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AK Stadt · Seite 10
Auf Rang zwei folgt die Anforderung
zeitlicher Flexibilität und an dritter Stelle
einschlägige Berufserfahrung. Generell ent-
sprechen aber die Qualifikationen der Be-
schäftigten in etwa denen in der gesamten
österreichischen Wirtschaft. Aber auch bei
den ArbeitnehmerInnen zeigt sich: Viele Mi-
grantinnen und Migranten werden unterhalb
ihres eigentlichen Qualifikationsniveaus be-
schäftigt und bezahlt. Entsprechend gering
sind auch ihre Verdienstmöglichkeiten: Nur
etwa die Hälfte der befragten Beschäftigten
konnte sicher sagen, dass er oder sie nach
Kollektivvertrag bezahlt wird. In der Lehrlings-
ausbildung ist die Rolle der migrantischen
Unternehmen leider ziemlich bescheiden – es
wird nur in Einzelfällen ausgebildet. Allerdings
möchten fast 20 Prozent der befragten Be-
triebe, die derzeit keine Lehrlinge ausbilden,
in Zukunft eventuell Lehrlinge aufnehmen.
Neben verschiedenen betrieblichen Aspek-
ten, die gegen eine Lehrlingsausbildung spre-
chen, gibt auch rund jede/r vierte Unterneh-
merIn an, nicht ausreichend informiert zu sein.
Außerdem existieren Sonderfälle: In Österreich
gibt es etwa keine anerkannte Lehrausbildung
für die chinesische Küche.
Betriebsrat, ein seltenes Relikt
Nicht zuletzt durch die geringe Anzahl der
MitarbeiterInnen, gibt es nur in wenigen mi-
grantischen Betrieben einen Betriebsrat. Die
Studienergebnisse deuten darauf hin, dass
die Auseinandersetzung mit einem Betriebs-
rat in den untersuchten Unternehmen eher
kaum Relevanz besitzt. Das hat mitunter
auch damit zu tun, dass unter dem Schlag-
wort einer „anderen Mentalität“ die gute
Arbeitsatmosphäre und eine bessere Ver-
einbarkeit von Beruf und Familie betont wird
und insgesamt die Chancen, die sich durch
einen Migrationshintergrund ergeben (etwa
Sprachkenntnisse, Netzwerke, etc.), hervor-
gehoben werden. In vielen Fällen führt es zu
der subjektiven Einschätzung, dass ein Be-
triebsrat nicht nötig ist. Die Erfahrungen aus
den einschlägigen AK-Beratungsstellen sind
allerdings ganz andere. Das System „gute
Arbeitsatmosphäre“ funktioniert immer nur
dann gut, solange keine gröberen Konflikt-
felder vorhanden sind. Treten diese jedoch
auf, ziehen MitarbeiterInnen ohne Betriebsrat
oder ohne gewerkschaftliche Vertretung fast
immer den Kürzeren. Hier besteht aus Sicht
der AK Wien ein deutlicher Handlungsbedarf.
Ein Betriebsrat nützt auch den Unternehmen.
Denn in jenen migrantischen Betrieben,
Migrantische Unternehmen
stellen eine wesentliche
Versorgungsfunktion
für die gesamte Wiener
Bevölkerung dar
à
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Thema
Migrantische
Ökonomie
ZWAR BILDEN MIGRANTISCHE BETRIEBE SELTEN LEHRLINGE
AUS, DOCH BIETEN SIE JUNGEN, DIE AM ARBEITSMARKT
SCHLECHTERE MÖGLICHKEITEN HABEN, EINE CHANCE
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