

Beruf und Familie
Mit dem Papa
geht’s leichter
Besuch bei drei Familien: Berufstätige Mütter
können schneller in den Beruf zurückkehren,
wenn auch der Vater in Karenz geht.
A
ls Emil vor fünf Jahren zur Welt
kommt, wissen seine Eltern
Wolfram und Eva schon genau,
dass sie sich die Kinderbetreu-
ung aufteilen wollen. Die ersten
vierzehn Monate bleibt Eva bei Emil und
seinem älteren Bruder
Lenni zu Hause. An-
schließend geht Wolf-
ram, damals Einkäufer
bei einer Baumaschi-
nenfirma, in Karenz. Eva
kehrt in ihren Job als
Politikberaterin zurück.
„Zu Hause war zu Hau-
se. Arbeit war Arbeit. Man kann das bes-
ser trennen, wenn der Partner zu Hause
ist“, ist sie überzeugt.
Gehen Väter in Karenz, kehren Mütter
schneller in den Beruf zurück. Zu diesem
Schluss kommt das aktuelle AK-Wieder-
einstiegsmonitoring. Vier
von fünf Frauen, deren Partner in Karenz
gegangen sind, können bis zum zweiten
Geburtstag des Kindes wieder im Beruf
Fuß fassen. Teilen sich die Eltern die Ka-
renz nicht, ist nur knapp mehr als die Hälf-
te der Frauen nach zwei Jahren wieder
berufstätig.
Der Anteil der Väter,
die 2012 Kinderbetreu-
ungsgeld bezogen ha-
ben, beträgt etwas weni-
ger als ein Fünftel. Das
ist immerhin eine Verdop-
pelung innerhalb der ver-
gangenen sechs Jahre.
Freilich geht der Großteil der Väter nur bis
zu drei Monate in Karenz.
Aufs Kind eingestellt
Für Wolfram wären drei Monate zu kurz
gewesen. „Erst nach einigen Monaten
spielt sich überhaupt eine Routine ein.“
Fotos: Christian Fischer
„Partnerschaftliche Teilung fördern“
„Wenn auch Väter in Karenz gehen, fällt den Müttern der Wiedereinstieg leichter“,
sagt AK Präsident Rudi Kaske.
Er fordert Maßnahmen, um die Teilung zu fördern.
n
Reform des Kinderbetreuungsgelds:
Für die längs-
te Variante (30 Monate plus sechs Monate für den
zweiten Partner) gibt es über die gesamte Bezugszeit
1.000 bis 2.800 Euro mehr als für die kürzeren. Die
AK fordert einen gleich hohen Beitrag für alle.
n
Recht auf ein
bezahltes Papamonat.
n
Mindestbezugsdauer
beim Kinderbetreuungs-
geld drei Monate – statt bisher zwei. Zumindest sollte
ein Fünftel für den zweiten Elternteil reserviert werden.
n
Gleichstellungsbonus
zum Kinderbetreuungsgeld: plus
1.000 Euro für jeden Elternteil, wenn sich Paare die Karenz
gleichmäßig aufteilen.
n
Bonus für AlleinerzieherInnen:
plus 1.000 Euro als
Ausgleich für fehlende Möglichkeiten einer partnerschaftli-
chen Teilung.
n
Kinderbetreuung:
mehr Unterstützung vom Bund für
den Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, insbesonde-
re für Kinder unter drei Jahren.
„Zu Hause war zu Hause.
Arbeit war Arbeit. Man
kann das trennen, wenn
der Partner zu Hause ist.“
Politikberaterin
Eva
teilte sich mit Partner
Wolfram die Kinderbetreuung
AK Präsident Rudi Kaske will Unterstützung,
damit auch Väter in Karenz gehen
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AK FÜR SIE 07–08
/2015