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AK FÜR SIE 10/2017
Wissen
Wiener Lied 2.0
Massengeschmack und künstlerischer Anspruch gehen in der
Wiener Musikszene eine ganz besondere Melange ein.
W
ien ist die „Stadt der Mu-
sik“. Eh klar: Walzerklän-
ge, Staatsoper und die
Wiener Philharmoniker.
Wie wäre
es aber
außerdem mit Rock’n’Roll im
iener Dialekt? Techno, der
in Klubs von New York bis
Tokio die Boxen zum Kra-
chen bringt? Oder feministi-
scher Hip-Hop auf Deutsch
und Türkisch? Wiens Beisln und Klubs die-
nen MusikerInnen ganz unterschiedlicher
Richtungen als Inspiration. Hier wurde das
Wienerlied immer wieder neu erfunden.
Die Rockerin Birgit Denk singt mit ihrer
rauhen Stimme im Wiener Dialekt. Sie be-
gann in Wien Musik zu machen, als man
jene Locations noch an zwei Händen ab-
zählen konnte, die legal Live-
Konzerte veranstaltet haben.
Eines dieser Lokale ist das
heutige Schwarzberg, das
unter den Namen Zugabe,
Atrium und zuletzt Ost Klub
schon seit Jahrzehnten Anzie-
hungspunkt für Nachtschwär-
mer und Musikliebhaber war. Seit ein paar
Jahren geht es dort etwas gediegener zu:
So gibt es eine Weinversteigerung zuguns-
ten des Integrationshauses, die Denk mo-
deriert. Birgit Denk hat den wachsenden
Trend österreichischer Mundart-Musik
schon vor ihrem Durchbruch vorausgese-
hen: „Wenn die Eltern gerne Ambros und
Danzer hörten, haben die Kinder sich mit
Kruder&Dorfmeister identifiziert. Deren Kin-
der hören dann Voodoo Jürgens und Nino,
um sich wieder abzugrenzen.“
Geheimtipp Tongues
Erdem Tunakan war Mitbegründer der Wie-
ner Welle an elektronischer Musik, die in
den 1990er Jahren über die ganze Welt
rollte. Gemeinsam mit Patrick Pulsinger be-
gründete er das Label Cheap Records, das
für rauhen, kompromisslosen Klang steht.
„Wien ist schön.
Für einen Musiker
sind optische Ein-
drücke sehr wichtig“
Erdem Tunakan,
Techno-Produzent