AK Stadt Nr. 2 / 2014 - page 6

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AK Stadt · Seite 6
W
ien wächst und das rasant. Seit 2000
ist die Stadt um die Einwohnerzahl
von Linz gewachsen und bis 2035 wird es
sich gar um „Graz“ erweitern. Bis dahin
werden über zwei Millionen WienerInnen in
der Bundeshauptstadt leben. Besonders
auffallend ist das starke Wachstum der letz-
ten beiden Jahre: Statt der prognostizierten
jährlichen Zunahme um 15.000 Menschen,
kamen 25.000 neue WienerInnen pro Jahr
hinzu. Das spricht für die Attraktivität Wiens,
wirft aber auch viele Fragen auf – etwa: Wo
sollen die neuen WienerInnen wohnen, ar-
beiten oder lernen?
Das starke Bevölkerungswachstum hat
mehrere Ursachen. Einerseits herrscht
starke Zuwanderung, die anders als in den
1960er und 1970er Jahren großteils von den
Nachbarländern getragen wird. Die meisten
„Zuagrasten“ kommen aus Deutschland
und Ungarn. Dazu ist Wien seit jeher für
Menschen aus den Bundesländern attrak-
tiv, da viele von ihnen in der Hauptstadt die
besten Lebenschancen sehen.
Wien keine schrumpfende Stadt mehr
Unabhängig davon wächst die Bevölkerung
in Wien von sich aus. Es sind nämlich – his-
torisch eher selten für Wien – mehr Gebur-
ten als Todesfälle zu verzeichnen. Diesen
positiven Geburtensaldo wird es auch in
Zukunft geben und das Wachstum der
Wiener Bevölkerung wird weiter andauern.
Besonders der Anteil der unter 14-Jährigen
und der über 65-Jährigen wird bis 2035
überproportional steigen. Wien wird daher
gleichzeitig älter und jünger. Das bringt auch
die bisherige Annahme einer zunehmenden
(Über-)Alterung der Bevölkerung – weil die
geburtenstarken Jahrgänge das Pensionsal-
ter erreichen – ins Wanken.
Aber Wien wächst sich nicht bloß jünger,
es wird auch gescheiter. Anders als in der
Vergangenheit, haben viele der in den letz-
ten Jahren zugewanderten WienerInnen
eine gute oder sehr gute Ausbildung. Ihr
Bildungsniveau liegt deutlich über dem der
WIEN WÄCHST
Wien wächst! Aber wohin?
2035 werden in Wien über 2 Mio Menschen leben. Die Stadt wird älter und
jünger zugleich und muss Verkehr, Wohn- und Schulbereich meistern. Die
AK Tagung „WIEN WÄCHST“ diskutierte diese Aufgaben.
Von Thomas Ritt und Peter Prenner
Thema
Mag Thomas Ritt
ist Volkswirt und
Leiter der Abteilung
Kommunalpolitik der
AK Wien
Mag Peter Prenner
ist Volkswirt und
Mitarbeiter der Abtei-
lung Kommunalpolitik
der AK Wien
Österreicher. So haben 28,5 Prozent der Ös-
terreicherInnen eine Universität oder etwas
Vergleichbares abgeschlossen. Von den Zu-
wanderInnen, die seit 2010 zu uns gekom-
men sind, allerdings 47 Prozent.
AK Tagung „WIEN WÄCHST“
Wie Wien den komplexen Aufgaben einer
wachsenden Stadt begegnen kann, wurde
auf der AK Konferenz „WIEN WÄCHST“
über die einzelnen Disziplinen hinweg ana-
lysiert. Dabei trafen internationale Referen-
tInnen sowie ExpertInnen aus den einzelnen
Fachabteilungen der AK Wien und repräsen-
tative StakeholderInnen der Stadt aufeinan-
der und diskutierten fachübergreifend die
Aufgaben der größer werdenden Stadt.
Platz für Wohnungen schaffen
Mit dem Bevölkerungswachstum steigt
auch der Bedarf an Wohnraum. Wien baut
derzeit etwa 6.400 geförderte Wohnungen
pro Jahr, doch es müssten zumindest 8.000
Wohnungen sein. Diese Lücke erklärt auch
die ständig steigenden Mieten und Preise
für Eigentumswohnungen, wie Christof
à
Zusammengefasst
Wien wächst und muss jetzt
die Weichen für die Zukunft
stellen. Mehr geförderte
Wohnungen müssen gebaut,
das Verkehrsnetz erweitert
und Pflichtschulkinder besser
gefördert werden. Dazu sollen
schlechter Qualifizierte eine
größere Chance haben, sich
weiterzubilden. Aufgaben, die
teilweise nur regional zu meis-
tern sind – doch Hürden wie
der Stabilitätspakt verhindern
sinnvolle Investitionen.
Fotos:ErwinSchuh (1),JakobFielhauer (1)
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