Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  9 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 32 Next Page
Page Background

V

on zehn Berufsjahren werden

nur zwei angerechnet, um

den Lohn zu drücken. Ein

46-jähriger Mann wird als „zu alt“

für einen Job abgelehnt. Wenn

jemand in schwierigen Zeiten seine

Arbeit verliert, wird er automa-

tisch als „arbeitsscheu“ abge-

stempelt. Dabei antworten viele

Unternehmen oft nicht einmal auf

eine Bewerbung. Die Berichte von

Jobsuchenden in der AK Umfra-

ge zeigen: Die Arbeitssuche wird

immer mehr zum entwürdigenden

Spießrutenlauf.

Dabei sind alle, die eine Arbeit

suchen, in einer wirtschaftlich und

menschlich oft schwierigen Lage. Es

ist blanker Hohn, wenn manche

Personalchefs diese Menschen

durch herablassende Behandlung

herabwürdigen oder Wirtschaftsver-

treter davon sprechen, dass

„Arbeitsunwilligkeit“ härter bestraft

werden soll und die Zumutbarkeits-

regeln bei der Arbeitsuche

verschärft werden sollen.

Es gibt so viele Arbeitslose, weil

es zu wenige offene Stellen gibt,

nicht etwa weil Menschen nicht

arbeiten wollen. Bis jetzt schaffen

es 60 von 100 aller Arbeitsuchen-

den im Schnitt nach drei Monaten

wieder in eine Beschäftigung. Das

zeigt: Die Arbeitsuchenden nehmen

vieles in Kauf, um Arbeit zu finden.

Für sie braucht es mehr

Respekt und gute Angebote. Die

AK hat erreicht, dass in Stellenin-

seraten Gehaltsangaben gemacht

werden müssen. Die AK hat sich

dafür eingesetzt, dass künftig 400

BeraterInnen mehr im AMS die

Arbeitssuchenden besser unterstüt-

zen können und dass das

Fachkräfte-Stipendium den

Menschen wieder die Möglichkeit

gibt, sich weiterzubilden. Das sind

wichtige Ansätze.

In erster Linie ist die Wirtschaft

aufgerufen, mehr zu investieren.

Darüber hinaus sind auch öffentliche

Investitionen in den Bau von

Wohnungen, in Straßen, in die Bahn

und in Kindergärten und Schulen

nötig. Es geht darum, die Arbeits-

losigkeit zu bekämpfen, und nicht

die Menschen, die arbeitslos sind.

Mehr Respekt

AK Präsident Rudi KASKE zum Spießrutenlauf Arbeitssuche

Noch Fragen?

wien.arbeiterkammer.at

AK FÜR SIE 02/2017

9

Wurde gefragt, ob ich auf Stöckel-

schuhen und im kurzen Kleid arbeiten kann, für

Bürojob in einer Personalabteilung!“

Der Vorgesetzte setzte vor mir beinahe alle Kollegen

herab, drohte ihnen mit Kündigung und sprach eine

Kündigung direkt vor mir aus. Ich habe den Job dort nicht

angenommen.“

Ich wurde abgelehnt, weil ich kein Wiener sei. Das kam

dreimal vor.“

Gruppenbewerbungsgespräch mit Behinderten, wo wir

alle unsere Krankengeschichten darlegen mussten. Da

alle vom AMS zwangsverpflichtet waren, hat sich keiner

getraut, etwas zu sagen.“

Von zehn Berufsjahren wurden nur zwei

angerechnet.“

Es wurde mit mir geschrien, weil ich eine viertel Stunde

zu früh gekommen bin.“

Ich habe oft erlebt, dass man Arbeitslosen eine

dauerhafte Stelle verspricht, ihr Dienstverhältnis aber im

Probemonat auflöst, weil man in Wahrheit nur vorübergehend

(Urlaubsvertretung) jemanden gebraucht hat.“

Bewerbung auf die Stelle als Sachbearbeiter,

Einladung zur Portierstelle.“

Fragen zu einer etwaigen Schwangerschaft wurden

gestellt. Dann war die Dame enttäuscht, weil ich keine

Kinder wollte.

Die AK Online-Umfrage „Erfahrungen bei der Arbeitssuche“

534 Menschen auf Arbeitssuche haben im Oktober/November ’16 den AK Online-Fragebogen zu ihren Erfahrungen ausgefüllt.

41 Prozent

erhielten „nie oder selten“

Antwort auf eine schriftliche Bewerbung.

60 Prozent

konnten „nie oder selten“ über

die Höhe der Bezahlung verhandeln.

63 Prozent

bekamen „nie oder selten“

aufgrund bisheriger beruflicher Erfahrung

eine bessere Bezahlung angeboten.

56 Prozent

konnten „nie oder selten“ im

Bewerbungsgespräch persönliche Wünsche zu

Arbeitszeit, Einschulung, Weiterbildung oder zu

familiären Verpflichtungen ansprechen.

33 Prozent

beklagten, „oft oder immer“

habe die AMS-Vermittlung oder die Tatsache,

dass sie arbeitslos waren, beim Bewerben

geschadet.

48 Prozent

sagten, „oft oder immer“ sei

nach ihrem Eindruck das Alter ein Problem

bei der Arbeitssuche gewesen.

18 Prozent

sagten, „oft oder immer“ hätten

sie den Eindruck, dass sie als Mann oder Frau

bei der Bewerbung diskriminiert wurden.

12 Prozent

sagten, „oft oder immer“ habe

ihre Herkunft ihnen bei der Jobsuche

geschadet.

11 Prozent

sagten, „oft oder immer“ sei ihr

Gesundheitszustand für den Arbeitgeber ein

Problem gewesen.

Was sich Menschen

anhören müssen …