Zur Erreichung der EU-Klima- und Energieziele sieht Öster-
reichs Energiestrategie einen weiteren Ausbau der Wasserkraft
bis 2015 vor. Gleichzeitig sollen alle Gewässer mindestens dem
Umweltziel „guter ökologischer Zustand“ beziehungsweise „gu-
tes Potenzial“ entsprechen. Lassen sich diese Ziele vereinbaren
und wie weit ist der Stand der Umsetzung?
VON BEATRICE WAGNER*
ie Nutzung der Wasserkraft als
erneuerbarer und kosteneffi-
zienter Energieträger hat eine
jahrzehntelange Tradition in Österreich.
Aktuell deckt die Wasserkraft 58,5 Pro-
zent des nationalen Strombedarfs und
ist somit ein bedeutender Sektor der ös-
terreichischen Energiewirtschaft. Rund
zwei Drittel aller Wasserkraftwerke
sind Laufkraftwerke, ein Drittel ent-
fällt auf Speicher- und Pumpspeicher-
kraftwerke. Nach Angaben der für die
Strom- und Gaswirtschaft zuständigen
Regulierungsbehörde E-Control spei-
sen derzeit 2.619 Wasserkraftwerke in
das Stromnetz ein. Das entspricht ei-
nem jährlichen Gesamtregelarbeitsver-
mögen von knapp 40 Terrawattstunden
(TWh). Eine Erhebung des Instituts für
Wasserwirtschaft, Hydrologie und kon-
struktivenWasserbau der Universität für
BodenkulturWien (BOKU) imZuge des
Forschungsprojektes DSS_KLIM:EN
berücksichtigt ebenfalls Eigenbedarfs-
anlagen und zählt in Summe zirka 5.240
Wasserkraftwerke.
SPANNUNGSFELDER
Diese durchaus hohe Anzahl an
Kraftwerksanlagen spiegelt sich auch
im ausgebauten Wasserkraftpotenzial
wider - etwa 68 Prozent werden bereits
energiewirtschaftlich genutzt. Das ver-
bleibende realisierbare technisch-wirt-
schaftliche Restpotenzial wird auf 12,8
TWh geschätzt, wobei hier bereits öko-
logisch sensible Gebiete wie National-
parks und Welterbestätten Berücksichti-
gung finden. Insbesondere die Nutzung
des verbleibenden Wasserkraftpoten-
zials ist aktuell von einer zunehmend
politischen, wirtschaftlichen und ge-
sellschaftlichen Diskussion geprägt.
Verschiedene Nutzungsansprüche an
Gewässer aus den Bereichen Energie-
und Wasserwirtschaft, Klimaschutz und
Gewässerschutz führen dabei zu unter-
schiedlichen Standpunkten. Die Aufga-
be der EntscheidungsträgerInnen liegt
darin, dieses Spannungsfeld zu überbrü-
cken und zu bewältigen.
ENERGIESTRATEGIE
Gemäß der Erneuerbare-Energien-
Richtlinie EE-RL (2009/28/EG) soll bis
2020 der EU-Anteil erneuerbarer Ener-
gien am Bruttoendenergieverbrauch
auf 20 Prozent steigen. Österreich ist
entsprechend dem im Dezember 2008
verabschiedeten Klima- und Energiepa-
ket der EU dazu verpflichtet, den Anteil
erneuerbarer Energieträger bis 2020 auf
34 Prozent zu erhöhen. Um dieses Ziel
auf nationaler Ebene zu erreichen, wur-
de im April 2009 eine österreichische
Energiestrategie mit Maßnahmenvor-
schlägen des Bundesministeriums für
Wirtschaft, Familie und Jugend und des
Lebensministeriums vorgestellt. Für den
Sektor Wasserkraft ist vorgesehen, 3,5
Fotos: Schuh (2)
*DI Beatrice Wagner
ist
Kulturtechnikerin und Senior
Scientist am Institut für
Wasserwirtschaft, Hydrologie und
konstruktiven Wasserbau an der
BOKU Wien.
Wasserkraftausbau
und Ökologie
D
Seite 18
Wirtschaft & Umwelt 1/2013
Zusammenfassung:
Die Wasserkraft hat tradi-
tionell einen hohen Stel-
lenwert in Österreich. Als
erneuerbarer Energieträ-
ger soll sie auch in Zukunft
bedeutend zur Erreichung
von Klima- und Energie-
zielen beitragen. Bis 2015
sollen 3,5 Terrawattstun-
den des verbleibenden
Wasserkraftpotenzials
ausgebaut werden. Auch
auf gewässerökologischer
Ebene sind gesetzlich vor-
geschriebene Umweltziele
zu erreichen. Dies führt ak-
tuell zu einem Zielkonflikt.
Schwerpunkt
WAsser
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