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AK FÜR SIE 09/2017

Jetzt drehen

wir einfach ab

Erreichbarkeit

Berufliche Mails checken im Urlaub, telefonie-

ren im Krankenstand: Arbeit braucht Grenzen.

Zwei Beispiele, wie das funktioniert.

O

b in der U-Bahn, im Bus oder

der Bim: Der ständige Blick

aufs Handy ist für viele schon

zur Gewohnheit geworden.

Schon auf dem Weg zur Ar-

beit werden

die

berufli-

chen Mails gecheckt. Auch

nach Dienstschluss heben

viele ab, wenn der Chef an-

ruft. „Die Grenze zwischen

Arbeit und Freizeit ver-

schwindet. Wir sind ständig

auf Stand-by und verlernen

abzuschalten“, warnt Alex-

ander Heider, ArbeitnehmerInnenschützer

in der AK.

Klare Regeln

Der internationale IT-Dienstleister Atos

muss seinen KundInnen bei EDV-Proble-

men auch nach offiziellem Dienstschluss

zur Verfügung stehen. „Einmal bin ich im

Urlaub um zwei Uhr in der Früh angerufen

worden“, erinnert sich Thomas Koss, Ver-

antwortlicher für die interne IT bei Atos in

Österreich, an einen speziel-

len Notfall. „Ich habe trotz-

dem abgehoben, da ich ger-

ne helfe“, so Koss.

Weil die Erreichbarkeit

von Mitarbeitern außerhalb

der Dienstzeit bei Atos durch

Rufbereitschaft geregelt ist,

handelte es sich bei diesem

Fall um eine absolute Aus-

nahme. „Die geregelte Rufbereitschaft be-

ruht zudem auf Freiwilligkeit“, sagt Koss.

Die Firma Atos ist ein Beispiel dafür, wie

Rufbereitschaft klar geregelt werden kann.

Übernehmen Angestellte diesen Dienst,

sind sie in ihrer Freizeit dennoch nicht ein-

geschränkt. „Sie kön-

nen am Berg klettern

oder ins Kino gehen –

wichtig ist nur, dass sie

einen Netzempfang am

Handy haben“, erklärt

Betriebsratsvorsitzen-

de Sandra Steiner. Tritt

ein Notfall ein, so ha-

ben die MitarbeiterIn-

nen eine fix definierte

Reaktionszeit von einer

Stunde, innerhalb der

sie sich melden müs-

sen. Sandra Steiner:

„Solche Regelungen

gelten, weil das der

Betriebsrat mit der Firma vereinbart hat und

wir die Einhaltung kontrollieren.“

Völlig ohne Firmenhandy kommt Marti-

na Kochauf aus. Sie ist Head of Contract

Management bei Atos. „Die Erreichbarkeit

über Handy hat sicherlich Vorteile. In unse-

rem Unternehmen wird jedoch nicht ver-

langt, im Urlaub oder am Wochenende

verfügbar zu sein. Als Vorgesetzte muss

ich meinen Mitarbeitern auch vorleben,

wie man mit den neuen technischen Mög-

lichkeiten umgeht“, meint Kochauf.

Viele immer erreichbar

Dass es in den meisten Unternehmen an-

ders abläuft, zeigt eine kürzlich von der AK

Niederösterreich durchgeführte Umfrage.

Bis zu 70 Prozent der ArbeitnehmerInnen

„Wir sind ständig auf

Stand-by und verler-

nen, von der Arbeit

abzuschalten.“

AK ArbeinehmerInnenschützer

Alexander Heider

warnt vor

ständiger Erreichbarkeit

Atos-Betriebsrätin Sandra Steiner: „Auch wer

Bereitschaft hat, kann am Berg klettern, muss

nur Netzempfang haben“

Netztechniker Günter Sperl: muss nur vier

Mal im Monat bei Notfällen in den Dienst