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AK FÜR SIE 09/2015
Kino
So kommt die Arbeit i
Action, Thriller, Romanze: Wer ans Kino denkt,
denkt selten an Filme über Arbeit. Aber die gibt
es, und sie sind gar nicht fad.
A
rbeit in Filmen, das ist fast
eine Rarität. Auf der Lein-
wand dominieren Liebe und
Action, Schönheiten und
Superhelden. Arbeit kommt
oft nur am Rande vor, und
das ist erstaunlich: Immerhin spielt die Ar-
beit für die meisten eine zentrale Rolle,
egal, ob man eine hat oder eine sucht, sie
liebt oder nur ungern verrichtet.
200 Filme
Das Bibliotheksteam der Arbeiterkammer
Wien hat begonnen, systematisch Filme
mit Arbeitsbezug zu sammeln und kann Bi-
bliotheksnutzerInnen inzwischen rund 200
DVDs anbieten – darunter Klassiker, Ko-
mödien und Dokumentationen. Filme mit
FabrikarbeiterInnen sind genauso darunter
zu finden wie Dokumentationen über Sex-
arbeiterinnen („Whores’ Glory“) oder Top-
Manager („Der Banker – Master of the
Universe“).
1895 gilt als Geburtsjahr des Kinos.
Der Kurzfilm, der erstmals zahlendem Publi-
kum gezeigt wurde, war „Arbeiter verlassen
die Fabrik“ – mit ebendie-
ser Handlung. Gedreht
wurde er von den Foto-
industriellen Lumière, die
damit ihre neue Filmtech-
nologie bewarben. Die
Zuseher lobten den Rea-
lismus des Films, obwohl
die ArbeiterInnen über-
wiegend in Sonntagskleidung statt in Ar-
beitskitteln durch die Werkstore schritten.
Ganz anders die Darstellung des so-
wjetischen Regisseurs Sergei Eisenstein:
Sein Stummfilmklassiker „Streik“ (1925)
über Arbeitskampf während der Zarenzeit
beeindruckt mit Bildern, die bis heute un-
sere Vorstellung von körperlicher Arbeit
mitprägen.
Der Erste, der ernste Arbeitsthemen ko-
mödiantisch anpackte, war Charlie Chaplin.
In seiner Slapstickkomödie „Moderne Zei-
ten“ (1936) verliert sein Held durch das
unerbittliche Tempo der Fließbandarbeit
den Verstand. Schließlich schraubt er nicht
mehr an Werkstücken weiter, sondern an
Nasen und Knöpfen
…
Tragikomisch geht
es zuweilen auch in DDR-
Filmen zu, so etwa in
„Spur der Steine“ (1966),
wo eine Vorzeige-Baubri-
gade so gar nichts von
Planwirtschaft hält und
kurzum anderen das Ma-
terial klaut, wenn ihnen zu
wenig zugewiesen wird.
Frauen werden Heldinnen
Mit der erstarkenden Frauenbewegung
treten zunehmend Frauen als zentrale Fi-
guren auf: Der BRD-Kurzspielfilm von Hel-
ke Sander „Eine Prämie für Irene“ (1971)
thematisiert erstmals die Doppelbelastung
Charlie Chaplin zum
Beispiel: Sein Held ver-
liert in „Moderne Zeiten“
durch das unerbittliche
Tempo der Fließband-
arbeit den Verstand.
„Brassed off“:
Eine Werkskapelle
führt den Arbeits-
kampf mit Pauken
und Trompeten
„Ganz oder gar nicht“:
Arbeitslose Stahlarbeiter
ziehen blank, weil sie
blank sind