Wirtschaft und Umwelt 03 2018

www.ak-umwelt.at Seite 24 Wirtschaft & Umwelt 3/2018 Betrieb PolitikerInnen zu erzeugen, die natürlich den Standort Linz absichern wollten. So kam es zur Einigung, das Projekt aus Mitteln der Altlastensanierung zu fördern. Im Fall einer Altlast der Priorität 1 beträgt der Fördersatz 95 Prozent. Die Voestalpine trägt somit immerhin 8 Millionen Euro, die öffentliche Hand zahlt etwa 145 Millionen Euro. Dies ist ein Betrag, der die jährlichzurVerfügungstehenden Fördermittel der Altlastensanie- rung – derzeit etwa 50 Millio- nen Euro – weit überschreiten würden. Diese Gelder stammen aus einer zweckgebundenen Abgabe, dem Altlastenbeitrag. Dieser wird auf Abfälle erhoben, die deponiert oder verbrannt werden. Im Jahr 2017 betrug das gesamte Aufkommen 62,5 Millionen Euro. Davon dienen 15 Prozent der Aufsuchung und Untersuchung von Altlasten, 85 Prozent werden für die Förde- rung von deren Sanierung oder Sicherung verwendet. Teilprojekte ermöglichen schrittweises Vorgehen Um die Sanierung also finan- ziell handhabbar zu machen, wurde das Sanierungsprojekt in acht Teilprojekte zerlegt, die einzeln abgearbeitet wurden. Die Förderung des ersten Teil- projekts wurde am 14. Dezem- ber 2009 bewilligt, und auch die ª WIRKSAME FINANZIERUNG CERCLA, BESSER BEKANNT ALS „SUPERFUND“ Am Anfang des Superfund in den USA stand die Giftdeponie „Love Canal“ im US- Bundesstaat New York, auf der eine Sied- lung errichtet worden war. In den 1970er Jahren erkrankten dort viele der Bewohner. Die Frage war, wer die Verantwortung für die Umsiedlung der Menschen und für die Sanierung des Standorts tragen sollte. In der Folge wurde der „Comprehensive Environmental Response, Compensation and Liability Act“ (CERCLA) erlassen, der im Volksmund auch Superfund genannt wurde. Damit sollte in den USA die Finanzierung und Durchführung von Altlastensanie- rungen möglich werden, wenn auf den Verursacher nicht mehr zugegriffen werden konnte. Ein Fonds wurde geschaffen, der aus einer Steuer auf den Verkauf von Mine- ralölprodukten und Chemikalien gespeist wurde. Mit den jährlichen Einnahmen von über 1 Milliarde US-Dollar wurden pro Jahr anfangs fast 100 Altlasten saniert. Doch Fehler und mangelnde politische Unterstüt- zung führten zur Abschaffung der len- kungswirksamen Beiträge, und der Fonds wurde zusehends – ab 2004 vollständig – aus dem allgemeinen Budget finanziert. Die geringeren Mittel bedingen geringere Zahlen an Sanierungen. Deshalb fordern Befürworter der Altlastensanierung: „Put the Super back in Superfund!“ Europäische Kommission gab grünes Licht für die staatliche Beihilfe. Das achte und letzte Teilprojekt wurde von der Altlas- tensanierungskommission am 20. Juni 2018 befürwortet. Verschiedene Verfahren kommen dabei zum Einsatz. Bei der Sanierung im eigentlichen Sinn wird der Schadstoffherd entfernt. Dies geschieht bei sechs der acht Teilprojekte, bei denen besonders hoch konta- minierte Böden abgetragen und entsorgt oder – nach einem He- rauswaschen der Schadstoffe – wieder vor Ort abgelagert werden. Zwei Teilprojekte sind Sicherungen, bei denen nicht der Schadensherd entfernt wird, aber die Ausbreitung von Schadstoffen verhindert wird. Im Fall der Kokerei Linz wurde dazu eine 1,7 km lange und im Schnitt 15 m tiefe Wand im Untergrund errichtet, die das Grundwasser aufstaut. Nur an 12 Stellen kann das Grund- wasser sie durchfließen; dort werden mittels Aktivkohle die Schadstoffe festgehalten (ad- sorbiert). Es wird davon ausge- gangen, dass der regelmäßige Tausch der Aktivkohle zumin- dest für die nächsten 40 Jahren erforderlich sein wird, um die Die Sanierung wird mit Mitteln des Altlastenfonds gefördert. FOTOS: PORR (1), HABAU GROUP (1)

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