Seite 8 - AK_Stadt_2_2012

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AK Stadt · Seite 8
als ein Prozent verringert und umgekehrt
die Arbeitslosenquote um über einen Pro-
zentpunkt erhöht. Ein durchaus erheblicher
Effekt, der nicht ignoriert werden darf. Des-
halb wurde das Lohn- und Sozialdumping-
Bekämpfungsgesetz von AK und ÖGB als
Begleitmaßnahme zur EU-Erweiterung
durchgesetzt. Integration in der Stadt findet
aber nicht allein auf dem Arbeitsmarkt statt.
Der Wohnbereich und der öffentliche Raum
spielen hier eine enorme Rolle.
Grantscherm gegen Lärmbolzen
Anders als vor 40 Jahren ist Wien heute eine
spannende, bunte und international attrak-
tive Stadt – stark beigetragen hat die
Zuwanderung. Allein die Wahrnehmung ist
verschieden. Die AkademikerInnenfamilie
mit gutem Einkommen findet Gefallen am
multikulturellen Leben in „Soho Ottakring“ –
falls nicht, kann sie auch woanders hinzie-
hen. Ihre Kinder gehen in eine sorgfältig
ausgewählte Schule im Nachbarbezirk, wo
der MigrantInnenanteil gering ist. Anders die
Arbeiterfamilie in Favoriten: Ob sie in dieser
multikulturellen Umgebung leben will oder
nicht, ist keine Frage der Wahl, sondern von
den Wohnkosten diktiert.
Dort, wo der MigrantInnenanteil am höchsten
ist, sind die Mieten oft am niedrigsten. In der
Wohnumgebung der Arbeiterfamilie genau
wie in der Schule ihrer Kinder liegt der Anteil
vielleicht bei 80 Prozent. Somit leben Mig-
rantInnen vor allem mit jenen Einheimischen
in nächster Nähe, die sich anders als die
zitierte AkademikerInnenfamilie nicht der
multikulturellen Lebendigkeit halber dort
angesiedelt hat. Auch die neuenWienerInnen
sind aus Kostengründen in diese Wohn­
quartiere gezogen. Das heißt: Eng auf eng
wohnen Menschen mit gleichermaßen gerin-
gem Einkommen, aber kulturell unterschied-
lichem Hintergrund und oft auch unter-
schiedlicher Alters- und Familienstruktur –
nicht aus freienStücken, sondern ausMangel
an Alternativen. Grund für Konfliktstoff. Offi-
zielle Daten zeigen, dass MigrantInnen
wesentlich weniger Wohnfläche pro Kopf zur
Verfügung steht und sie in Häusern von
schlechterer Substanz leben.
Studien belegen, dass es tatsächlich immer
wieder zu interethnischen Nachbar-
à
AkademikerInnenfamilie
mit gutem Einkommen
findet Gefallen am multi-
kulturellen Leben in
„Soho Ottakring“ – falls
nicht, kann sich diese
­Familie leisten, woanders
zu wohnen.
à
Thema
MIGRATION UND
INTEGRATION
Elendsquartiere
Geschichte
Unter dem Titel „Die Lage der Ziegelarbeiter“
beschrieb Victor Adler1888 im sozialdemokrati-
schen Wochenblatt „Gleichheit“ die katastro-
phalen Lebens- und Arbeitsumstände der
„Ziegelböhm“ am Wienerberg.
Dezember 1888
t
shootandgo (1), beigestellt, Bezirksmuseum Favoriten (1)
ARBEITSMARKTÖFFNUNG
Neue Regeln gegen Lohn- und
­Sozialdumping.
Viele Menschen
migrantischer Herkunft werden aus-
genützt. Die Broschüre informiert
über Kollektivverträge und sozial-
rechtliche Regelungen. Erhältlich in
Deutsch, Englisch, Polnisch, Unga-
risch und Sowakisch. Zu bestellen
unter bestellservice@akwien.at