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AK FÜR SIE 07–08/2015
Billig und schnell
um jeden Preis
Eine neue Kollektion im Frühjahr, eine im Herbst
– das war einmal. Den Aufpreis zahlen Näherin-
nen weltweit und in Österreich.
D
as T-Shirt um 5 Euro, 3 Paar So-
cken heute nur für 3,99 Euro,
aber alles muss raus: Immer bil-
liger muss Gewand sein, und
inzwischen gibt es mehrmals im
Sommer neue Mode: Fast Fashion heißt
diese
Beschleuni-
gung in der Textil-
Produktion. Und sie
ist räuberisch für alle
Beteiligten: Die Kon-
sumentInnen werden
dazu aufgefordert, für
immer neue Trends
Geld auszugeben. Die Kleidung wird im-
mer billiger und schneller produziert. „Billig
um jeden Preis: Das geht auf Kosten der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“,
sagt die Leiterin der AK Abteilung Konsu-
mentenpolitik Gabriele Zgubic.
Die Bilder von schlechten Arbeitsbe-
dingungen in den Textilfabriken in Bangla-
desh oder China gingen um die Welt. Die
Ausbeutung in Asien ist inzwischen be-
kannt. Die auf faire
Produktion speziali-
sierte Non-Profit-Or-
ganisation Südwind
hat jetzt in einer Stu-
die auch auf men-
schenunwürdige Ar-
beitsbedingungen in
Osteuropa und in der Türkei aufmerksam
gemacht. „Die Kluft zwischen den ausge-
zahlten Löhnen und dem, was die Men-
schen brauchten, um ihre Existenz zu si-
chern, ist teilweise noch
größer als in Asien“ so
Michaela Königshofer von
Südwind.
„Eine
Nähmaschine
kann man schnell verlagern.
Die Karawane der Modepro-
duktion wandert von einem
Standort zum nächsten, im-
mer dahin, wo es viele mög-
lichst billige Arbeitskräfte
gibt und wo die Umwelt-
Auflagen für die Firmen
möglichst niedrig sind“, sagt
Gerald Kreuzer von der Ge-
werkschaft ProGe.
Kreuzer engagiert sich
für faire Löhne und Arbeits-
bedingungen in der Textilin-
dustrie in Österreich und im
Ausland. Derzeit wird bei
Triumph International, einer der wenigen
Textilproduktionen in Österreich, ein großer
Teil der Produktion ins Ausland verlagert: Im
österreichischen Hauptsitz in Wiener Neu-
stadt werden Arbeitsplätze abgebaut, das
Werk in Oberwart macht endgültig zu. Ins-
gesamt müssen 380 Beschäftigte gehen.
Sozialplan für Näherinnen
Zentralbetriebsrätin Gabriele Gruber hat
an den Sozialplänen mitgearbeitet und ver-
sucht zu helfen, wo es geht: „Unsere Nä-
herinnen sind gut ausgebildet. Aber sie
finden in ihrer Region wahrscheinlich kei-
nen Job mehr, der dieses Können erfor-
dert“, sagt sie. So hilft sie etwa Frauen, die
nach 42 Jahren Betriebszugehörigkeit ar-
beitslos werden, eine neue Perspektive zu
finden.
Ein inzwischen ausgehandelter Sozial-
Textil-Produktion
Fotos: Christian Fischer
Foto: picturedesk.com / dpa / Doreen Fiedler
NäherInnen in Bangladesh. Wenn die Arbeit zu teuer wird,
zieht die Produktion ins nächste Land mit noch niedrige-
ren Löhnen
Gabriela Gruber, Zentralbetriebsrätin von
Triumph in Wiener Neustadt: „Viele haben 20
Jahre lang genäht und müssen sich nun
einen neuen Job suchen“
„Billig um jeden Preis. Das
geht auf Kosten der Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer.“
Gabriele Zgubic
von der AK Abteilung Konsumen-
tenpolitik will fair produziertes Gewand