weichung vorgesehenen höchstzuläs-
sigen Wert, die Dauer der Abweichung
sowie den dazugehörigen Parameterwert
(„Grenzwert“) zu informieren.
MINERALWASSER ODER
LEITUNGSWASSER?
Ob man in Flaschen abgefülltes Was-
ser dem Leitungswasser vorzieht, ist
grundsätzlich eine persönliche Entschei-
dung. Viele KonsumentInnen bevorzu-
gen mit Kohlensäure versetztes Wasser.
Die Geschmäcker der verschiedenen
Wässer sind ebenfalls unterschiedlich.
Leitungswasser sollte man vor demTrin-
ken so lange laufen lassen, bis es kühl
ist, dann ist es qualitativ besser und hat
den besten Geschmack. „Sodawasser“
und „abgefülltes Trinkwasser“ werden
aus Trinkwasser hergestellt und haben
daher dieselben Qualitätskriterien wie
Leitungswasser zu erfüllen. „Natürli-
ches Mineralwasser“ erfüllt höhere Qua-
litätsstandards. Es hat seinen Ursprung
in einem unterirdischen vor jeder Verun-
reinigung geschützten Wasservorkom-
men und wird aus einer oder mehreren
natürlichen oder künstlich erschlossenen
Quellen annähernd gleicher Charakteris-
tik gewonnen. Es ist von ursprünglicher
Reinheit. Bevor natürliches Mineralwas-
ser in Verkehr gebracht werden darf,
müssen entsprechende Gutachten zur
Anerkennung beim Bundesministerium
für Gesundheit eingereicht werden, die
die ursprüngliche Reinheit und das ge-
schützte Wasservorkommen belegen.
Auf der Etikette müssen auch der Ort der
Gewinnung und der Name der Quelle
sowie die analytische Zusammensetzung
unter Nennung der charakteristischen
Bestandteile (Analysenauszug) angege-
ben werden.
Hausbrunnen, deren Wasser nur für
den eigenen Haushalt verwendet wird,
unterliegen nicht den lebensmittelrechtli-
chen Bestimmungen. Die von der Trink-
wasserverordnung festgelegten Untersu-
chungsumfänge und Häufigkeiten gelten
daher nicht. Möchte man trotzdem wis-
sen, ob das Wasser unbedenklich zu ge-
nießen ist, muss man auf eigene Kosten
Untersuchungen durchführen lassen. In
diesem Fall ist zu empfehlen, eine sach-
gerechte Untersuchung und Begutach-
tung von berechtigten Lebensmittelgut-
achtern durchführen zu lassen.
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Schwerpunkt
Seite 24
Wirtschaft & Umwelt 1/2013
Interview folgt
➔
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DI Dr. Helmut Burtscher
ist
Chemieexperte von GLOBAL 2000, Friends
of the Earth Austria.
Worum geht es im „Fall
Korneuburg“?
Burtscher:
Undichte Leitungen
und Abwasserbecken bei dem
in Leobendorf angesiedelten
Pestizidhersteller Kwizda-Agro
führten zu einer massiven
Grundwasserkontamination mit
Pestiziden. Anrainer beobachteten
massive Verkrüppelungen ihrer
mit Grundwasser gegossenen
Gartenpflanzen. Das damals schon
bekannte Insektizid Thiamethoxam
konnte diese Schäden nicht erklä-
ren. Das rief den ORF Schauplatz
und GLOBAL 2000 auf den Plan.
Diese untersuchten das Wasser
umgehend und entdeckten den
Unkrautvernichter Clopyralid. Die
Pestizidkontamination lag 570-fach
über dem bislang höchsten in Ös-
terreich gemessenen Grenzwert.
Wer sind die Betroffenen?
Müssen sie sich fürchten?
Burtscher:
Anrainer mit Hausbrun-
nen, die das Grundwasser nutzten,
wurden zuerst gar nicht und später
irreführend informiert. Über mög-
liche schädliche gesundheitliche
Auswirkungen für Menschen, die
das bis zum Tausendfachen des
Trinkwassergrenzwerts kontami-
nierte Wasser konsumierten, liegen
widersprüchliche Einschätzungen
vor: Ein von der Bezirkshauptmann-
schaft beauftragtes Gutachten der
Agentur für Gesundheit und Ernäh-
rungssicherheit AGES bescheinigt
dem Wasser sogar bei 2000-facher
Grenzwertüberschreitung gesund-
heitliche Unbedenklichkeit, sogar
für Säuglinge. Eine von der Stadt
Korneuburg beauftragte Untersu-
chung des kontaminierten Wassers
mithilfe von Test-Organismen
und menschlichen Zelllinien fand
hingegen mehrfach Hinweise
auf gesundheitliche Risiken. Die
Autoren raten von jeglicher Nutzung
des kontaminierten Wassers ab.
In kleiner Menge, aber über dem
Grenzwert, sind diese Pestizide
auch in die Trinkwasserversorgung
für die Gemeinden des Rußbach-
tals, welche rund 50.000 Menschen
mit Trinkwasser beliefert, gelangt.
Was ist der Stand der Dinge?
Burtscher:
Recherchen von
GLOBAL 2000 zeigten, dass
aufgrund mangelnder Sicher-
heitsauflagen und Kontrollen über
Jahre hinweg riesige Mengen
an Pestiziden unentdeckt in das
Grundwasser gelangen konnten.
Weiters wurden aufgrund mangel-
hafter Untersuchung des belasteten
Grundwassers das Ausmaß der
Kontamination zwei Jahre lang nur
teilweise entdeckt und in diesem
Zeitraum Hunderte Kilogramm
des giftigen Clopyralid in den
Donaugraben gepumpt. Eine sach-
gemäße und gesetzeskonforme
Entsorgung dieser Pestizidmengen
hätte Millionen Euro verschlungen
... GLOBAL 2000 erstattete Mitte
Februar Anzeige gegen Behörden
des Landes Niederösterreich und
des Bezirks Korneuburg wegen des
Verdachts auf Beitragstäterschaft
zur Gefährdung von Umwelt und
Gesundheit.
INTERVIEW MIT HELMUT BURTSCHER VON GLOBAL 2000
BRUNNENVERGIFTER UNTERWEGS
Manche Betriebe haben die von ihnen verursachte Boden- und
damit Grundwasservergiftung jahrelang verschleiert. So etwa im
Bezirk Korneuburg. Wann nehmen die Verursacher ihre Verantwor-
tung wahr?