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AK Stadt · Seite 3
wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
Bahn auf Überholspur?
2,7 Milliarden Euro wurden in die
Westbahnstrecke investiert. Wien
West -St.Pölten dauert jetzt nur
mehr 25 Minuten. Auch auf der
Strecke Wien – St. Pölten – Loos-
dorf – Melk – Pöchlarn und Ybbs
wurden 19 Minuten eingespart.
Diesen Genuss haben aber vor
allem Fernreisende, obwohl für
Pendler sogar der neue Bahnhof
Tullnerfeld errichtet wurde. Von
dort rast der Zug die 30 km nach
St. Pölten in 13 Minuten. Doch
es gibt nur zwei dieser Schnell-
züge, die rechtzeitig St. Pölten
zu Arbeits- oder Schulbeginn
erreichen. Alle anderen Frühzüge
legen diese Strecke in 45 bis 57
Minuten zurück.
D
er Fragebogen knapp, die Entwürfe unter Ver-
schluss. Wenn 2014 der Umbau des Areals rund
um Wiener Eislaufverein, Konzerthaus und Hotel In-
tercontinental gestartet wird, haben die BürgerInnen
kaum mitgesprochen. Zwar setzten die EG-WertInvest
Hotelbeteiligungs GmbH Geschäftsführerin Daniela
Enzi samt Stadtpsychologin mit einer Befragung im Ok-
tober elegant auf Konsens, doch die Mindeststandards
hielten die Verantwortlichen nicht ein. Die Entwürfe der
drei Planungsteams wurden nicht gezeigt, konnten also
gar nicht kommentiert werden. Die AK Wien kritisiert:
Wirkliche Beteiligungsverfahren müssen transparent
gestaltet sein, adäquate Zeithorizonte und Implemen-
tierungsstrategien schaffen.
Die scheinbare Transparenz
Mitspracherecht soll BürgerInnen
Großprojekte schmackhaft machen. Oft-
mals ein halbherziges Ablenkungsmanöver.
Großstadt weniger gefährlich als ländliche Regionen.
Eine stetig steigende Zahl von Wiener­
Innen nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel und hilft damit wirkungsvoll, Leben zu schützen. Vom
1. Jänner bis zum 30. September 2012 starben 16 Menschen bei Verkehrsunfällen in Wien – der glei-
che traurige Wert wie 2011. Trotzdem gibt es damit im bevölkerungsreichsten Bundesland die nied-
rigste Anzahl an Verkehrstoten – besonders im Vergleich zu Niederösterreich mit 120, Oberösterreich
mit 63 und der Steiermark mit 52 Todesfällen (Quelle BMI und VÖC, 2012). Hauptverantwortlich für die
verhältnismäßig geringe Opferzahl ist das dichte Wiener Öffi-Netz, das um ein vielfaches mehr Sicher-
heit bietet als die Benutzung von Autos. Die größte Opfergruppe stellen in Wien allerdings die Fußgän-
gerInnen mit sieben Opfern dar – darunter auch ein Kind. Fünf Menschen starben als Pkw-Insassen,
zwei verunglückten mit dem Moped, eine Person mit dem Motorrad und ein Mensch mit dem Fahrrad.
FuSSgänger in Gefahr
Die Benutzung des dichten
Wiener Öffi-Netzes dient dem Schutz aller BewohnerInnen
Einfache Lösungen sind meist
leicht verständlich, daher auch
leicht zu verkaufen – nur leider
manchmal grundlegend falsch.
Eine solche einfache Lösung
haben sich einige Kommunen so
wie ein Milchmädchen errechnet:
Habe Schulden + Habe Woh-
nungen, ein Wassernetz und
einen Energieversorger = Ver-
kaufe mein Vermögen und habe
keine Schulden mehr. Diese
Vorgangsweise ist so als ob
eine Stadt ein Warenhaus im
Abverkauf ist. Nur das ist sie
nicht – hier wurden die zentra-
len ­Leistungen einer Stadt ver-
ramscht. In den Wohnungen
leben Menschen – Wasser und
Energie sind grundlegende Ver-
sorgungsleistungen.
Auch sind die wirtschaftlichen
Ergebnisse des kommunalen
Ausverkaufs mehr als ernüch-
ternd – die Erträge für die Stadt
halten sich in Grenzen – die
­Kosten für die Bewohner steigen
stark an, gleichzeitig wird die
Qualität der Leistung drastisch
reduziert. Die Folge ist, dass
Städte und Gemeinden versu-
chen die Verkäufe wieder rück-
gängig zu machen – zu mitunter
horrenden Kosten.
Damit ist die Milchmädchen­
rechnung nicht aufgegangen
und alle außer den privaten
Investoren sind um ein deftiges
Lehrgeld ärmer. Was bleibt ist
die Moral von der Geschichte:
­Verkauf Deine kommunalen
­Betriebe und Wohnungen nicht
– und schau, dass sie so gut
sind, damit niemand auf die Idee
kommt, dass es privatisiert bes-
ser läuft.
Thomas Ritt, Leiter Abteilung
Kommunalpolitik der AK Wien
Editorial
Kommunale
Molkerei­
mathematik!
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2012
Areal Wiener Eislaufverein: Kaum Information bei Beteiligungsverfahren
Zügig! In 25 Minuten in St. Pölten HBF
Wien
Vorarlberg
Burgenland
Tirol
Salzburg
Kärnten
Steiermark
Oberösterreich
Niederösterreich
16
17
22
33
35
36
52
63
120
Verkehrstote