der Klima- und Energiepolitik auf der
einen Seite und der Umweltpolitik auf
der anderen Seite erschweren eine kon-
sequente Umsetzung der vorgeschrie-
benen Ziele in beiden Bereichen.
Seit Veröffentlichung der Energie-
strategie wurden 47 große Wasser-
kraftprojekte mit einer Gesamt-Eng-
passleistung (maximale Dauerleistung,
die ein Kraftwerk unter Normalbedin-
gungen abgeben kann) von 6.152 Me-
gawatt (MW) und einem projektierten
Gesamtregelarbeitsvermögen von 4,4
TWh geplant und teilweise bereits um-
gesetzt. Bei zusätzlicher Berücksichti-
gung größerer Projekte im Bereich der
Kleinwasserkraft liegt dieser Wert bei
knapp fünf TWh, wobei die individuelle
Realisierung der Projekte zum Teil weit
über 2020 hinausgeht. Nach aktuellen
Erhebungen können jedoch weder die
Ziele der Energiestrategie (3,5 TWh bis
2015) noch jene der E-Wirtschaft (wei-
tere 3,5 TW bis 2020) erreicht werden.
Die jeweiligen Zielerfüllungsgrade lie-
gen gemäß Planung bei 29 Prozent bis
2015 beziehungsweise 43 Prozent bis
2020. Gleichzeitig besteht der Ziel-
konflikt mit den Vorgaben des NGP.
Aktuell entsprechen 37 Prozent der
Fließgewässer dem Umweltziel „sehr
guter und guter Zustand“ bzw. „gutes
Potenzial“. Die restlichen 63 Prozent
weisen einen schlechteren ökologi-
schen Zustand auf, was zu 94 Prozent
auf die belastungsspezifischen Ergeb-
nisse der Qualitätskomponenten Fische
und Makrozoobenthos (mit dem Auge
noch erkennbare tierische Organismen
in Gewässerböden) zurückzuführen ist.
Insbesondere bei Kraftwerkspla-
nungen an Gewässerabschnitten mit
geplanten hydromorphologischen
Maßnahmen, wie etwa Rückbaumaß-
nahmen, ist mit einer Verschärfung des
Zielkonflikts zu rechnen. Von univer-
sitärer Seite zu empfehlen wäre daher
eine strategische, österreichweite Pla-
nung, welche sowohl klima-, energie-
und umweltpolitische Vorgaben als
auch gesellschaftliche Aspekte berück-
sichtigt.
£
Fotos: Schuh (1)
Wasserkatalog
Kriterien zur Beurteilung einer nachhaltigen Was-
serkraftnutzung.
/
wasser/wasser-oesterreich/plan_gewaesser_ngp/was-
serwirtsch_planung/wasserkatalog.html
Aktionsplan
Aktuelle Kraftwerksprojekte und Investitionen der
österreichischen E-Wirtschaft bis 2020.
-
sterreichsenergie.at/oesterreichs-energie-trendfo-
rum-diskutierte-aktionsplan-der-e-wirtschaft.html
Gewässerschutz
Maßnahmenprogramme zum Schutz und
zur nachhaltigen Nutzung der österreichi-
schen Gewässer. NGP 2009:
.
lebensministerium.at/article/archive/29368
Seite 20
Wirtschaft & Umwelt 1/2013
Schwerpunkt
(2000/60/EG) veröffentlicht. Als
wasserwirtschaftliches Planungsins­
trument des Lebensministeriums und
der Länder verfolgt der NGP das Ziel,
eine flussgebietsbezogene Planung
zum Schutz, zur Verbesserung und zur
nachhaltigen Nutzung der Gewässer in
Österreich sicherzustellen. Neben einer
Übersicht zu signifikanten Belastun-
gen und anthropogenen Einwirkungen
auf den Zustand der Gewässer, werden
gesetzlich vorgeschriebene Umweltzie-
le definiert, die stufenweise bis 2015,
2021 und 2027 erreicht werden sollen.
Dies soll durch Maßnahmenprogramme
mit Erhaltungs- und Sanierungsmaß-
nahmen sowie jenen zur Förderung der
wasserwirtschaftlichen Entwicklung si-
chergestellt werden.
Die Festlegung der zu erreichenden
Zielzustände sowie der maßgeblichen
Zustände für Typen von Oberflächen-
gewässern erfolgt durch die „Quali-
tätszielverordnung Ökologie Oberflä-
chengewässer“. Das Hauptziel bis 2015
besteht darin, dass alle österreichischen
Gewässer mindestens einen „guten
ökologischen Zustand“ beziehungs-
weise ein „gutes Potenzial“ aufweisen.
Ein weiterer Ausbau der Wasserkraft,
wie in der Energiestrategie vorgesehen,
könnte diese gewässerökologischen
Zielsetzungen jedoch gefährden und
im Widerspruch zu den Vorgaben der
Wasserrahmenrichtlinie (Verschlech-
terungsverbot beziehungsweise Ver-
besserungsgebot) stehen. Universitäten
und Stakeholder warnen vor ökologi-
schen und flussmorphologischen Aus-
wirkungen, wie zum Beispiel einer Be-
einträchtigung der Gewässerdurchgän-
gigkeit für Fische und Feststoffe, der
Habitatqualität oder der Artenvielfalt
infolge neuer Wasserkraftwerke. Daher
soll bundesweit ein „Österreichischer
Wasserkatalog“ zu mehr Transparenz
bei der Beurteilung neuer Kraftwerks­
projekte beitragen. Ebenso wurden die
Länder angehalten, Kriterienkataloge
als Steuerungsinstrumente zur Unter-
stützung der Behörde für Rahmenpläne
und Regionalprogramme zu erstellen.
Als bekanntes Instrument ist hier der
sogenannte „Tiroler Kriterienkatalog“
zu erwähnen.
AKTUELLER STAND
Österreich zählt im Bereich erneu-
erbare Energien sowie in Hinblick auf
ökologische Vorgaben zu den europäi-
schen Vorreitern. Auf nationaler Ebene
zeigt sich jedoch, dass erhebliche Pro-
bleme bei der Umsetzung der jeweili-
gen Ziele bestehen. Insbesondere die
stark konkurrierenden Zielsetzungen
WASSERKRAFTWERKE IN ÖSTERREICH
* Engpassleistung ist die maximale Dauerleistung, die ein Kraftwerk unter Normalbedingungen abgeben kann
Quelle: IWHW BOKU
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