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AK FÜR SIE 03/2018
Rennen, was
das Zeug hält
Durch die Computerisierung bewegen wir uns zu
wenig, heißt es. Aber so stimmt das nicht. Post-
lerInnen etwa sind immer länger unterwegs.
Fotos: Lisi Specht
15 Kilo am Rücken:
Ohne Computerisierung gäbe es
Siegfried Maierhofers Job als Foodora-Zusteller gar
nicht – er fährt täglich bis zu 60 Kilometer mit dem Rad
Klassisch in Bewegung:
Kellner Arif Koc’ Beruf ist ein
klassisches Beispiel für Branchen, in denen Bewegung
immer schon gefordert gewesen ist
Fordert Verkleinerung der
Zustell-Rayone:
PostlerInnen-
Vertreter Helmut Köstinger (Mitte)
Glabuen Wissen
I
ch gehe täglich auf den Donauturm
und wieder hinunter.“ Andreas ist
seit 36 Jahren als Zusteller bei der
Post jeden Tag auf den Füßen. Da-
bei bedient er 1.600 Haushalte.
Und legt dabei eine
Strecke zurück, die hin-
sichtlich der Kilometeran-
zahl dem Auf- und Abstieg
auf den beliebten Wiener
Aussichtsturm entspricht.
125 Kilo
Dass seine Tour kein lockerer Spaziergang
für den Postler ist, zeigt ein Blick auf den
Wagen, den Andreas schieben muss. Sat-
te 125 Kilo bringen die beiden voll befüll-
ten Taschen insgesamt auf die Waage, mit
denen der Postler heute unterwegs ist.
Durch die Auswirkungen der Compute-
risierung verbringen viele ArbeitnehmerIn-
nen immer mehr Zeit sitzend vor dem Bild-
schirm – andererseits steigt für manche
Branche aber die körperliche Belastung.
So vor allem bei den Post-ZustellerInnen,
die bei jeder Witterung und unter Zeitdruck
ihre Sendungen zustellen müssen.
„Früher gab es drei Arbeitsplätze im Be-
reich, heute muss ich das
alleine schaffen“, sagt An-
dreas über sein Gebiet.
Helmut Köstinger, Vor-
sitzender des Zentralaus-
schusses der Beschäftig-
ten bei der Post, erklärt
die Auswirkungen: „Zu
Spitzenzeiten – von September bis Weih-
nachten – liefert ein Zusteller pro Tag bis zu
eine Tonne an Material aus.“ Dass in den
vergangenen Jahren die Rayone ständig
ausgeweitet und gleichzeitig Personal ein-
gespart wurde, kritisiert Helmut Köstinger.
Durch den stark steigenden Online-
handel ist auch die Zahl der Pakete in den
letzten Jahren massiv angestiegen. Das
bedeutet auch für die PaketzustellerInnen
deutlich mehr Arbeit und eine enorme
Mehrbelastung.
PostlerInnen-Vertreter Helmut Köstinger
sieht die Belastungsgrenze der Brief- und
PaketzustellerInnen bei weitem überschrit-
ten und fordert daher zusätzliches Personal
und eine Verkleinerung der Rayone.
„Früher gab es drei
Arbeitsplätze im Be-
reich, heute muss ich
das allein schaffen.“
Andreas,
Post-Zusteller