Seite 11 - AK_Stadt_4_2012

Basic HTML-Version

AK Stadt · Seite 11
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Energieversorger abgegeben worden. Eine
Entscheidung, die später selbst von kon-
servativer Seite als Fehler erkannt wurde.
Der neue kommunale Energieversorger hat
sich nicht nur einer sozialen Preisgestaltung,
sondern auch dem Umweltschutz ver-
schrieben. In kurzer Zeit wurde „Hamburg
Energie“ mit diesem Konzept zum drittgröß-
ten Stromanbieter der Stadt und kann sich
über steigende Kundenzahlen freuen.
Privatisierung der Wasserversorgung
Auch in Frankreich, einem Land mit einer
langen Tradition privater Anbieter in der
Wasserversorgung, zeigt sich eine Trend-
wende: Grenoble hat Ende der 1980er-
Jahre die Wasserversorgung in die Ver-
antwortung eines privaten Unternehmens
übergeben – schon damals gegen den
Widerstand der Bevölkerung. Von der ge-
troffenen Regelung profitierte ausschließlich
das private Unternehmen, das den Preis für
die Konzessionsrechte nicht sofort, sondern
über einen Zeitraum von 15 Jahren zahlen
musste. Dieser Deal wurde dem Bürger-
meister durch Bestechung schmack­haft ge-
macht und brachte ihm später eine Verurtei-
lung wegen Korruption. Eine Bürgerinitiative
und Gerichtsurteile, die Preisgestaltung
betreffend, führten im Jahr 2000 schließlich
zur vollständigen Rekommunalisierung
der Grenobler Wasserversorgung. Seither
haben sich die Wasserpreise stabilisiert,
die Investitionen ins Wassernetz sind ge-
stiegen. Gemeinsam mit der Rekommuna-
lisierung der Wasserversorgung in Paris hat
Grenoble Vorbildwirkung für ganz Frank-
reich, wo mittlerweile mehr als 40 Kom-
munen dem Beispiel gefolgt sind. Auch
die deutsche Stadt Bergkamen war in den
vergangenen Jahren darum bemüht, die
Bereitstellung zahlreicher Dienstleistungen
zu optimieren. Kommunale Unternehmen
haben sich dabei in einigen Bereichen als
effizienteste Anbieter erwiesen. Erneut hat
die Stadt die Müllabfuhr und Straßenreini-
gung selbst übernommen – Gebührensen-
kung und verbesserter Service inklusive.
Nur einige Beispiele, die deutlich machen:
Rekommunalisierung stellt eine gangbare
Alternative zur privaten Erbringung von
Dienstleistungen dar. Denn die Vergangen-
heit hat bewiesen, dass Märkte keines-
wegs unfehlbar sind und die kommunale
Organisation der Daseinsvorsorge Vorteile
birgt – im Idealfall für alle Beteiligten.
Hamburg Energie: Der neue kommunale
Energie­versorger hat sich nicht nur einer
sozialen Preisgestaltung, sondern auch
demUmweltschutz verschrieben.
Quelle: SORA-Umfrage „Die Angebote der
Daseinsvorsorge im Bewusstsein der österreichischen
Bevölkerung“ im Auftrag der AK Wien, Jänner 2012
Umfrage
Das wollen die
Wiener
I
nnen
Laut einer Umfrage des
­Instituts SORA schätzen
die Wienerinnen und
Wiener die sieben oben
genannten Eigenschaften
am öffentlichen Verkehr.
Rechte als KundIn
Informationen über
das Angebot
Service bei Problemen
Erreichbarkeit des
Verkehrs­angebots
Faire Preise
Gute Arbeitsbedingungen
für MitarbeiterInnen
Arbeitsplatzsicherheit
für MitarbeiterInnen
Öffentlicher
Verkehr
Einbahnstraße: Kommunale Privatisierungen sind wenig transparent, die Kosten sind auf Gewinn-
maximierung ausgerichtet und die öffentliche Kontrolle ist so gut wie ausgeschlossen.