Lebensmittel in der globalisier- ten Weltwirtschaft heute sind: weit transportiert, industriell verarbeitet, haben zweifelhafte Inhaltstoffe, sind verpackt, werden gelagert, und oft ge- nug unter umweltschädlichen, menschenausbeutenden oder tierquälerischen Bedingungen erzeugt. Die Ungleichheiten der Welt kommen im Ernährungs- system drastisch zur Geltung: Mangel auf der einen Seite, Überfluss und seine Folgen auf der anderen. Noch immer leiden auf der Welt Menschen an Hun- ger, müssen – vor allem im glo- balen Süden – sogar daran ster- ben. Aber auch innerhalb der „reichen“ Länder ist der Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln nicht für alle Menschen gleich gegeben. Potenziale lokaler Lebensmittelversorgung Ein direkter Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist der Rück- griff auf das „Naheliegende“. Der Grund dafür ist einfach: Produktion, Transport, Verar- beitung, Lagerung – all das ist ohne globale Produktionsketten besser überschaubar. Die lokale Lebensmittelversorgung fördert die Versorgung der Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln, die Stadtökologie sowie das Na- turerlebnis der Menschen. Landwirtschaftliche Produkte für die Stadt Um zu gewährleisten, dass lokale landwirtschaftliche Pro- dukte wirklich wertvoll im Sinne der Nachhaltigkeit sind, sind Qualitätskriterien wesentlich. Denn Regionalität allein garan- tiert dies noch nicht. Saisonalität und eine möglichst ökologische Produktionsweise sind wichtige Aspekte. Neben dem ökolo- gischen und „sozialen“ Fußab- druck der Produkte selbst, zäh- len aber auch die Rahmenbedin- gungen – beispielsweise dass Gemüse unverpackt in Steigen, oder Säfte in Mehrwegflaschen vertrieben werden. Direktvermarktung Damit lokale Produkte tatsächlich zu den Menschen gelangen, braucht es „alltags- taugliche“ Strukturen: von Märk ten, auf denen die heimischen Produzent*innen anbieten kön- nen, über „Foodcoops“ – also den gemeinschaftlich organisier- ten Einkauf – bis hin zum „Bio- Kisterl“, das direkt vor die Haus- türe geliefert wird. Online-Platt- formen wie „stadtlandwirtschaft. wien“ oder Broschüren wie die „Nahrungsquelle Donaustadt“ informieren die Menschen, wo sie (in diesem Fall in Wien) Ab-Hof kaufen können. FOTOS: CHRISTIAN HOUDEK / STADT WIEN (UMWELTSCHUTZ) (1), ELISABETH POLLAK / ÖKOSOZIALES FORUM WIEN (1) Nachhaltige Lebensmittel – wenn das Gute nahe liegt Das globale Ernährungssystem ist nicht nachhaltig. Lokale Lebensmittelversorgung bietet Städten und Gemeinden vielfältige Handlungsspielräume – mit jeweils eigenem, besonderen Nachhaltigkeitswert. VON RENE HARTINGER* Leben KURZGEFASST Lokale Lebensmittel- versorgung bietet viele Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung – von der regionalen Versorgung bis zu Naturerlebnis- Projekten. Zusätzlich können Kommunen über strategische Ansätze (beispielswei- se die Beschaffung) etwas bewirken, oder Initiativen wie FAIRtei- ler-Kühlschränke zur Lebensmittelweitergabe aktiv fördern. www.ak-umwelt.at Seite 26 Wirtschaft & Umwelt 1/2020 TIPP
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