AK Stadt Nr. 2 / 2014 - page 4

wien.arbeiterkammer.at/meinestadt
AK Stadt · Seite 4
Fotos: WIFO (2), Berlin.de/Presse (1), Lisi Specht (1)
Rollsplitt
Ist Wien wirklich abgesan-
delt?
Unter 45 vergleichbaren
europäischen Metropolregi-
onen belegt Wien in vielen
Bereichen einen Platz unter
den ersten 10 – etwa bei der
Bruttowertschöpfung pro
Kopf. In der Produktivität liegt
die Wiener Industrie sehr weit
vorne, auffallend hoch ist
dabei der High-tech-Anteil.
Mit 12,9 Prozent der Indus-
triebeschäftigten arbeiten in
Wien fast doppelt so viele
Menschen in industriellen
Hochtechnologiebereichen wie
in den EU-Vergleichsregionen.
Wie liegt Wien im Vergleich
zu Österreich?
In der Wiener
Industrie ist der Anteil an Wis-
senschaftern doppelt so hoch
wie in Österreichs Industrie,
dafür arbeiten aber um 20
Prozentpunkte weniger Indust-
riebeschäftigte in traditionellen
Fertigungsberufen.
Wo sind die Stärken Wiens?
Getragen wird die Industrie vor
allem durch technologieorien-
tierte Produktionen, unterstützt
durch begleitende wissensin-
tensive Dienstleistungen, etwa
Informations- und Kommu-
nikationstechnologien oder
Forschung und Entwicklung.
Welche Industrie siedelt eher
in einer Stadt an?
Durch die
moderne Technik ist es mög-
lich, die Wertschöpfungskette
im Raum zu verteilen. Also:
Einfache Produktionsschritte
dort, wo es die geringsten
Arbeitskosten gibt, aber For-
schung oder Marketing eher
in der Stadt, wo ich die dazu
notwendigen begleitenden
Dienstleistungen habe.
Hat die Produktivität nur
Vorteile?
Die Produktivität ist
in Wien sehr hoch, weil wir
auch ein wesentlich höheres
Lohnniveau als etwa im an-
grenzenden Bratislava haben.
Aber wenn man das produk-
tivitätsbereinigt sieht, dann
sind die Lohnstückkosten in
Wien mit jenen in Bratislava
fast identisch. Diese hohe Pro-
duktivität ist also notwendig,
bedeutet aber auch, dass die
Beschäftigungsintensität des
Wachstums niedrig ist – Wien
muss also ein relativ hohes
Wachstum erzielen, damit
die regionale Beschäftigung
zunimmt.
Wo muss Wien noch
nachbessern?
Wir haben
bei der Arbeitslosigkeit einen
massiven Bias zu gering
Qualifizierten. Hier gibt es
Handlungsbedarf. Es gibt im
Bildungssystem zu wenig
Durchlässigkeit nach oben,
und in Folge dessen sinkt der
Anteil gering Qualifizierter nur
sehr langsam – zu langsam
für den massiven Wandel
der Arbeitsplätze in Richtung
mittlerer und hoher Qualifika-
tionen.
Nur mehr 7 Prozent der
Beschäftigten arbeiten in
der Industrie...
Statistisch
zählt Betriebsstätte und der
Schwerpunkt der Tätigkeit.
Eine Pharmafirma, die am
Standort auch produziert, läuft
unter Chemieindustrie. Wenn
sie den größeren Teil ihres
Umsatzes allerdings mit dem
Vertrieb ihrer Produkte erzielt,
wird sie unter Großhandel
klassifiziert. Nur noch 54.000
Arbeitsplätze in Wien sind
direkte klassische Industrie-
Jobs. Dazu kommen allerdings
immer mehr Dienstleistungs-
arbeitsplätze, die mit den
Industrieunternehmen direkt
verbunden sind.
Wien als Industriestandort
ÜBERDURCHSCHNITTLICHE QUALIFIKATIONEN
Peter Mayerhofer
vom Wifo hat in seiner Studie „Wiens Industrie in der wissens-
basierten Stadtwirtschaft“ viele Stärken der Hauptstadt analysiert. Doch um in
Zukunft fit zu sein, muss die Metropole nun auch ihre Hausaufgaben machen.
Peter Mayerhofer: Wien steht als Industrieregion gut da!
Die wissenschaftliche
Studie zum Thema!
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media.arbeiterkammer.at/
PDF/Stadtpunkte_10.pdf
Oder als
gedruckte Version
E-Mail
oder
Telefon 01/50165-3047
Stadtpunkte Nr 10
Wiens Industrie in
der wissensbasierten
Stadtwirtschaft
„Es gibt im
Bildungssystem
zu wenig
Durchlässigkeit
nach oben.
Hier gibt es
Handlungsbedarf. “
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