Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  28 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 28 / 32 Next Page
Page Background

28

AK FÜR SIE 07–08/2015

Billig und schnell

um jeden Preis

Eine neue Kollektion im Frühjahr, eine im Herbst

– das war einmal. Den Aufpreis zahlen Näherin-

nen weltweit und in Österreich.

D

as T-Shirt um 5 Euro, 3 Paar So-

cken heute nur für 3,99 Euro,

aber alles muss raus: Immer bil-

liger muss Gewand sein, und

inzwischen gibt es mehrmals im

Sommer neue Mode: Fast Fashion heißt

diese

Beschleuni-

gung in der Textil-

Produktion. Und sie

ist räuberisch für alle

Beteiligten: Die Kon-

sumentInnen werden

dazu aufgefordert, für

immer neue Trends

Geld auszugeben. Die Kleidung wird im-

mer billiger und schneller produziert. „Billig

um jeden Preis: Das geht auf Kosten der

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“,

sagt die Leiterin der AK Abteilung Konsu-

mentenpolitik Gabriele Zgubic.

Die Bilder von schlechten Arbeitsbe-

dingungen in den Textilfabriken in Bangla-

desh oder China gingen um die Welt. Die

Ausbeutung in Asien ist inzwischen be-

kannt. Die auf faire

Produktion speziali-

sierte Non-Profit-Or-

ganisation Südwind

hat jetzt in einer Stu-

die auch auf men-

schenunwürdige Ar-

beitsbedingungen in

Osteuropa und in der Türkei aufmerksam

gemacht. „Die Kluft zwischen den ausge-

zahlten Löhnen und dem, was die Men-

schen brauchten, um ihre Existenz zu si-

chern, ist teilweise noch

größer als in Asien“ so

Michaela Königshofer von

Südwind.

„Eine

Nähmaschine

kann man schnell verlagern.

Die Karawane der Modepro-

duktion wandert von einem

Standort zum nächsten, im-

mer dahin, wo es viele mög-

lichst billige Arbeitskräfte

gibt und wo die Umwelt-

Auflagen für die Firmen

möglichst niedrig sind“, sagt

Gerald Kreuzer von der Ge-

werkschaft ProGe.

Kreuzer engagiert sich

für faire Löhne und Arbeits-

bedingungen in der Textilin-

dustrie in Österreich und im

Ausland. Derzeit wird bei

Triumph International, einer der wenigen

Textilproduktionen in Österreich, ein großer

Teil der Produktion ins Ausland verlagert: Im

österreichischen Hauptsitz in Wiener Neu-

stadt werden Arbeitsplätze abgebaut, das

Werk in Oberwart macht endgültig zu. Ins-

gesamt müssen 380 Beschäftigte gehen.

Sozialplan für Näherinnen

Zentralbetriebsrätin Gabriele Gruber hat

an den Sozialplänen mitgearbeitet und ver-

sucht zu helfen, wo es geht: „Unsere Nä-

herinnen sind gut ausgebildet. Aber sie

finden in ihrer Region wahrscheinlich kei-

nen Job mehr, der dieses Können erfor-

dert“, sagt sie. So hilft sie etwa Frauen, die

nach 42 Jahren Betriebszugehörigkeit ar-

beitslos werden, eine neue Perspektive zu

finden.

Ein inzwischen ausgehandelter Sozial-

Textil-Produktion

Fotos: Christian Fischer

Foto: picturedesk.com / dpa / Doreen Fiedler

NäherInnen in Bangladesh. Wenn die Arbeit zu teuer wird,

zieht die Produktion ins nächste Land mit noch niedrige-

ren Löhnen

Gabriela Gruber, Zentralbetriebsrätin von

Triumph in Wiener Neustadt: „Viele haben 20

Jahre lang genäht und müssen sich nun

einen neuen Job suchen“

„Billig um jeden Preis. Das

geht auf Kosten der Arbeitneh-

merinnen und Arbeitnehmer.“

Gabriele Zgubic

von der AK Abteilung Konsumen-

tenpolitik will fair produziertes Gewand