Seite 6 - AK_Stadt_2_2012

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Ein offenes Klima ist nicht möglich, wenn
für manche Gruppen der soziale und wirt-
schaftliche Stress überhand nimmt.
Das Bild von MigrantInnen auf dem Wiener
Arbeitsmarkt ist gewöhnlich durch die Vor-
stellung von schlecht qualifizierten Men-
schen mit schlechten Deutschkenntnissen
geprägt. Das ist der eine Teil der Realität, wie
eine AK-Studie zeigt: Rund 24 Prozent der in
Wien lebenden MigrantInnen verfügen maxi-
mal über Pflichtschulabschluss (WienerIn-
nen ohne Migrationshintergrund: 9 Prozent).
Doch 75 Prozent der Wiener MigrantInnen
sind sehr gut ausgebildet, 20 Prozent sind
AkademikerInnen, 25 Prozent haben Matura
und 30 Prozent eine Lehre. Entgegen einem
weit verbreiteten Vorurteil sind gerade
Frauen aus manchen muslimischen Ländern
sehr gut ausgebildet: 68 Prozent der Irane-
rinnen und 52 Prozent der Frauen aus dem
arabischen Raum verfügen über einen aka-
demischen Bildungsabschluss.
Anders ist die Situation bei ZuwanderInnen
aus der Türkei und dem ehemaligen Jugos-
lawien: Rund jeder zweite Mensch aus der
Türkei und jeder Fünfte aus Ex-Jugoslawien
verfügt maximal über einen Pflichtschulab-
schluss. Die Ursachen dafür haben wenig
mit ethnischen oder religiösen Gründen zu
tun: Aus den traditionellen „Gastarbeiterlän-
dern“ wurden jahrzehntelang gezielt einfa-
che Arbeiter angeworben.
Chancengleichheit für uns alle
Die Zuwanderung aus dem Iran und den
arabischen Ländern ist hingegen eine Eliten-
wanderung mit entsprechend höherer
­Bildungskarriere. Das Interesse an Bildung
ist allerdings bei den meisten jungen Mig-
rantInnen hoch: 68 Prozent der bis 24-Jähri-
gen und 62 Prozent der 25- bis 45-Jährigen
haben großes Interesse an einer berufs­
bezogenen Ausbildung.
MigrantInnen sind stärker von Arbeitslosig-
keit betroffen als Einheimische. Zwischen
2000 und 2011 waren rund 12 Prozent der
WienerInnen ohne Migrationshintergrund
zumindest einmal von Arbeitslosigkeit
betroffen, bei MigrantInnen war der Anteil
mit 43 Prozent fast viermal so hoch! Immer
68 Prozent der Iranerinnen
und 52 Prozent der Frauen
aus dem arabischen Raum
verfügen über einen akade-
mischen Bildungsabschluss.
UNGLEICHBEHANDLUNG UND SOZIALE HÄRTEN
FINDEN FREILICH AUCH ENTLANG ANDERER
TRENNLINIEN STATT: SEI ES NACH GESCHLECHT,
ALTER ODER BERUFEN.
Aus der Studie „Beschäftigungssituation von Personen
mit Migrationshintergrund in Wien“ – von der L&R
Sozial­forschung im Auftrag der AK Wien durchgeführt
ZAHLEN DATEN FAKTEN
Migranten am Wiener Arbeitsmarkt
Der größte Teil der Arbeitneh-
merInnen mit Migrationshinter-
grund am Wiener Arbeitsmarkt
stammt aus dem ehemaligen
Jugoslawien (mit Albanern). Sie
stellen 44% gefolgt von den
Türken mit 18%. Die Gruppe
aus den neuen europäischen
Mitgliedsstaaten zählt 16%,
hinter ihnen kommen die Deut-
schen mit 9%. Kleiner sind die
restlichen Gruppen: Arabischer
Raum, sonstiges Asien mit
jeweils 3%, Philippinen und
Afrika jeweils 2%, sonstiges
Europa und der Iran mit je 1%.
à
Literatur
Band Nr 85, 2011
Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen
In der Studie Migration und Integration wird
beleuchtet, welchen Herausforderungen sich
Österreich stellen muss und wie Lösungs­
ansätze für eine gelungene Integration
aussehen können.
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
AK Stadt · Seite 6
shootandgo, fotolia
Beirat für Wirtschafts- und
Sozialfragen
Migration und Integration,
Band Nr 85, 2011
ISBN 978-3-901466-16-8
Kostenloser Download:
http://www.sozialpartner.at/
sozialpartner/Migration/
Studie%20Migration.pdf
Thema
MIGRATION UND
INTEGRATION
l
Ex-Jugoslawien
l
Türkei
l
EU neue Mitgliedsstaaten
l
Deutschland
l
Arabischer Raum
l
Sonstiges Asien
l
Philippinen
l
Afrika
l
Sonstiges Europa
l
Iran