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wien.arbeiterkammer.atAK FÜR SIE 09/2015
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Mehr Fairness
bei Vergaben
Öffentliche Aufträge sollen an den
besten Anbieter, nicht an den bil-
ligsten gehen.
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Bund, Länder und Gemeinden verge-
ben viele Aufträge an Firmen:
Diese „öf-
fentlichen Vergaben“ gingen bisher meist an
den billigsten Anbieter, weil auch der Staat
unter hohem Spardruck steht. Unternehmen,
die ArbeitnehmerInnen fair bezahlen, wurden
so vom Billigst-Anbieter oft verdrängt.
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Im Baubereich
und allen damit zu-
sammenhängenden Dienstleistungen wird
sich das voraussichtlich bald ändern: Der
Ministerrat hat dem Prinzip „Bestbieter statt
Billigstbieter“ zugestimmt. Es geht um die
Vergabe öffentlicher Aufträge ab einer Milli-
on Euro. Vor allem die Gewerkschaften Bau
Holz und ProGe haben sich dafür eingesetzt.
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Aber dabei darf es nicht bleiben:
Auch bei Aufträgen, wie beispielsweise
Busverkehrslinien, gibt es einen harten Ver-
drängungswettbewerb, der viel zu oft auf
Kosten älterer Beschäftigter und seriöser
Unternehmen ausgetragen wird. „Wir brau-
chen eine verpflichtende Berücksichtigung
von Sozialkriterien bei der Vergabe von
Aufträgen im öffentlichen Nahverkehr, aber
auch etwa im Gesundheitsbereich oder im
Reinigungsgewerbe“, fordern deshalb
AK Präsident Rudi Kaske und der stell-
vertretende Vorsitzende der Gewerkschaft
vida, Roman Hebenstreit.
unter
www.faire-vergaben.atbeitet gern auf der Baustelle in der See-
stadt Aspern: „Die Arbeit am Bau ist
eigentlich super. Körperlich anstrengend,
aber man erschafft gemeinsam mit den
Kollegen aus Nichts etwas Neues.“ Die
Gemeinschaft unter den Kollegen ist
spürbar, wenn etwa der Maurerlehrling
Alexander Krutzler stolz sein T-Shirt mit
der Aufschrift „Betonmuskel“ trägt, das er
von den anderen geschenkt bekommen
hat. Porr sei eine der wenigen Baufirmen,
bei der die Arbeitsbedingungen noch in
Ordnung sind, meint Paar. Von Kollegen
bekommt er aber mit, wie es bei anderen
Baufirmen zugeht: „Ich verstehe das nicht.
Da ist einer gut, aus Polen, und kriegt nur
700 oder 800 Euro.“ Das Besondere an
dem Bau in der Seestadt sei der Ziegel,
der verwendet wird: innen gefüllt mit
Steinwolle, ist die Wärmedämmung schon
integriert.
Indes müssen viele alte Bauten in
Wien erst thermisch saniert werden. Rein-
hard Michtics hat als Dachdecker bei der
Generalsanierung eines Gemeindebaus in
Wien-Hietzing alle Hände voll zu tun.
„Auch die letzten drei Baustellen waren al-
les Großbaustellen, alle mit Beteiligung
der öffentlichen Hand“, sagt er. Bauleiter
Walter Fischer meint, es könnte durchaus
mehr sein: „Wenn ich durch Wien gehe,
sehe ich einige Gebäude, denen eine ther-
mische Sanierung gut tun würde.“
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KATHARINA NAGELE
Busnahverkehr im öffentlichen Auftrag:
Bestbieterprinzip könnte mehr fair
bezahlte Jobs sichern
Foto: Sebastian Philipp
Foto: picturedesk.com / dpa / Robert B. Fishman
AK Präsident Rudi Kaske fordert Investitio-
nen für die Wirtschaft