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AK FÜR SIE 02/2017
Kürzer arbeiten
bringts ...
Die Vollzeit-Beschäftigten wollen kürzere
Arbeitszeiten. Was nicht geht, ist ein Zwölf-
stundentag ohne Ausgleich.
Glabuen Arbeitszeit
A
rbeiten und Geldverdienen ist
wichtig, aber genauso wichtig
ist Freizeit, um etwas unter-
nehmen zu können“, sagt Elko
Hitter. Er ist Oberflächentech-
niker beim Schienenfahrzeug-
hersteller Bombardier. Seit
Juni 2016 gibt es im Bom-
bardier-Werk in der Donau-
stadt die Möglichkeit, sich
statt der Lohnerhöhung
mehr Freizeit zu nehmen.
Diese „Freitzeitoption“ er-
laubt neuerdings der Kollek-
tivvertrag, wenn, wie bei
Bombardier, eine Betriebsvereinbarung dar-
über abgeschlossen wird.
„Für mich ist das ideal“, sagt Elko Hit-
ter. „Meine Frau hat eine Woche mehr Ur-
laub. Jetzt können wir gemeinsam mehr
unternehmen.“ Sein Kollege Walter Buche-
tits nutzt ebenfalls die Freizeitoption. Im
Jahr verdient er gut drei freie Tage dazu.
Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Leopold
Sedlak: „Jedem steht es frei, ob er mehr
Geld oder mehr Freizeit möchte.“
Die Freizeitoption ist eine von vielen
Möglichkeiten der Arbeits-
zeitverkürzung. In Öster-
reich ist das höchst notwen-
dig. Lediglich in Portugal
und Großbritannien arbei-
ten Vollzeit-Beschäftigte län-
ger als bei uns. Viele ma-
chen Überstunden. Und
besonders krass: 52 Millio-
nen Überstunden werden weder ausbezahlt
noch als Zeitausgleich vergütet. Allein diese
unbezahlten Überstunden entsprechen
30.000 Arbeitsplätzen in Vollzeit.
AK Präsident Kaske fordert deshalb ge-
meinsam mit den Gewerkschaften intelligen-
te Formen der Arbeitszeitverkürzung: „Die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie
Freizeit muss sichergestellt werden. Denn
nur gesunde und zufriedene Arbeitnehmerin-
nen und Arbeitnehmer können auch den von
ihnen verlangten Einsatz bringen.“
Nur mit Ausgleich
Geht es nach der Wirtschaft, soll freilich
die täglich zulässige Höchstarbeitszeit auf
zwölf Stunden ausgedehnt werden – am
besten ohne Überstundenzuschläge. Die
Bundesregierung hat jetzt die Sozialpart-
ner beauftragt, bis Ende Juni ein Paket zur
Flexibilisierung der Arbeitszeit zu vereinba-
ren; wobei laut Regierungsprogramm die
Interessen von Wirtschaft und Arbeitneh-
merInnen berücksichtigt werden sollen.
Aus Sicht der ArbeitnehmerInnen kann
das nur heißen: Ein Zwölfstundentag ohne
Ausgleich geht nicht. Kaske: „Flexibilisie-
rung der Arbeitszeit darf nicht dazu führen,
dass Einkommen geschmälert werden.“
„Arbeiten und Geld-
verdienen ist wichtig,
aber genauso wichtig
ist Freizeit.“
Elko Hitter,
Oberflächentechniker
bei Bombardier
Bombardier-Arbeiter Walter Buchetits nutzt
die Freizeitoption in der Firma: Er wählte
statt der Lohnerhöhung drei zusätzliche
freie Tage im Jahr
Fotos: Erwin Schuh
Diskussion
Postings zum Thema Arbeitszeit
Diskutieren Sie mit über die Arbeitszeit:
facebook.com/ArbeiterkammerMiro
Seit wann werden Überstunden nicht bezahlt?
Arbeiterkammer
Lieber Miro, […] würden mehr Arbeitsstunden pro Tag als Nor-
malarbeitszeit gerechnet werden und nicht wie bisher als Überstunden, dann
würde das für viele ArbeitnehmerInnen finanzielle Einbußen bedeuten.
Daniel
Scheiße ist das eigentlich nur für den Arbeitgeber. Denn der darf jetzt mehr zah-
len, obwohl man sowieso nicht wirklich mehr als 6 Stunden konzentriert in einem Büro
arbeiten kann.
Silvana
Das wäre das Größte, wenn man die Überstunden bezahlt bekommt […] Es ist
nicht möglich, mit kleinem Lohn Wohnung und etwas Luxus zu haben […] AK. Schön
das es euch gibt. DANKE !!!!!