AK Stadt · Seite 7
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noch werden sie als Arbeitsmarktpuffer
beschäftigt und können ihre Qualifikationen
viel schwerer verwerten. In Wien werden
ganze 33 Prozent der MigrantInnen unter-
halb ihrer Qualifikation eingesetzt (gegen-
über 11 Prozent der Einheimischen). Selbst
die Entlohnung ist unterschiedlich: Von allen
vollzeitbeschäftigten MigrantInnen haben in
Wien 58 Prozent ein monatliches Nettoein-
kommen von weniger als 1.400 Euro. Bei
NichtmigrantInnen sind es bloß 19 Prozent.
Den Frauen ergeht es noch schlechter: 68
Prozent der Migrantinnen verdienen trotz
Vollzeitarbeit höchstens 1.400 Euro netto
pro Monat im Vergleich zu 20 Prozent der
Nichtmigrantinnen.
Das Resümee ist eindeutig: Wer einen Mig-
rationshintergrund hat, fasst auf dem
Arbeitsmarkt weniger leicht Fuß. Qualifika-
tion und Sprachdefizite sind eine Erklärung,
doch in vielen Fällen spielen direkte oder
strukturelle Diskriminierung eine ursächliche
Rolle für die Schlechterstellung. Ungleichbe-
handlung und soziale Härten finden freilich
auch entlang anderer Trennlinien statt: sei es
nach Geschlecht, Alter oder Berufen. Tole-
ranz ist hier in keinem Fall angebracht.
Zuzug trifft auch MigrantInnen
Ein interessanter Punkt: Treten Konkurrenz
und Verdrängung auf dem Arbeitsmarkt
durch Neuzuzug von ausländischen Arbeit-
nehmerInnen auf, sind es vor allem alteinge-
sessene MigrantInnen, die diesen Preis zah-
len müssen.
Der Arbeitsmarktökonom Herbert Brücker
hat in einer aktuellen deutschen Studie
errechnet, dass 1 Prozent Zuzug zum deut-
schen Arbeitsmarkt insgesamt zwar keine
signifikanten Arbeitsmarktauswirkungen zur
Folge hat, jedoch bei alteingesessenen Mig-
rantInnen einerseits den Lohn um mehr
Die AK tritt in der Integrationspolitik für
Chancengerechtigkeit, Sicherung des
sozialen Zusammenhalts und für die
rasche Eingliederung der ZuwanderIn-
nen in die Gesellschaft ein. Die AK-Stu-
die „Beschäftigungssituation von Per-
sonen mit Migrationshintergrund in
Wien“ (L&R Sozialforschung im Auftrag
der AK Wien) zeigt, dass ein Drittel der
ZuwanderInnen unter ihrer Qualifika-
tion eingesetzt wird, und dass Migran-
tInnen das vierfache Arbeitslosigkeits-
risiko tragen und häufig nicht korrekt
bezahlt werden.
Die jüngste Vollversammlung der AK Wien
fordert daher folgendes Maßnahmenpaket:
Gezielte Integrationsbegleitung.
Das
Abstellen auf die individuelle Lage soll die
rasche Eingliederung in Arbeitsmarkt und
Gesellschaft erleichtern. Dazu gehören ein
Qualifikations- und Eingliederungspfad in
den Arbeitsmarkt und besondere Angebote
für Frauen.
Erleichterte Anerkennung ausländischer
Bildungsabschlüsse und informeller
Qualifikationen.
Das soll helfen, dass
MigrantInnen nicht unter ihrer Qualifikation
eingesetzt und bezahlt werden.
Ausbau der Weiterbildungsangebote.
Auch Arbeitgeber sollen mehr zu den
Kosten beitragen, weil sie zwar
nach Fachkräften rufen, selber
aber zu wenig in betriebliche
Weiterbildung investieren.
Gezieltere Arbeitsmarktpolitik.
Die Politik des AMS ist noch
immer zu stark auf einfache Maß-
nahmen ausgerichtet. Viele
Gruppen wie Frauen, Ältere und
MigrantInnen brauchen aber
mehr Service und ein spezialisier-
tes Angebot: Oft kann nur eine
Kette aufeinander abgestimmter
Maßnahmenmodule zu einer
erfolgreichen Eingliederung in
den Arbeitsmarkt führen.
Verhinderung von Lohn- und
Sozialdumping.
Unterentlohnung
ist ungerecht und unterhöhlt
unser Arbeitsmarkt- und Sozial-
system. Davon sind zuge
wanderte ArbeitnehmerInnen
besonders betroffen. Das neue
Lohn- und Sozialdumping
Bekämpfungsgesetz hilft gegen
diese Missstände. Doch es muss
noch stärker ausgebaut werden.
Eine AK-Studie zeigt, dass
ein Drittel der ZuwanderIn-
nen unter ihrer Qualifikation
eingesetzt wird.
MigrantInnen haben das vier-
fache Arbeitslosigkeitsrisiko
zu tragen und werden häufig
nicht korrekt bezahlt.
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DIE FORDERUNGEN DER ARBEITERKAMMER
Integration in der Arbeitswelt