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Noch Fragen?

wien.arbeiterkammer.at

AK FÜR SIE 07–08/2017

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Vorwürfe und Verbote helfen nicht. Ange-

hörige, die Anzeichen für eine Kaufsucht

erkennen, sollten das offen ansprechen.

„Es gibt ein Problem. Lass uns etwas da-

gegen tun.“ Eine Therapie hilft bei der

Rückkehr in ein freudvolles und autono-

mes Leben. „Kaufsucht ist eine chronische

Erkrankung. Begibt man sich in regelmäßi-

ge Behandlung, besteht eine Heilungs-

chance von 80 Prozent“, so Musalek.

Einkaufsstudie

Die AK hat 1.000 Frauen und Männer in

Österreich zu ihrem Einkaufsverhalten be-

fragt. Das Ergebnis: Elf Prozent ordnen die

Forscher als „kaufsüchtig“ ein, bei weiteren

13 Prozent sahen sie eine „Kaufsuchtge-

fährdung“, betroffen sind vor allem Frauen

und jüngere Befragte zwischen 14 und 29

Jahren.

Auffällig war: Die Art des Einkaufens

und des Bezahlens spielt eine wichtige

Rolle. „Man gibt Geld, das man nicht vor

Augen hat, leichter aus“, betont die Studi-

enautorin und Konsumentenschutzexper-

tin der AK Wien, Nina Tröger. „Der Einkauf

mit der Bankomatkarte oder der Online-

einkauf sind Fallen für Menschen mit Kauf-

sucht. Im Internet kann man anonym, rund

um die Uhr einkaufen, auch wenn man im

Kaffeehaus oder in der U-Bahn ist“, so Trö-

ger. Dazu kommt: Online muss niemand

mit einem Berg Waren zur Kassa gehen.

Oft kann so die Kaufsucht ganz heimlich

ausgelebt werden.

Hilfe aus der Schuldenfalle

Am Ende steht dann ein oft hoher Schul-

denberg. Bei der Schuldnerberatung Wien

melden sich viele, die sich über Online-

einkäufe verschuldet haben. Beraterin

Gudrun Steinmann erinnert sich an den

Fall einer jungen Alleinerzieherin. Sie be-

stellte immer wieder im Versandhandel, um

sich und den Kindern etwas zu gönnen.

„Ein paar Schuhe, neue Spielsachen, Aus-

stattung fürs Baby.“ Das ging über acht

Jahre, die Bestellungen wurden immer

häufiger und kostspieliger. Die ersten

Mahnungen flatterten ins Haus. Die junge

Mutter begann, die Schulden in Raten ab-

zustottern. Doch Mahnspesen und Zinsen

ließen den Schuldenberg weiterwachsen.

„Versandhäuser verlangen bei Zah-

lungsverzug oft horrend hohe Zinsen, nicht

selten über zehn Prozent. Das steht aber

nur im Kleingedruckten“, erklärt Steinmann.

Irgendwann konnte die Frau Miete und

Strom nicht mehr bezahlen. Dann stand

der Gerichtsvollzieher vor der Türe. Sie

wandte sich an die Schuldnerberatung,

meldete einen Privatkonkurs an. Mithilfe

der Schuldnerberatung konnte die Frau

ihre Schulden abzahlen und in der Woh-

nung bleiben.

SANDRA KNOPP

Sophie Sieber geht gern shoppen, hat aber

ihre Ausgaben im Griff: Sie nimmt sich eine

Summe vor, die sie höchstens ausgeben will

Hier gibt es Hilfe

Das Anton-Proksch-Institut

in Wien bietet Therapien für Menschen mit

Kaufsucht an. Die ambulante und stationäre

Therapie wird von den Krankenkassen

finanziert und ist daher für die Patienten

und Patientinnen kostenlos.

Anton-Proksch-Institut

Gräfin Zichy Straße 6, 1230 Wien

Tel.: 01/880 10-0

api.or.at

Hilfe bei Überschuldung

bietet die

Schuldnerberatung Wien kostenlos an

Döblerhofstraße 9, 1030 Wien

Tel.: 01/330 87 35

schuldnerberatung

@

fsw.at