Wirtschaft und Umwelt 03 2018

einfordert und von 1,8 Millionen EU-BürgerInnen unterzeichnet wurde. Nach wie vor haben in Europa etwa zwei Millionen Menschen keinen ordentlichen Zugang zu Trinkwasser oder sanitärer Versorgung. Der Um- weltausschuss im EU-Parlament hat sich grundsätzlich für die Verbesserung des Zugangs für Trinkwasser ausgesprochen. Bis Ende Dezember müsste unter der österreichischen Ratsprä- sidentschaft eine Einigung er- zielt werden, dann könnte die Richtlinie im nächsten Frühjahr endgültig beschlossen werden. Für Österreich gilt aber auch: Auch in der neuen Trinkwas- serrichtlinie muss sichergestellt bleiben, dass die gute Wasser- versorgung in öffentlicher Hand und für die Menschen leistbar bleibt. Veränderungsbedarf in der Trinkwasserrichtlinie gibt es aus AK-Sicht vor allem bei den neuen Qualitätskriterien für die Wasserversorgung angeht: Künftig sieht der jetzt vorliegende Entwurf mehr und teurere Qua- litätstests vor, was Trinkwasser unnötig verteuern wird. Schon jetzt ist die Qualität des Trink- wassers durch die öffentlichen Wasserversorger in Österreich hervorragend. SI „GALLISCHES DORF“ Bergbauerninstitut soll Eigenständigkeit aufgeben Österreich rühmt sich in der EU der vielen Bergregionen. Dafür erhält die Berglandwirt- schaft einen Teil der Agrarför- derungen. Die Basis für die wissenschaftlichen Studien über die wirtschaftlichen und sozialen Belange liefert die Bundean- stalt für Bergbauernfragen, eine ausgelagerte Dienststelle des Bundesministeriums für Nach- haltigkeit und Tourismus. Die unter der SPÖ-Alleinregierung Kreisky parallel zur Einführung der Bergbauernförderung ge- gründete ministeriumsunmit- telbare Forschungsanstalt ist sowas wie das „gallische Dorf“ innerhalb der nachgeordneten Dienststellen des heutigen Nach- haltigkeitsministeriums (BMNT). Immer wieder fielen die dortigen Wissenschafter durch pronon- cierte Expertisen und Wortmel- dungen auf. Häufig nicht zur Freude des jeweiligen Ressort- ministers, was durchaus auch zu Sprech- bzw. Auftrittsverboten einzelner Mitarbeiter dieser im Wissenschaftsbereich hoch an- erkannten Institution geführt hat. www.arbeiterkammer.at Wirtschaft & Umwelt 3/2018 Seite 5 KOMMENTAR VON RUUD KLEIN Kommentar Breitspurig und engstirnig Seit Jahren pusht die Russische Staats- bahn das sogenannte Breitspurprojekt. Der Hintergrund: Während die Züge in Mitteleuropa und China auf der sogenannten Normalspur unterwegs sind, weist das russische Bahnnetz eine breitere Spurweite von 1.520 Millimeter auf. Umladen der Container an den Schnittstel- len ist damit unumgänglich. Bislang endet die russische Breitspur an der polnischen Grenze und bei einem Stahlwerk im ostslowakischen Kosice. Eine eingleisige Güterbahn mit russi- scher Breitspur durch die Slowakei bis in den Raum Wien zu verlängern würde gut 6,5 Mrd. Euro kosten. Damit sollen die Warenströme – speziell aus China – vom Schiff auf die Schiene umgeleitet werden. Am Endpunkt sollte ein rie- siger Terminal (5km lang, hunderte Meter breit!) im nördlichen Burgenland oder im Marchfeld gebaut werden. Angesichts der Ausmaße ist Widerstand schon vorprogrammiert. Trotzdem dürfte das Projekt schlagend wer- den, hat doch Verkehrsminister Hofer den Burschenschafter Alexander Schierhuber zum neuen österreichischen Ko-Geschäftsführer der Breitspur Planungsgesellschaft ernannt. Ganz erschließt sich die Sinnhaftigkeit dieser Bahn jedoch nicht, zumal die Finanzierung noch völlig in den Sternen steht: Soll nicht der gesamte Verkehr der Breitspur auf die Straße gelangen, muss ohnehin auf die Normalspur umgeladen werden. Ob dies 400 Kilometer weiter westlich passiert – oder doch in Kosice – macht keinen großen Unterschied. Es ist zu befürchten, dass bei einem Terminal in Ostösterreich ein sehr großer Anteil über das gut ausgebaute Auto- bahnnetz weiter transportiert wird. Warum also nicht den Terminal im Raum Kosice errichten und gleichzeitig das slowakische Normalspur- netz entsprechend ertüchtigen? Dies wäre billiger, rascher und politisch einfacher umzu- setzen. Auch für den Modal Split (= Anteil des Bahnverkehrs) könnte dies besser sein, da die auf der Normalspur zurückgelegte Strecke dadurch länger wäre, was den Transport auf der Schiene aufgrund der Kostenstruktur gegenüber dem LKW doch wieder attraktiver macht. Die (militär)-strategischen Interessen Russlands und seiner Handlanger sehen aber anders aus. *Heinz Högelsberger ist Verkehrsexperte und Mitarbeiter der Abteilung Umwelt & Verkehr der AK Wien.

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